Unterschiede Rindfleisch verschiedener Herkunftsländer

Hallo zusammen,

heute mal eine Fachfrage zum Thema Rindfleisch, im besonderen Roastbeef.

Unser Gastrogroßverbrauchermarkt verkauft Roastbeef bzw. Rindfleisch verschiedenster Herkunftsländer.

Im Angebot wären:

Argentinien (BlockHouse)
Argentinien („No name“)
Brasilien
Uruguay
Irland
Deutschland

Mir geht es ums einfach zu machen ums Roastbeef, meistens 5-6kg Stücke, vakuumiert.

Kann mir jemand sagen, welche großen Unterschiede es bei den verschiedenen Herkunftsländern gibt?
Hab das eine oder andere zwar durch, kann mir aber nicht von jedem ein 5kg Stück auf Lager legen um dann einen Direktvergleich durchzuführen. So ist es schwierig Unterschiede festzustellen.

Wäre toll wenn jemand von ein wenig Fachwissen hat und mich ein wenig schlauer machen kann… :smile:

CU - ein xbeliebiger

PS: Das beste was ich hier allerdings mal bekommen hatte war ein 3kg Stück Tiroler „Ochsenroastbeef dry aged“ - hui das war lecker…

Hallo!

ganz einfach und etwas verallgemeinert könnte man sagen,das südamerikanische Rindfleisch(argentinisches allemal) stammt überwiegend von Rindern,die frei über das Grasland ziehen und sich dort ihr Naturfutter suchen. . Tiere sind so ständig draußen und in Bewegung, dadurch bekommt das Fleisch eine andere Struktur( marmoriert)  als bei Rindern aus dem Stall.  Das Fleisch ist von vielen kleinen Fettäderchen durchzogen,die es beim Braten saftiger bleiben lassen.

MfG
duck313

Hallo,

ich merk schon, wenn man was vergißt zu schreiben, machen sich andere zuviel Arbeit, sorry dafür.

Also das mit dem Unterschied zwischen „uns“ und „Südamerika“ ist klar, nicht nur das dieses Fleisch strukturell besser ist, ich finde auch das geschmacklich ein großer Unterschied besteht.

Mir geht es wirklich im speziellen, um die Unterschiede der einzelnen südamerikanischen Länder, denn auch die Preise unterscheiden sich z.B. recht deutlich, so ist z.B. das brasilianische durchweg das günstigste Rindfleisch von „drüben“

CU - der xbeliebige

Hallo,

oh wohl gibt es geschmackliche Unterschiede bei Rindfleisch, ganz erhebliche sogar.

Fleisch aus Argentinien ist fast immer vom Angus-Rind, die immer mehr zur Endmast in eingezäunten Arrealen (feedlots) gehalten werden. Das Fleisch dieser Tiere ist ausgesprochen schmackhaft. Übrigens essen die Argentinier nur!!! Ochsenfleisch und das Fleisch frisch, also überhaupt nicht abgehangen. Versuch mal hier Ochsenfleisch zu bekommen, fast unmöglich, da die Deutschen nur ganz mageres Fleisch vom Bullen essen wollen. Das Ochsenfleisch ist wunderbar marmoriertes Fleisch, in den Fettadern, die beim grillen wegbrutzeln, liegt der Geschmack.

Leckeres Rindfleisch kommt auch von der Hereford-Rasse, Charolais und Uckermärker, bei dem Charolais mit Fleckvieh gekreuzt wurde. Kobe-Fleisch soll auch außergewöhnlich gut sein, kenne ich aber nicht.

Ich krieg’ schon wieder Appetit . . .

Grüße Malvenblüte

Hallo,

Versuch mal hier Ochsenfleisch zu bekommen, fast
unmöglich,

Ochsenfleisch gibt es bei REWE, bei Kaufhof, bei Karstadt, bei Kaiser’s usw. Von unmöglich kann also keine Rede sein.

da die Deutschen nur ganz mageres Fleisch vom
Bullen essen wollen.

Wer sind denn „die Deutschen“?

Leckeres Rindfleisch kommt auch von der Hereford-Rasse,
Charolais und Uckermärker, bei dem Charolais mit Fleckvieh
gekreuzt wurde. Kobe-Fleisch soll auch außergewöhnlich gut
sein, kenne ich aber nicht.

Wird überschätzt.

Gruß
C.

Hi C.,

Ochsenfleisch gibt es bei REWE, bei Kaufhof, bei Karstadt, bei
Kaiser’s usw. Von unmöglich kann also keine Rede sein.

vielleicht sitzt Du dafür noch nahe genug der Benrather Linie: Es scheint, dass es da eine Art Nord-Süd-Differenzierung gibt. Die gleichen Transporte, mit denen Kutteln gen Süden und Bregen gen Norden gehen, können ja auch Ochsenfleisch südwärts und magere Schmachtfetzen nordwärts mitnehmen.

Wird überschätzt.

In der Tat - wie sehr vieles, was als „Marke“ gepusht wird.

Mit einem Blick auf Farbe und Marmorierung lässt sich schon eine ziemlich gute Vorauswahl treffen; über diesen Filter geht es dann wie bei Wein zur Entwicklung einer „Stammadresse“ weiter. Wenn es im Stall, auf der Weide und beim Schlachter stimmt, nehmen sich ein Limpurger aus Hohenlohe und ein Angus aus Argentinien nicht so sehr viel.

Jo, und unterm Strich kann man bei entsprechender Behandlung in der Küche aus allem eine Schuhsohle machen.

A propos: Weißt Du eigentlich, was deutsche Fleischer üblicherweise mit dem Onglet machen? Ich ernte mit der Frage nach Nierenzapfen auch von kundigen Verkäuferinnen normalerweise ungläubige, zweifelnde Mienen - so als gäbe es sowas bei uns überhaupt nicht: Gibt es da Vernetzungen „unter der Hand“, die dieses Stück gar nicht bis in die öffentlichen Verkaufsstellen gelangen lassen?

Schöne Grüße

MM

Hallo C-Punkt,

oh ja, „die Deutschen“ war blöd von mir. In Nordostdeutschland gibt’s nur Bullenfleisch zu kaufen, das ist besser. Wir bekommen Ochsenfleisch von einem benachbarten Bio-Betrieb die Angus halten. Sie ziehen für uns ein Ochsenkälbchen auf.

Grüße Malvenblüte

Hallo,

die Blockhouse-Qualität ist schon üblicherweise eine wirklich gute Ware, und wenn Dich die paar Euro nicht kratzen, würde ich die nehmen. Andere Händler haben auch die Maredo-Ware im Angebot. Auch die ist üblicherweise toll.

Aber ganz ehrlich, wenn es ein echtes Erlebnis werden soll, würde ich mich in der Nachbarschaft mal nach Leuten umtun, die Fleischrassen züchten, auf der Weide stehen haben, und selbst vermarkten. Da wird man ein paar Euro mehr los, aber wenn ich mich so an meine letzten Stücke Galloway erinnere, die ich (leider nicht ganz so nah) von einem Hof geholt habe, der sich besonders zartem Fleisch verschrieben hat, läuft mir jetzt noch das Wasser im Munde zusammen.

Gruß vom Wiz

Guten morgen,

vielleicht sitzt Du dafür noch nahe genug der Benrather Linie:
Es scheint, dass es da eine Art Nord-Süd-Differenzierung gibt.
Die gleichen Transporte, mit denen Kutteln gen Süden und
Bregen gen Norden gehen, können ja auch Ochsenfleisch südwärts
und magere Schmachtfetzen nordwärts mitnehmen.

ich war nun schon länger nicht mehr im süddeutschen Ausland einkaufen, aber ich meine, Ochsenfleisch dort auch schon in Supermärkten gesehen zu haben - u.a. in München und in Frankfurt. Ist halt nicht die Massenware und daher auch hier bei größeren Ketten nicht ständig im Programm.

Mit einem Blick auf Farbe und Marmorierung lässt sich schon
eine ziemlich gute Vorauswahl treffen; über diesen Filter geht
es dann wie bei Wein zur Entwicklung einer „Stammadresse“
weiter. Wenn es im Stall, auf der Weide und beim Schlachter
stimmt, nehmen sich ein Limpurger aus Hohenlohe und ein Angus
aus Argentinien nicht so sehr viel.

Wobei ich großer Fan US-amerikanischen Fleisches bin. Argentinisches und irisches Rind können da nicht mithalten. Chianina-Rind ist hier leider nicht gut zu bekommen, was - noch - an den Vertriebswegen liegt, aber da scheint Besserung in Sicht zu sein.

A propos: Weißt Du eigentlich, was deutsche Fleischer
üblicherweise mit dem Onglet machen? Ich ernte mit der Frage
nach Nierenzapfen auch von kundigen Verkäuferinnen
normalerweise ungläubige, zweifelnde Mienen - so als gäbe es
sowas bei uns überhaupt nicht: Gibt es da Vernetzungen „unter
der Hand“, die dieses Stück gar nicht bis in die öffentlichen
Verkaufsstellen gelangen lassen?

Ich habe letztens ein längeres Gespräch mit dem Leiter der Metzgerei unseres genialen, mehrfach ausgezeichneten EDEKA geführt. Vorrede: der Nierenzapfen kommt in der deutschen Zerlegung eigentlich nicht vor, weil es zu den Innereien und nicht zur Muskulatur gehört. Insofern wandert das Stück meist in die Wurstproduktion.

Bei Metzgern, die zerlegen lassen bzw. selber schlachten kann man das Stück bestellen. Allerdings - so der Typ von EDEKA - taugt das in der Regel nicht viel, weil unsere Rinder in der Regel zu wenig Bewegung haben und zu schnell wachsen. Das Stück wird dann beim Grillen/Sautieren zäh und verliert viel Flüssigkeit, was mir seinerzeit - als ich das Stück ergattern konnte - auch so passiert ist.

Allerdings ist das Internet auch hier für etwas gut: u.a. Otto Gourmet hat das Stück vom amerikanischen Rind und vom Bison im Programm.
http://www.otto-gourmet.de/american-hanging-tender-2…

Als ich neulich meine erste Bestellung (allerdings kein Onglet, sondern Bavette Beef und ein paar andere SauereienRindereien) dort abholte, ließ man mir gleich noch eine Werksbesichtigung angedeihen. Der Laden macht einen wirklich guten Eindruck und die Leute dort sind sehr versiert und interessiert. Natürlich liegt Heinsberg nicht für jeden umme Ecke, aber einerseits versenden die auch und andererseits sind die ständig auf Messen und anderen Iwents present.

Wenn Du aber das Stück über einen Metzger von einem echten freilaufenden Rind bekommen kannst, wird es das sicherlich auch tun. Allerdings ist das Onglet nur ein Teil des Nierenzapfens, so daß etwas Zerlegungsarbeit notwendig ist. Wenn die Leute bei Dir in der Gegend nicht einmal den Nierenzapfen kennen, könnte es aber mit dem korrekten Zerlegen etwas schwierig werden. Vielleicht das Onglet doch besser gleich zerlegt bestellen…?

Grüße

C.

Servus,

ich war nun schon länger nicht mehr im süddeutschen Ausland
einkaufen, aber ich meine, Ochsenfleisch dort auch schon in
Supermärkten gesehen zu haben

ja, das mit dem „Nord-Süd-Gefälle“ hätte präziser „Süd-Nord-Gefälle“ heißen müssen: Hier herum gehört Ochsenfleisch anompfirsich zum „Standard“.

Bei der SchnitzelOnglet-Jagd hab ich den Metzger Rettig aus Mitlechtern noch nicht befragt - das ist hier herum die Adresse für alles, was eine langsame Weidemast und Bewegung beim Ausmästen brauchen kann: Der hat sich für seine Rindviecher die großen Weideflächen im Odenwald gesichert, die früher von den Frankfurter Brauereien zur Erholung für ihre Zugpferde genutzt wurden, das könnte wohl ohne Enttäuschung funktionieren.

Dank Dir jedenfalls für den Hinweis, dass man das Stück vor der Wurst retten muss, wenn mans denn möchte, und vor allem für die Aufklärung, dass man es nicht 1:1 mit Nierenzapfen gleichsetzen kann, was ich gar nicht gewusst habe.

Schöne Grüße

MM

Hallo nochmal,

Dank Dir jedenfalls für den Hinweis, dass man das Stück vor
der Wurst retten muss, wenn mans denn möchte, und vor allem
für die Aufklärung, dass man es nicht 1:1 mit Nierenzapfen
gleichsetzen kann, was ich gar nicht gewusst habe.

da wollte ich noch etwas ergänzen: der Nierenzapfen, den ich bekommen habe, umfaßte mehr als das Onglet und war eher klumpenförmig. Ich habe aber in Büchern und auch im Netz die Variante gelesen, daß der Nierenzapfen die beiden Muskeln (die eigentlichen Steaks) umfaßt sowie die Sehne, die die beiden verbindet, die man auch gut selbst entfernen kann (hier eine bildliche Beschreibung: http://forum.mybbq.net/viewtopic.php?f=14&t=38907))); das Herausschälen aus dem Block ist hingegen eine eher schwierige Angelegenheit, weil man erst einmal den jeweiligen Anfang der Muskelstränge finden muß.

Ich werde es mir vermutlich im nächsten Jahr einfach machen und einfach bei Otto bestellen und abholen. Zur Überbrückung gibt’s hier zum Glück zwei Restaurants, die Onglets als Hauptgericht und Beilage anbieten.

Grüße
C.

Ich werde es mir vermutlich im nächsten Jahr einfach machen
und einfach bei Otto bestellen und abholen.

  • das ist gescheit.

Zur Überbrückung gibt’s hier zum Glück zwei Restaurants, die Onglets als
Hauptgericht und Beilage anbieten.

  • und das belegt, dass es in D ein kulinarisches Leben außerhalb des Südwestens und jenseits des Tellerrandes gibt.

Schöne Grüße

MM