Unvergesslich

Liebe ExpertInnen,

mit zunehmendem Alter wird der Mensch vergesslich, so sagt man jedenfalls. Wie wird ein Mensch unvergesslich? Durch Gedächtnisraining? Oder doch durch seine Eigenheiten?

Reif und unreif, froh und unfroh, ja neudeutsch sogar cool und uncool, das sind gepaarte Gegensätze. Woher kommt nun dieses „unvergesslich“? Gibt es das überhaupt oder sitze ich hier einem Werber (synonym: Sprachverderber) auf? Zum erstenmal habe ich das bewusst bei einer Suppenreklame gehört, die mit dem Knoten im Löffelstiel: unvergesslich gut! Wenn es nicht noch blöder klänge, würde ich für unvergessbar plädieren, das wäre wenigstens eine korrekte Wortbildung. Oder was meint Ihr?

Hallo Drambeldier!

noch bevor ich Deinen Text fertig gelesen hatte, kam mir auch „unvergessbar“ in den Sinn. Klingt aber echt holprig.

Offtopic: Mir sind aber auch einige durchaus vergessbare Leute bekannt :wink:)

Gruß aus einem sehr feuchten Wien
Barney

Hallo Ralf,

an dem Wort ist nichts verkehrt. Das Suffix -lich wird ebenso wie etwa -bar verwendet, wenn damit ausgedrückt werden soll, dass etwas (nicht) gemacht werden kann.

Dass es dazu nun keine positive Form gibt (bzw. die positive Form etwas vollkommen anderes bedeutet), ist so ungewöhnlich nicht.
Andere Beispiele:
unersetzlich (?ersetzlich? - existiert nicht)
unerträglich (erträglich existiert)
unnachahmlich (?nachahmlich? - nö, gibt’s nicht)

Gruß
Uschi

Andere Beispiele:
unersetzlich (?ersetzlich? - existiert nicht)
unerträglich (erträglich existiert)
unnachahmlich (?nachahmlich? - nö, gibt’s nicht)

Hallo,

natürlich existiert das Adjektiv „ersetzlich“. Häufiger ist jedoch das Verb „ersetzbar“.
„Nachahmlich“ ist m. W. kein lexikalisiertes Wort; dennoch wäre es u. U. in bestimmten Konstrukten einsetzbar. (Z. B.: „Er malt dieses Bild ‚nachahmlich’.“ [Mit dem Malen des Bildes ahmt er jemanden nach.])

Das Adjektiv „unvergesslich“ hat die Bedeutung, dass etwas nicht vergessen werden kann. „Die Hochzeit“, so sagen viele, „ist ein unvergessliches und entscheidendes Moment im Leben eines Menschen.“ Andere sagen, der Zweite Weltkrieg sei unvergesslich.

Das Adjektiv „unvergesslich“ ist kein Antonym (= Gegensatz-, Oppositionswort) bzw. Komplenym zu vergesslich. „Vergesslich“ wird in der Bedeutung von „etwas vergessen“ gebraucht. Eine vergessliche Person hat Probleme, sich Dinge zu merken. Der Zweite Weltkrieg ist hingegen un vergesslich, da er in den Geschichtsbüchern steht.

Nicht immer sind Wörter mit dem Präfix „un-“ das Gegenstück zum (nicht negierten) Ausgangswort.

Liebe Grüße
Florian

Hallo Florian,

natürlich existiert das Adjektiv „ersetzlich“. Häufiger ist
jedoch das Verb „ersetzbar“.

Im Duden steht „ersetzlich“ jedenfalls nicht!
Und „ersetzbar“ ist kein Verb, sondern ebenfalls ein Adjektiv.

„Nachahmlich“ ist m. W. kein lexikalisiertes Wort; dennoch
wäre es u. U. in bestimmten Konstrukten einsetzbar. (Z. B.:
„Er malt dieses Bild ‚nachahmlich’.“ [Mit dem Malen des Bildes
ahmt er jemanden nach.])

Ähm. Wenn du meinst…

Das Adjektiv „unvergesslich“ hat die Bedeutung, dass etwas
nicht vergessen werden kann. „Die Hochzeit“, so sagen viele,
„ist ein unvergessliches und entscheidendes Moment im Leben
eines Menschen.“ Andere sagen, der Zweite Weltkrieg sei
unvergesslich.

Sagte ich doch! Im Übrigen muss es hier „unvergessliche r Moment“ heißen. Das Moment ist etwas anderes. Das nur nebenbei.

Das Adjektiv „unvergesslich“ ist kein Antonym (=
Gegensatz-, Oppositionswort) bzw. Komplenym zu vergesslich.
„Vergesslich“ wird in der Bedeutung von „etwas vergessen“
gebraucht. Eine vergessliche Person hat Probleme, sich Dinge
zu merken. Der Zweite Weltkrieg ist hingegen
un vergesslich, da er in den Geschichtsbüchern steht.

Entschuldige, Florian: ich habe das doch nirgends bestritten! Ganz im Gegenteil. Warum erzählst du das mir?

Nicht immer sind Wörter mit dem Präfix „un-“ das Gegenstück
zum (nicht negierten) Ausgangswort.

Auch das bestreite ich nicht!

Gruß
Uschi

Komische Antonyme
Hällo, Pfäntz.

http://www.oberlehrer.org/ka.html lohnt des Guckens. http://www.oberlehrer.org/puw.html desgleichen/des Gleichen/des gleichen/Des gleichen, sucht euch was aus, kosten alle dasselbe (nein, nicht schon wieder!).

Gruß kw

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Hallo Uschi,

das mit dem „Verb“ war einer meiner Lapsus, die mit diese Woche leider permanent unterlaufen …

Mein Beitrag sollte im Großen und Ganzen keine Replik auf deinen Beitrag sein, sondern größtenteils eine Antwort zum Hauptthema. Es tut mir Leid, wenn ein falscher Eindruck entstanden ist.

Zum Moment: In diesem Fall meine ich tatsächlich das (sächliche) Moment. Es geht in meinem Beispiel nicht um den Zeitpunkt, sondern um einen Vorgang, der das Leben eines Menschen nachhaltig beeinflussen wird. In dieser Bedeutung spricht man (u. a. in der Psychologie) von dem Moment mit sächlichem Genus.

Liebe Grüße
Florian

PS: Aus dem aktuellen Universalduden wurde, wie ich jetzt entdeckte, „ersetzlich“ gestrichen. Im alten Universalduden von 1996 (3. Auflage) konnte man dieses Adjektiv noch finden.
Es wurde wahrscheinlich gestrichen, weil es außerordentlich selten vorkommt.

Krieg unvergesslich?
Hi Florian,

„Nachahmlich“ ist m. W. kein lexikalisiertes Wort; dennoch
wäre es u. U. in bestimmten Konstrukten einsetzbar. (Z. B.:
„Er malt dieses Bild ‚nachahmlich’.“ [Mit dem Malen des Bildes
ahmt er jemanden nach.])

das ist Murx, der gewiss in schlauen Büchern steht, Murx bleibt es dennoch. Wenn überhaupt, dann könnte von nachahmend gesprochen werden - potthässlich, aber wenigstens nicht falsch.

Andere sagen, der Zweite Weltkrieg sei unvergesslich.

Ich möchte doch hoffen, dass Unvergessliches auch weiterhin mit angenehmen Erinnerungen verbunden bleibt. Ein unvergesslicher Krieg zeigt nur, dass das Wissen um den Einsatz von Redewendungen verloren geht.

Gruß Ralf

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Hi Uschi,

an dem Wort ist nichts verkehrt.

im Nachhinein sehe ich, dass mich das „unvergesslich gut“ außer Tritt gebracht hat. „Unvergesslich“ ist mit Schönem, Angenehmem verbunden, deshalb ist das „gut“ überflüssig.

Das Suffix -lich wird ebenso
wie etwa -bar verwendet, wenn damit ausgedrückt werden soll,
dass etwas (nicht) gemacht werden kann.

Über -bar und -lich hatten wir ja schon einige Diskussionen im Brett.

Dass es dazu nun keine positive Form gibt (bzw. die positive
Form etwas vollkommen anderes bedeutet), ist so ungewöhnlich
nicht.

Mir ist das Pärchen vergesslich - unvergesslich immer noch sehr ungewöhnlich.

unersetzlich (?ersetzlich? - existiert nicht)

aber ersetzbar, und da zeigt sich der Unterschied zwischen -lich und -bar.

unerträglich (erträglich existiert)
unnachahmlich (?nachahmlich? - nö, gibt’s nicht)

wie wahr!

Dank + Gruß
Ralf