… moralischen Fragen
Hi Experts, Habermaß unterscheidet zwischen ethischen und moralischen Fragen. Kann mir jemand erklären warum er das tut? Und worin dieser Unterschied liegt?
… moralischen Fragen
Hi Experts, Habermaß unterscheidet zwischen ethischen und moralischen Fragen. Kann mir jemand erklären warum er das tut? Und worin dieser Unterschied liegt?
Moral ist sozusagen das Umsetzen der ethischen Grundsätze. Um ein Beispiel zu bemühen, ethisch ist es zwar richtig, das alles getan werden soll, um Leben zu erhalten, gleichzeitig kann es aber als unmoralisch angesehen werden, dafür Versuche mit Embryonen zu machen.
Danke für die Antwort aber dein Beispiel scheint mir nicht korrekt zu sein. Versuche an Embryonen ist ethisch und moralisch nicht vertretbar. Ich meine es ginge eher um gesamtgesellschaftliche Fragen (ethische Fragen) und moralische Fragen sind aus Einzelsituationen die das gesamte nicht betreffen. Ich steig da aber net ganz durch.
Moral ist doch auch Gesamtgesellschaftlich zu sehen. Ich gebe zu, mein Beispiel ist nicht ganz ideal - aber siehst du es nicht als ethisches Ziel, Menschenleben zu Retten und/oder zu Verlängern oder Krankheiten zu besiegen?
Vielleicht ist der Unterschied aber lediglich der des Wortursprungs - Ethik kommt aus dem Griechischen, während Moral Lateinischen Ursprungs ist.
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Hi Experts, Habermaß unterscheidet zwischen ethischen und
moralischen Fragen. Kann mir jemand erklären warum er das tut?
Und worin dieser Unterschied liegt?
Hallo manu86,
hier einige hinweise, der zweite Abschnitt ist für dich wahrcheinlich der ergiebigste:
Ethik/Normen/Meinungsverschiedenheit/Streit/Pointe: wenn es keine Norm-Sensitivität (wertende Prädikate) in einem Satz mehr gibt, dann kann ein Widerspruch zwischen Normen nicht mehr als Widerspruch ((s) zwischen Sätzen) zählen – II 248 Ethik/Field: Streit besteht nur über Einstellungen, nicht über Tatsachen – Problem: haben einer Einstellung ist nicht hinreichend, sondern Akzeptieren eines Bezugssystems ist notwendig – (analog: Haben einer Zeitordnung nicht hinreichend) - II 247 Field
Ethik: in Bezug auf ethische Fragen kann sich der Einzelne nur unter Rückgriff auf seine eigene, kulturell eingebettete Lebensgeschichte verhalten. Gegensatz: moralische Fragen: Allgemeingültig unter Rücksichtnahme auf die Interessen aller Betroffenen.
Habermas, ZEIT,09/01
Ethik/Luhmann: Reflexionstheorie der Moral. Kein Archimedischer Punkt (wie bei Aristoteles bis Apel). - „Die Ethik kann die Moral nicht begründen, sie findet sie vor.“ II 110 Luhmann
Ethik/Moral/Nozick: Wurzel ethischen Verhaltens, ethischen Zugs: Empfänglichkeit für die bewertbaren (wertvollen, valuable) Charakteristiken anderer, qua diese Charakteristiken:
Werte/Nozick:… ~ wenn man auch nicht genau weiß, was Werte sind, scheint es so zu sein, daß wir alle Werte suchen.
Nozick: dann kann man sagen: „Töte keine Werte-suchende Iche“
Hindere niemand daran, Werte zu suchen.
(Alternativ zum Kategorischen Imperativ). II 461
ethischer Zug/ethical pull/Nozick: der moralische Anspruch, der uns von anderen auferlegt wird. II 251 Nozick
Ethik/Seel: ist bezogen auf eine gemeinsame Geschichte, die ein engeres soziales Verhältnis geschaffen hat.
Moral/Seel: moralische Rücksicht gilt allen Menschen als solchen. III 146
Seel
objektivistische Ethik/ethischer Objektivismus/Stegmüller: Platon, Aristoteles, Aquin, Leibniz, Kant, Moore, Scheler, Nicolai Hartmann. (Lager)
Grundfrage: Sind moralische Normen objektiv vorgegeben, sind moralische Sollensurteile wahrheitsfähig? Sind Werte und Normen von Menschen erkennbar? Alles wird positiv beantwortet.
subjektivistische Ethik/ethischer Subjektivismus/Stegmüller: Epikur, Hobbes, Hume, Schopenhauer, Max Weber, Mackie. (Lager).
IV 164
These: nichts, was die Moral betrifft, wird entdeckt, sondern vom Menschen konstruiert. Daher keine metaphysischen Voraussetzungen. IV 163
Stegmüller
Ethik/Hume: These: an den Handlungen selbst ist kein Merkmal zu erkennen, welches es gestatten würden, zu unterscheiden, ob sie zu rechtfertigen sind, oder nicht! IV 167
Stegmüller
Ethik/Mackie: These es gibt keine objektiven Werte.
Stegmüller: das ist ontologisch, nicht sprachanalytisch. IV 170
Stegmüller
Verallgemeinerungsethik/Stuhlmann-Laeisz: hier wird die Erlaubnis davon abhängig gemacht, daß es möglich ist, die Handlung allgemein zu vollziehen. Wenn sie kollektiv verboten ist, dann auch im Einzelfall.
Das Bestehen der kollektiven allgemeinen Möglichkeit ist nach (T 19) eine stärkere Bedingung.
Die Unterscheidung zwischen kollektiver und distributiver Möglichkeit ist in der Verallgemeinerungsethik substantiell: es geht darum, ob es möglich ist, daß alle Personen gleichzeitig so handeln, oder jeder zu irgendeinem Zeitpunkt. I 168
Stuhlmann-Laeisz
Ethik/Wittgenstein: 6.43 Wenn das gute und böse Wollen die Welt ändert, so kann es nur die Grenzen der Welt ändern, nicht die Tatsachen, nicht das, was durch die Sprache ausgedrückt werden kann. I 100
Wittgenstein
Danke Timo, dass Zitat von Habermaß trifft genau die Unterscheidung die ich meinte.
Ethik: in Bezug auf ethische Fragen kann sich der Einzelne nur unter Rückgriff auf seine eigene, kulturell eingebettete Lebensgeschichte verhalten. Gegensatz: moralische Fragen: Allgemeingültig unter Rücksichtnahme auf die Interessen aller Betroffenen.
Ich sehe zwar nun die Definition vor mir, kann aber immer noch kein konkretes Beispiel mir vorstellen. Ethische und moralische Fragen sind doch die gleichen, nur fallen die Antworten verschieden aus. Wie soll ich mich verhalten? Ethische Begründung: Liebe deinen Nächsten. Moralische Begründung: Kants kategorischer Imperativ Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.
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Hi Experts, Habermaß unterscheidet zwischen ethischen und
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Und worin dieser Unterschied liegt?
Hallo Manu86
Erklären würde ich das von Habermas so: zwar erscheint das Moralische wegen der nach Habermas notwendigen Berücksichtigung aller Beteiligten objektiver – dagegen könnte man aber genauso gut die Ethik als objektiver ansehen, weil sie über die Interessen E i n z e l n e r – also der oben erwähnten Beteiligten - hinausgeht.
Objektiv wäre die Ethik dann insbesondere wegen der „kulturellen Einbettung“, die natürlich historisch gewachsen ist und die Einstellungen einer ganzen Gemeinschaft/Gesellschaft reflektiert.
Ich fasse mal kurz zusammen:
Moral: Prinzipien, die das Zusammenleben regeln (nicht historisch, eher „immer gültig“)
Ethik: historisch, kulturell, von Gesellschaft zu Gesellschaft wechselnd, aber nicht unbedingt „relativ“.
Ganz gut ist auch der Hinweis von Luhmann: Ethik sei die Theorie der Moral.
Deine Beispiele: Ethik: Liebe Deinen nächsten – Moral: Kants kat. Imp. finde ich dann aber nicht ganz zutreffend: Kant wäre eher auf Seiten der Ethik (Theorie).
Relativismus: manchmal heißt es, was als richtig angesehen wird, sei ja „relativ“. Das sollte man so nicht stehen lassen! Als ob es beliebig wäre, wie man sich verhält. In der jeweiligen Gesellschaft gelten ja auf jeden Fall die Maßstäbe dieser Gesellschaft. (Also kein Relativismus). Ob dann
z w i s c h e n den Gesellschaften Relativismus herrscht, ist ein furchtbar unergiebiges Thema.
Beispiel: die Menschenrechte werden oft als übergreifend objektiv angesehen, und dann heißt es, die Scharia (islamisches Recht) verstoße gegen sie. Das denke ich auch, es ist aber schwer zu begründen.
Wenn Du es brauchst, kann ich noch die Titel heraussuchen, die sich hinter den römischen Ziffern meiner ersten Antwort verbergen – das artet dann aber in Arbeit aus…mach ich aber, wenn Du willst.
In ein paar Tagen fällt mir vielleicht noch was dazu ein, dann bin ich im Urlaub. Ich würd mich dann noch mal melden.
Gruß von „Ich-heiß-natürlich-nicht-Zettsky“-Martin.
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Hi Experts, Habermaß unterscheidet zwischen ethischen und
moralischen Fragen. Kann mir jemand erklären warum er das tut?
Und worin dieser Unterschied liegt?
Hallo manu,
leider kann ich dir bei deiner Frage nicht weiterhelfen, weil ich den Text von Habermas nicht kenne, auf den du dich beziehst.
Allgemein wird in *der* Philosophie nicht wirklich zwischen ethsich und moralisch unterschieden. Und wenn, dann sehr individuell. Da muss man auf den Kontext achten, in dem die Unterscheidung etabliert wird.
lg Günter