Unterschiedliche Taktarten - wie lesen?

Hallo!

In der „Salome“-Partitur, die ich gerade durchnehme, kommt es häufiger vor, dass ein Stück z.B. in einem 4/4 Takt gesetzt ist, manche Instrumente aber im 6/4 Takt notiert werden. Vereinfacht gesagt: die Streicher spielen 4/4 Takt, die Klarinette spielt dazu im 6/4 Takt.

Nun wäre meine Frage, wie das zu lesen/verstehen ist. Wozu genau dienen diese unterschiedlichen Taktarten gleichzeitig?

LG,
Stefan

Nun wäre meine Frage, wie das zu lesen/verstehen ist.

ich bin jetzt zu faul, mir online eine salome-partitur und darin solche stellen zu suchen, aber ich kann mir zwei möglichkeiten vorstellen.

a) sind die 4/4- und 6/4-takte gleich lang? also die taktstriche an der selben stelle? dann geht es wohl darum, dass die klarinette einen triolenbasierten rhythmus hat, der in 4/4 komplizierter zu notieren gewesen wäre.

b) sind die takte unterschiedlich lang, sprich drei 4/4-takte so lang die zwei 6/4-takte? dann geht es um die betonungen, die klarinette spielt eben nicht 4/4, sondern 6/4 bei gleichem metrum.

Wozu genau dienen diese unterschiedlichen Taktarten gleichzeitig?

es dürfte sich um die einfachste und/oder treffendste notationsmöglichkeit handeln, die r.s. für die musik, die ihm an der stelle klanglich vorschwebt, gefunden hat. beide möglichkeiten könnte man wohl auch anders notieren, aber nicht unbedingt lesbarer.

ich bin jetzt zu faul, mir online eine salome-partitur und
darin solche stellen zu suchen, aber ich kann mir zwei
möglichkeiten vorstellen.

Ich hab das jetzt mal rausgesucht: http://conquest.imslp.info/files/imglnks/usimg/d/d8/…

Hier auf Seite 90-91 der Partitur (nicht des PDFs!).

a) sind die 4/4- und 6/4-takte gleich lang? also die
taktstriche an der selben stelle? dann geht es wohl darum,
dass die klarinette einen triolenbasierten rhythmus hat, der
in 4/4 komplizierter zu notieren gewesen wäre.

Inwiefern komplizierter? Er hätte ja dann theoretisch nur eine „3“ drüberschreiben müssen, wie Strauss das sonst immer macht in der Partitur. Oder geht es dabei um etwas anderes?

LG,
Stefan

Hallo Stafan,
in meinem KA sind die Klarinettenstimmen an dieser Stelle triolisch notiert, was aber offenbar als Vereinfachung gedacht ist. In Wirklichkeit ist diese Stelle rhythmisch recht vertrackt, da die Posaunen, die Singstimme, die 2. Geigen und die Bratschen unterschiedliche Rhythmen markieren. Wenn Strauss das anders hätte haben wollen, sähe das Notenbild (und damit der Klang) auch anders aus. Ob man das nun Polyphonie nennen sollte, sei dahingestellt, das fände ich etwas übertrieben. Es kommt darauf an, was du willst. Wenn du Partiturspiel üben willst, würde ich es der Einfachheit wegen so wie im KA machen (wo bei mir z.B. die Geigen- und die Bratschenstimme fehlt).
Wunderbare Musik!!!
Gruß,
lynndinn

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Hallo Stefan

dann geht es wohl darum, dass die klarinette einen triolenbasierten rhythmus hat, der in 4/4 komplizierter zu notieren gewesen wäre.

Inwiefern komplizierter? Er hätte ja dann theoretisch nur eine „3“ drüberschreiben müssen, wie Strauss das sonst immer macht in der Partitur. Oder geht es dabei um etwas anderes?

Es könnte ja theoretisch sein, dass innerhalb des 6/4 noch mal Triolen auftauchen, und das als Triole innerhalb der Triole zu notieren ist schon ein bisschen blöd zu lesen. Kommt aber auch vor. Jedenfalls hat gyuri beim Schreiben seiner Antwort nicht wissen können, welche Stelle du meinst, und konnte daher nur gewisse mögliche Fälle unterscheiden.

Hier nimmt sich das gegenseitig nichts. Allerdings finde ich die Stelle für einen Partiturleser so, wie sie ist, sehr angenehm zu lesen. Keinen Taktwechsel zu machen und dafür über jede Triole eine 3 zu schreiben, würde das Partiturbild nur unnötig unübersichtlich machen. Im Zusammenhang wäre der Rhythmus ja sogar ohne Taktwechselangabe eindeutig.

Ganz anders sieht es für die Notation in der Klarinettenstimme aus. Für den Spieler ist eine Triole ohne Taktwechsel viel klarer, da man nicht darüber nachdenken muss, ob Viertel gleich Viertel oder Schlag gleich Schlag. Alternativ könnte man auch den Taktwechsel notieren, dann aber muss eine Angabe wie z. B. „Schlag gleich Schlag“ dazu. Aus der Stimme allein sieht man ja nicht, was in den anderen Instrumenten passiert.

Was aber tatsächlich in der Stimme steht, weiss man nie so genau, wenn man nur die Partitur vor sich hat. Prinzipiell sollte es identisch sein (und ist es im Computerzeitalter auch inklusive aller Fehler), aber vor hundert Jahren kann es schon sein, dass beim Notenstechen oder beim Korrekturlesen jemand angeregt hat, das anders zu notieren.

Und über die Sinnhaftigkeit der einen oder anderen Notationsweise kann man lange und ergebnislos diskutieren.

LG
dodeka

Danke für die Antworten!
Also wird die betreffende Stelle tatsächlich triolisch gelesen, jetzt macht das Sinn.

Danke nochmal!

möglicherweise weil das Stück einen polyrithmischen Charakter haben soll. Auf dem 12. Zähler kommt man wieder zu einem gemeinsahmen Taktanfang und meiner meinung nach sollte einfach beat für beat (kenne den deutschen Ausdruck leider nicht) gespielt werden.

Viele Grüße