Unterschiede bei Handarbeitswolle

Hallo liebe Häkler und Häklerinnen!

Ich möchte (um mal was anderes zu machen als abends plump vorm Fernseher zu hocken) gerne mit dem Häkeln anfangen (wenn meine Tante Boshis häkeln kann, kann ich das auch :wink:).

Nun bin ich auf der Suche nach dicker Häkelwolle und leider haben wir a) keinen gut sortierten Handarbeitsladen in der Nähe und b) habe ich leider sehr wenig Zeit nach der Arbeit (also zwischen Feierabend und Kinder-im-Bett) und muss mir deswegen Wolle im Netz besorgen (was ich schade finde, denn ich kann sie ja da nicht mal anfassen…)

Kann mir jemand sagen, welche Gramm-Angaben diese dicke Wolle hat? Meine Kollegin hat einen Rundschal aus richtig dicker Wolle, würde schätzen einen 1 cm im Querschnitt. Welcher im Netz angebotenen Woll"größe" würde das entsprechen und wie „errechne“ ich mir daraus die entsprechende Häkelnadel?

Danke für Tipps, bin da ein echter Laie, an dem ihr alle eure Kenntnisse gerne auslassen könnt!

Gruß
finnie

Hallo,

es wäre schön, wenn es da eine einfache Antwort gäbe =)

Auch wenn zwei Wollfäden augenscheinlich den gleichen Durchmesser haben, so kann sich ein völlig unterschiedlichen Strick- bzw. Häkelbild ergeben.

Es gibt Wolle, die ist in sich sehr voluminös und macht von sich aus große Maschen, dann gibt es wieder Wolle, die ist in sich nicht sehr voluminös und macht eher kleine Maschen. Aber das stellt man nicht dadurch fest, dass man die beiden Fäden nebeneinander legt und sich beguckt, sondern man muss sie verklöppeln.

Das hängt u.a. davon ab, wie viel Luft in den Fasern enthalten ist, wie es versponnen wurde, aus wie vielen Fäden, etc. Dann natürlich auch immer eine Frage des Musters, wie die Maschen dann erscheinen.

Als erstes sollte man für dicke Wolle zunächst auf die Lauflänge schauen. Wollknäuel werden in der Regel nur in 50g Einheiten angeboten, von daher bringt einem das Gewicht nicht viel. Je kürzer die Lauflänge, desto dicker das Garn. Jetzt ist „dick“ auslegbar, aber ich denke unter 100 Meter pro 50 Gramm hat man schon etwas halbwegs dickes. Ansonsten: Mehrere Fäden mit einmal verklöppeln =)

Dann würde ich noch auf die angegebene empfohlene Nadelstärke schauen, je höher die ist, desto voluminöser wird natürlich auch die Masche. Aber hier bitte etwas mit Bedacht hinschauen. Ich habe das Gefühl, dass Garnhersteller immer mehr zu Locker-Strickern mutieren. Wenn beispielsweise angegeben ist 4 bis 5, weiß ich eigentlich schon vorher, dass ich maximal eine 3,5 nehmen werde, weil mir sonst das Maschenbild zu locker wird. Aber vielleicht bin ich eh ein Brettstricker =)

Und dann mal noch auf die Maschenprobe schauen, die auf der Banderole angegeben ist. Ist zwar auch tendenziell meistens eher in Richtung Locker-Stricker, aber es reicht als groben Überblick. Je weniger Maschen auf 10cm, desto dicker die Maschen.

Um mal noch einen Überblick zu geben hier mal eine Tabelle. Sie gibt einen groben Überblick über Garnqualitäten. Für dicke Wolle würde ich etwas ab Medium (Nr. 4) aufwärts empfehlen.

Dann folgende Zeilen beachten:
Crochet Gauge* Ranges in Single Crochet to 4 inch (Anzahl feste Maschen auf 10cm)
Recommended Hook in Metric Size Range (empfohlene Nadelstärke in Millimeter).

Und es sei noch angemerkt, dass man eine Nadelstärke nicht ausrechnen kann. Es kommt immer darauf an, wie fest man klöppelt und was man für ein Maschenbild bevorzugt und was es überhaupt am Ende werden soll (Bügelbrett oder Netzhemd).

Hier mal noch eine Anleitung für ein sehr hübsches Mützchen wie ich finde.

LG
S_E

Nachtrag
Ich würde auch eher zu Naturwolle von Tieren tendieren als zu Chemiefasern oder Pflanzenfasern.

Mit Chemiefasern hab ich generell ein Problem, als geringe Beimischung noch ok, aber reine Chemie *bäks*

Ich stricke meistens nur mit Schafwolle in sämtlichen Ausprägungen oder Mohair oder Merino und was weiß ich noch. Mein heimlicher Favorit ist ja neuerdings Yak. Hält unglaublich warm und pillt so gut wie gar nicht. Dafür allerdings recht teuer.

Letztens habe ich aber mal notgedrungen auf Baumwolle zurück greifen müssen, weil meine Arbeitskollegin kein tierisches Garn verträgt. Und ich fands furchtbar. Unelastisch, splissig (lag vielleicht auch an der Verarbeitung), nicht großartig anschmiegsam und irgendwie so…mmh…kalt halt. Alles in allem richtig störrisch und ich hatte das Gefühl, es wollte einfach keine Mütze werden =)

Aber das ist etwas persönliches, du kannst da ganz anderer Ansicht sein.

LG
S__E

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1000 Dank…
… Secret_Eyes!

Du hast mir da ja quasi einen Anfänger-Crashkurs gegeben :wink:
Jetzt kann ich wenigstens mit den ganzen Angaben, mit denen Wolle versehen wird, einigermaßen was anfangen :smile:)

Tja, tierische Wolle ist leider auch bei mir ein Problem, das vertrage ich so gar nicht (zumindest nicht auf der Haut). Werde wohl mal mit einer Mütze aus Wolle anfangen und dann mal gucken was sich da bei einem Schal machen lässt (WENN ich es denn überhaupt hinbekomme :wink:.

Danke nochmal!!
finnie

Ja gern geschehen =)

Ich hab mal gelesen, dass Lama wenig allergieauslösend sein soll. Da ich mit so etwas zum Glück keine Probleme habe, hab ich das aber noch nicht ausprobiert und ich glaube verstrickt habe ich es auch noch nicht.

Mittlerweile wird das Zottelzeug wohl auch ganz anständig verarbeitet, so dass es recht weich ist.

Aber auch die Bandbreite an Pflanzenfasern ist riesig. Reicht über Hanf, Jute, Papier, Bambus, Sisal, Maulbeerseide, etc.

Aber hier würde ich schon schauen, dass man immer bissl Chemie dabei hat, die machen die Garne elastischer und die neigen dann auch nicht so sehr zum Ausleiern (steifes Garn = Leierrisiko). Von den Pflanzengarnen soll Sisal noch mit am elastischsten sein, aber hier fehlt mir die Erfahrung um das beurteilen zu können.

Von NEXT gibt es noch die Linie ReCotton, die verwursten u.a. Textilreste zu Wolle, vielleicht ist da noch etwas hübsches für dich dabei.

Einfach mal anfangen, du wirst ja sehen was draus wird =) Am besten noch so etwas wie ein Tagebuch führen, also was man mit welcher Wolle gestrickt hat. So kann man im Nachhinein noch nachvollziehen, dass man mit einem Baumwollgarn besser kein zweifarbiges Patentmuster versucht…

LG
S_E

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