Unterschiede der Nachrichtenmagazine

Hallo,

mich würden mal verschiedene Meinungen zu den Magazinen Spiegel, Stern und Focus interessieren. Wo stehen sie politisch, welche Art Journalismus wird betrieben, welche Qualität haben die Berichte, wo gibt es gravierende Unterschiede, etc.

Gruß

seventh_son

Nur EINE eigene Erfahrung zur Seriosität
Hi!

welche
Qualität haben die Berichte,

Nur zu diesem Punkt will ich etwas sagen, da ich eine eigene Erfahrung gemacht habe.

Ende der 90er Jahre (irgendwann Sommer 98) gab es mal wieder richtig Zoff bezüglich dre Förderung des Steinkohlebergbaus, welcher richtig Staub aufgewirbelt hat.

Focus, Spiegel und Stern berichteten.

Im Focus standen Zahlen, die völlig an der Realität vorbeigingen, es wurden Behauptungen zu Fakten der Demonstrationen aufgestellt, die mit dr Realität nichts zu tun hatten - eigentlich wurde nur miese Polemik nach BILD-Muster verbreitet. Zitat meines damaligen BR-Vorsitzenden: Ich saß abends in der Wanne, las den Focus, und das Badewasser fing an zu kochen.

Im Stern wurde etwas (bergbau)freundlicher berichtet, allerdings stimmten auch hier etliche Zahlen nicht. Ein Zitat besagte, dass ein frisch ausgelernter Berg- und Maschinenmann auf der Zeche Prosper 4000,-DM netto verdienen würde. Kurz nach der Veröffentlichung des Stern rannten uns im Personalbüro des Bergwerks Lohberg-Osterfeld die frisch ausgelernten Berg- und Maschinenleute die Bude ein, weil sie nach Prosper verlegt werden wollten :wink:

Der Spiegel berichtete sehr kritisch, aber absolut ohne Fehler. Es war für die Bergleute nicht besonders angenehm, diesen Artikel zu lesen, aber letztendlich war nichts getürkt.

Das ist nur ein Beispiel, was mich damals dazu veranlasst hat, auf den Focus generell zu verzichten und den Stern sehr sehr kritisch zu sehen. Ich kaufe mir eigentlich nur noch den Spiegel - unregelmäßig.

Vermutlich gibt es andere Beispiele, denen anderen Erfahrungen zu Grunde liegen.

LG
Guido

Hallo,

Spiegel, Stern und Focus interessieren.

Den Stern kann man nur lesen, um zu erfahren, womit das Volk gerade mal wieder verdummt wird, man sich die BILD-Zeitung aber nicht antun will.

Alle Themen in denen ich mich auskenne sind im Stern absolut schlampig recherchiert und ein gutes Stück Meinungsmache ist eigentlich auch immer dabei.

Der Spiegel ist wesentlich besser recherchiert, fällt mir persönlich aber durch zu starke Meinungsmache auf. Das ist allerdings persönlicher Geschmack und ich schließe mich Guido an, viel falsches habe ich darin noch nicht gelesen.

Zum Focus kann ich mich nicht äußern, da fand ich schon immer die Werbung auf BILD-Niveau, das Blatt selbst wollte ich mir dann gar nicht erst antun.

Grüße,

Anwar

Zum Stern kann man eigentlich gar nichts mehr sagen,
seit der Kujau Geschichte, oder seit der Nannen
das nicht mehr so entscheidet, oder beides.

Der Spiegel hat ein Rezept, so mein ehemaliger
Deutschlehrer. Der Spiegel hat die Vorstellung, dass die Menschen
also die Speigeleser, beleuchtet haben wollen , dass
die Mächtigen plump und herrschsüchtig (mit vielen Fauxpas)
über ihre Köpfe hinweg regieren.
Dazu suchen sie sich eine geeignete Geschichte, wo das wahrscheinlich
sogar so ist, dann ziehen die Spiegelredakteure iher schlüsse und übertragen die Schlüsse und Recherchierungsstränge, sozusagen wie
einen Kabelbaum auf andere Geschichten, mit viel Zynismus,
dabei ist es egal, ob das der Wirklichkeit entspricht, irgendwas wird
wohl hängenbleiben, ist aber egal, ist besser als nix an aufklärerischem Journalimus. Egal on links oder rechts, sie fallen
über alles her, was irgendie muffig anrüchig ist. Für die eine Geschichte investieren sie viel Zeit, aber die Artikel für die anderen rotzen sie im wochenrythmus raus, ohne systematische qualitätssicherung, aber recht treffsicher, in dem Sinne
dass das dann niemand mehr verfolgt.

Obwohl ich nicht so die Richtung bin, les ich am liebsten
Rheinischen Merkur, oder andere tiefschwarze Zeitungen,
da weiss ich wo ich dran bin, nachlassen tun die aber auch.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Für einen Facharbeiter der Richtung IG Metall,
Bergbau Chemie am Fliessband, mit Pendelkilometern
auf der Lohnsteuerkarte, Nachtschichten und steuerfreien
Sonntags, Dreck/hitze/gefahr Zulagen etc, ja für eine solchen,
war 4000 DM netto pro Monat nichts aussergewöhliches,
zu jener Zeit.
Beim Bund (18-20) waren Leute in meiner Komapanie,
die als Galvanisatuerfacharbeiter sogar 6000 im Monat hatten, was daran liegen kann, dass sie privat Telie mitbrachten und galvanisierten und dafür privat Geld bekamen, oder das kam dazu, ich weis es nciht mehr, sie mussten aber ihren Porsche 965? verkaufen und mit einem 911 Vorlieb nehmen, als sie zu zum Bund gingen.

Im übrigen schildert der Spiegel oft, wie toll alles in Holland ist,
da hat man den Steinkohlebergbau 1968 zu gemacht,
und den arbeitern einfach ihr Gehalt weiterbezahlt,das
war billiger als Kohle zu fördern. Sie haben ihre Flöze auch nicht
an Deutschland verkauft, falls Öl mal echt teuer wird, haben sie noch Kohle zum fördern.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

ergänzend zu den anderen meinungen:

Der Spiegel leistet sich immer wieder den Lxus, auch nicht so angesagte Themen über mehrere Seiten ausführlich zu beleuchten, während beim Focus (fast) alles auf eine Seite gepresst werden muß.

&Tschüß

Wolfgang

Schön…
Hi!

Für einen Facharbeiter der Richtung IG Metall,
Bergbau Chemie am Fliessband, mit Pendelkilometern
auf der Lohnsteuerkarte, Nachtschichten und steuerfreien
Sonntags, Dreck/hitze/gefahr Zulagen etc, ja für eine solchen,
war 4000 DM netto pro Monat nichts aussergewöhliches,
zu jener Zeit.

…nur um die ging es nicht!

Halbier die Summe, und Du hast eine realistische Zahl für einen frischen BuM zu dieser Zeit!

LG
Guido

Hi,

für mich ist der „Focus“ die „Bild“-Zeitung für „Spiegel“-Leser.

Der „Stern“ hat tatsächlich nachgelassen. Früher hab’ ich ihn mir noch gekauft, heute lese ich ihn nur bei Arztbesuchen im Wartezimmer. Allerdings finde ich, dass sich nach dem journalistischem Einbruch nach der Kujau-Affaire doch einiges wieder verbessert hat. Gerade geschichtliche Dokumentationen über mehrere Nummern hinweg zu bringen, finde ich sehr mutig.

Der „Spiegel“ ist nach wie vor mein Favorit.

Gruß zum WE

Anja

Es handelt sich hier um seinerzeite Nettoangaben.
Ein unverheirateter BuM, ohne Pendelkilometer auf der Lohnsteuerkarte
bei gleichem Brutto kriegt wesentlich weniger Netto, als ein mit einem nicht verdienenden Ehepartner verheirateter BuM.
Falls der dan auch noch steuerferei Zulagen bekommt, aufgrund von
Schichten nachts, an Sonntagen und schmutz,Gefahr etc, dann wirds noch mehr. Es könnte durchaus sein, dass die Belegschaft das für attraktiv befindet, ältere arrivierte BuMs bekommen diese Schichten, junge nicht, ist ne Frage der Einteilung. Der Unterschied von 2000 Netto
ist da schnell erreicht. Der Spiegel nimmt das zum Anlass irgendwelche
Schlüsse zu suggerieren, so wies aussieht.
Allegemeingültig ist das aber nicht, wie Du selbst sagts.
Es ist auch ne Leistung dahinter.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

internationaler Vergleich
Hallo,

Focus habe ich ein paar Mal in den Händen gehabt und
mich meist entweder gelangweilt, geekelt oder aufgeregt.
Spiegel mochte ich früher.
Aber seit ich im Ausland gelebt habe, viel mir mit ziemlicher
Regelmässigkeit auf, dass das, was der Spiegel als große
Titelgeschichte verbrät, einige Wochen vorher in Times oder
Newsweek zu lesen gewesen ist (außer natürlich ganz speziell
deutsche Themen). Wenn einem dann noch im direkten
Vergleich auffällt, dass da jemand sich mehr als den Titel
zum Vorbild genommen hat, dann nimmt einem das irgendwie
das Vertrauen zur Seriosität der Veröffentlichung.

Gruß
Elke

Nein!
Hi!

Lies doch einmal, was ich schrieb!

Ich redete von frisch ausgelernten BuM.

Die sind damals in der Regel nicht verheiratet und in Lohngruppe 8 eingesetzt.

LG 8 hieß Schichtlohn von ca 115 DM. Diese 115 DM mit den üblichen 22 Schichten multipliziert ergibt 2530 DM brutto.

Pack da meinetwegen noch Untertage-Zulage und Anfahrtsprämie (zusammen waren das 15 DM je Schicht) drauf, dann kommt man auf 2.860 DM brutto.

So viele Überschichten kann man gar nicht kloppen, um daraus 4000 DM netto zu machen!

Um steuerfrei auf 4000 DM netto zu kommen bedarf es eines Schichtlohns von 218 DM (ich habe mal 20 % SV-Abgaben gerechnet). Das war damals noch nicht einmal mit LG 14 (der höchsten überhaupt - Strebmeister) möglich!!!

Der
Unterschied von 2000 Netto
ist da schnell erreicht.

Der Unterschied von 2000 DM BRUTTO war schon fast unmöglich!

Der Spiegel nimmt das zum Anlass
irgendwelche
Schlüsse zu suggerieren, so wies aussieht.

Nicht der Spiegel - der Stern!

LG
Guido

Um steuerfrei auf 4000 DM netto zu kommen bedarf es eines
Schichtlohns von 218 DM (ich habe mal 20 % SV-Abgaben
gerechnet). Das war damals noch nicht einmal mit LG 14 (der
höchsten überhaupt - Strebmeister) möglich!!!

Der Unterschied von 2000 DM BRUTTO war schon fast unmöglich!

Nicht der Spiegel - der Stern!

Du hast Recht, der Stern hat Schlüsse suggeriert,
nicht der Spiegel. Ich versteh jetzt dennoch nicht,
warum es für einen Bergmann unangenhem war, den Artikel zu lesen.
Meine Kernaussage war auch, dass es durchaus möglich ist,
an die 4000 euro netto zu haben. Unter den erwähnten Umständen steht das den Leuten auch zu. Auch das für 8000 Dm erworbene und heute 100000 Euro Wert seinende Bergmannssiedlichhaus, nach Renovierungseigenleistung. Das Beklagen der niedrige Nettolöhne
haben letztens auch die jungen Klinikärtze losgetreten,
die auch Nachtschichten haben.
Warum ich so durcheinander geraten bin kann ich erklären.
dieses Wort von Dir, dieses ‚getürkt‘.
Ein mir befreundeter fertiger Bergbauingeniuer hat mich mal einegeladen, unter Tage nach Hückelhoven. das besondere ist,
dass das Flöz dort seht niedrig ist, und man immer kriechen muss.
Da waren auch türkische Mitarbeiter, ehem, also Kumpel,
von weit her gependelt, die Kollegialität war ungemein, mein Freund begrüsste sie freudig und gleicher Herzlichkeit, wie die anderen deutschen Kollegen, mit der er sein Praktikum verbracht hat. Die anderen Kollegen hielten das auch so. 'N par Jaher später hab ich ne Radtour gemacht an der Schwarzmeerküste, ich hab dort Bergleute in der Kneipe kennegelernt, in Zonguldak, sie schwärmten mir von der Deutschen Bergbaukultur vor, also der unter Tage.
Im Nachinnein hab ich gar nicht verstanden, wie dieses Buch ‚Ganz unten‘ zu stande gekommen ist, was ich dem Spiegel-Sumpf zuordne,
oder war das ein Strn-Buch?
Der Ingenieur ist dann in die Lausitz, zur dieser
Treuhand-Gesellschaft, für BAT III Ost, nach 5 Jahren Studium und
2 Jahren Referendariat, BAT III Ost dürfte nicht wesentlich mehr gewesen sein, als ein BuM Netogehalt nach Schichten.

LG
Guido

Hallo zurück,

meine Erfahrungen sind:

Stern:
viele Bilder, versucht möglichst breit (und flach?) zu informieren, das Niveau eher Boulevard. Lese ich wenn ich irgendwo warten muss und nichts interessanteres ausliegt.

Focus:
als langjähriger Spiegelleser las ich ca 1/2 Jahr Focus als dieser neu erchien. Im Gegensatz zum Spiegel war der Focus farbiger,(wortwörtlich); mir gefielen die vielen Graphiken sowie der Versuch auch Themen zu bringen als eine Art „alltägliche benefit“ für die Leser; also Empfehlungslisten, usw. alles kurz und knapp.
und genau dies schreckte mich dann auch wieder ab; ich fand das Niveau der Texte nicht gut; bei interessanten Stories hätte ich gern mehr gewußt mehr Hintergründe oder Querverweise.
Mir fiel dies vor allem auf als ich 3-4 mal Focus und Spiegel parallel kaufte und den Inhalt gleicher Themen verglich.

Spiegel:
las ich von der Jugend weg wöchentlich; mit der Zeit hatte ich den „moralischen Zeigefinger“ satt und wechselte zu Focus. Aufgrund des besseren Niveaus, besser geschrieben und recherchiert lese ich wieder Spiegel. Allerdings inzwischen nur noch ausgewählte Titel; ab und an.

In den letzten Jahren hat sich auf diesem Markt viel getan; einige neue Magazine mit guten Ansätzen haben überlebt. Auf diese weiche ich immer öfters aus.

Gruß
Wmalauer

In den letzten Jahren hat sich auf diesem Markt viel getan;
einige neue Magazine mit guten Ansätzen haben überlebt. Auf
diese weiche ich immer öfters aus.

Könntest du da mal ein paar Namen nennen und die Inhalte jeweils bewerten?

Gruß

seventh_son

Hallo,

mit der Zeit hatte ich
den „moralischen Zeigefinger“ satt und wechselte zu Focus.

Ah ja, danke, diesen Begriff habe ich gesucht, als ich meinen Beitrag schrieb, aber bin einfach nicht drauf gekommen. Danke nochmal!

Grüße,

Anwar

Hi;

ich stöbere regelmäßig in Buchhandlungen und teste; ab und an bleibt eine Neuerscheinung hängen. Stark aufgekommen sind „Nischenmagazine“ ganz auf den persönlichen Geschmack/Interessen zugeschnitten, meist Monatszeitungen.
Ich selbst lese oft, aber ohne Abo:
MIT für Wissenschaft und Technik, Brand eins für Wirtschaft, Cicero für Politik und Gesellschaft und einige einzelne Exemplare; von Galore bis Zeit,Geschichte,Biographien usw.
Dazu Tageszeitung und teils internet um die aktuellen Infos zu bekommen. Hinzu kommen ab und an podcasts und Hörbücher.
das reicht dann massig, alles kann ich meist eh nicht lesen/hören; dazu fehlt die Zeit; also wähle ich gezielt aus.

komplett ist der Spiegel nicht zu ersetzen, d.h. ich kenne kein dt.sprachiges Magazin welches diese Breite in diesem Niveau abgeckt; also ersetze ich ihn mit meherern Medien.
Es ist immer wieder mal die Rede davon ein drittes Nachrichtenmagazin auf den Markt zu schmeissen; bisher war allerdings die Meinung vorherrschend, dass der dt. Markt dies nicht hergibt. Ich könnte mir deshlab eher vorstellen dass es mal dt. Ausgaben von times usw. gibt.

mit freundlichem Gruß
Wmalauer