Unterschiedliche Wahrnehmung

Also, ein ehemaliger Mieter aus dem Haus, wo ich schon ewig zur Miete wohne ist mir in der Stadt über den Weg gelaufen.
Wir haben uns ein bisschen unterhalten, wie es hier so früher im Haus war und wer noch alles da wohnt.
Im Gespräch stellte sich heraus, dass er es eher witzig fand, während ich den Zustand „früher“ als eine Katastrophe wahrgenommen habe.
Ok, ich habe ein paar Jahre in einer Gruppe für Psychisch Kranke gelebt, weil ich mein Leben nicht auf die Reihe bekommen habe.
Ich war froh, dass ich dann hier die Wohnung bekommen habe. Kurz.

In der 2. Nacht ging es los, dass sich Leute so laut angeschrieen haben, dass man denken könnte die Nutzen eine Megaphone oder stehen neben einem.
Andere haben Drogen genommen oder andere Bewohner mit einer Waffe bedroht.
Ausser den Alkis habe ich nicht mehr viel mitbekommen.
Ich habe auch 3 Jahre lang nichts gesagt, dass die immer so schreien, denn ich war froh, dass ich meine eigene Bude hatte und ich hatte auch meine eigenen Probleme.
Was mich heute so verwundert hat, dass der Mann das alles so locker sieht.

Ich habe damals auch gedacht: Vom Betreuten wohnen in eine Wohnung? Ich hatte mich abgefunden, dass es für kranke Leute halt keine normalen ruhigen Wohnungen gibt.

Naja, was stimmt mir mir nicht? Waren meine Eltern zu behutsam und zu beschützend, dass wir Kinder so empfindlich sind?
Was stimmt mit mir oder dem Mann nicht, wenn man diese Zustände im Haus hat und das lustig findet?
Das ist doch nicht normal.

Mittlerweile ist es weitestgehend normal, wenn auch nicht optimal. Aber so schlimm wie beim Einzug ist es bei weitem nicht mehr.
Ich kann mich also eigentlich nur über 1. Welt Probleme beklagen, wenn ich ehrlich bin.

Was soll da nicht stimmen? Das liegt an der Wahrnehmung der Umwelt die der Einzelne hat und aus welchem Umfeld er kommt.
Einen stört ´ne hustende Fliege andere finden Böller in der Wohnung ganz toll. Ist jetzt überspitzt dargestellt aber ich würde mich fragen was nicht stimmt, wenn wir alle gleich geschaltet wären nur ich und paar andere nicht.
ramses90

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Verklärung der Vergangenheit

Ich hatte eine Zeit das zweifelhafte Vergnügen, dass in der Etage unter mir 2 Dealer wohnten. Da ging 24/7 die Haustür im 5-Minutentakt, im Treppenhaus roch es dermaßen nach Gras, dass es auch in meine Wohnung zog, Prügeleien, Wohnungsdurchsuchungen… Mit anderen Worten: als eine ganz normale Person mit Job die außer Kaffee keinerlei Drogen konsumiert war ich ziemlich genervt.

Jetzt sind die schon ein gutes Jahr ausgezogen, da kann man im Nachhinein Witze über ‚damals‘ machen. Naja, einen Termin bei Gericht als Zeugin bei habe ich wegen der Dealer noch.

Ich wohne übrigens nicht in einem Brennpunkt sondern in einer ganz normalen Siedlung, in der viele Rentner und Familien wohnen (schön ruhig). Und auch sonst rege ich mich über die Vergangenheit recht selten auf, es ist eh nicht zu ändern.

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Ja, hier ist auch kein Brennpunkt. Eigentlich eine ruhigere Strasse am Stadtrand. Ich weiss auch nicht, wenn ich an frühere Zeiten denke, so wohl in meiner Gruppe als auch an die Alkis, dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln und bin froh, dass es nicht mehr so ist.
Ich finde es erschreckend, was ich schon mitgemacht habe.

Die Vergangenheit wird mit jeder verstreichenden Sekunde unterschiedlicher wahrgenommen als ursprünglich. Daher kommt auch das Phänomen „früher war alles besser“

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