Ups! Was ist mit der Türkei?

Ist heute nicht so eine Art Frühlingseinbruch? Jedenfalls ist heute Samstags. Da kaufe ich gern ein. Passt doch zusammen, nicht wahr? Zwei Taschen links und rechts an mein verchromtes Faltrad. Drauf geschwungen und los. Einfache Entfernung gut 1km. Im Markt angekommen treffe ich auf ein Pärchen, mittleren Alters. Der Mann, gekleidet in biederen Accesoires. Die Frau im schwarzen Schleier (Tschador). Die Körpersprache zeigt deutlich. Mann entscheidet. Frau schiebt. Kein Blick nach rechts oder links. Die sind fern ab davon sich zu integrieren. Für die beiden geht es vom 27.März bis zum 09. April zudem darum, Ihre Stimme zu der von Erdogan angestrebten Verfassungsänderung abzugeben. Oh je. Ganz klar, dass die sicher wählen werden, was sie in der Türkei zurückließen und ihnen hier in Deutschland fehlt.

Aber: Wie konnte die Türkei sich trotz Attatürk und aktuellem innenpolitischen Widerstand zu einer islamisch geprägten Ein-Mann-Diktatur entwickeln? Welche Entwicklungen waren entscheidend? Was wird über uns Deutsche noch einbrechen - vom wunderschönen Frühlingswetter mal abgesehen (Schaut Euch um :blush:) Ist ein Krieg zwischen den Nato-Staaten und der Türkei noch auszuschließen?

Grüße mki

Ja, denn worum sollte es in diesem Krieg gehen?

Warum schwadroniert eigentlich jeder ständig von Krieg?
Nach außen mit der Türkei oder Russland (je nach Tagesform), nach innen wegen Flüchtlingen.
Das kann doch kein erstrebenswertes Ziel oder gar eine Lösung irgendeines Konflikts sein.

Gruß,
Steve

Die offizielle Türkei jammert als ziemlich ungerecht verkannt und missachtet ja sogar beleidigt zu werden. Setzt das Mittel der Drohung für mehr Zugeständnisse der EU ein. Stellt im Inland umgekehrt die persönliche Meinungsfreiheit und das freie Rederecht in Frage. Fordert nachdrücklich einen angemessenenren Umgang und besondere Rechte für ihre im Ausland lebenden Staatsbürger ein. Bestärkt die in Deutschland lebenden Türken, ihre nationale und religiöse Identität einer Integration vorzuziehen. Wirbt in Deutschland für eine Zustimmung für eine türkische Verfassungsänderung und damit für einen Abbau demokratischer Strukturen als ganzes.

Hatte die offizielle Türkei nicht schon die Rückgabe von Teilen Griechenlands gefordert? Was kummelt Erdogan mit Putin herum?

mki

Das ist davon abhängig, ob Erdogan einen Anfall bekommt und wahlweise Griechenland oder Bulgarien angreift. Ich denke nicht, dass sein Tumor schon so groß geworden ist.

Die NATO würde sicher auch nicht in grösserem Umfang zurückschlagen, sondern den Geschwurbelweg wählen. Ich sehe schon die Bundesknittercouch mit sorgenvoller Miene präsidial nach „Gesprächen“ und „Dialog“ japsen.

Eine schnelle Besetzungsaktion einer griechischen Insel würde ich dem Möchtegerndiktator jederzeit zutrauen, falls ihn der Hafer sticht. Die Einhaltung von Regeln oder Interesse an gutnachbarschaftl. Beziehungen ist ja hinlänglich perdu.

Die türk. (Staats)Propaganda arbeitet schon seit geraumer Zeit darauf hin, Besitzansprüche historisch zu begründen und würde lieber heute als morgen knapp einhundertjährige Friedens-/ und Teilungsverträge kippen. Wo Erdogan will, dass die Türkei ist, da ist die Türkei. So oder ähnlich hat er es doch vor wenigen Tagen in die Welt erbrochen.

So ein Waffengang wäre der sichere Untergang für die türk. Regierung und Bevölkerung. Nicht etwa, weil die mil. Antwort überdrastisch ausfiele, sondern die wirtschaftspolitische.

Gruß
vdmaster

Beiderseitige, wirtschaftl. Interessen. Zudem ist Putin stets daran interessiert, Abweichler in der EU oder - wie im Falle der TÜR - der Nato zu umgarnen. Denn beide Organisationen sieht er als Gegenspieler im globalen Machtpoker an, die seine Handlungsfähigkeit einschränken.

Putins Wirtschaft darbt und nachdem es aus RUS Sanktionen gegenüber der TÜR gab (Abschuss Kampfflugzeug), musste Erdogan sich halbherzig entschuldigen, weil auch das Ausbleiben der russ. Touristen Löcher in den Haushalt zu fressen drohte. Von der Wirtschaft aber hängt das Wohlwollen der Bevölkerung ab. Von dem Wohlwollen der Bevölkerung hängt Erdogans Macht ab … bis zum 16.04. diesen Jahres vorerst.

Gruß
vdmaster

Erdogan ist vielleicht größenwahnsinnig, aber bestimmt nicht verrückt.

Die Türkei ist entgegen der allgemeinen Auffassung kein europäisches, sondern arabisches Land. Sie reiht sich dahingehend religiös, (sozio)kulturell, hinsichtlich Wissenschaftsferne und Bildungsdefiziten uneingeschränkt dem arabischen Raum ein.
Wenn man „arabisch“ in diesen Punkten aktuell betrachten möchte, empfehle ich die Reihe:

Arab human development report.

Die Hochblütezeiten des arabischen Raums liegen Jahrhunderte zurück. Seither keine wesentliche technische Erfindung, keine wesentliche kulturellen Fortschritte (religiöser Konservatismus bis heute hat alles behindert), selbst Reichtümer wie Öl konnten nur mittels westlicher Technik und Innovationen überhaupt zu dem derzeitigen Stand arabischer Welt führen.

Die Türkei ist ein introvertiertes machtbesessenes Konglomerat, das ohne „richtige“ Führer hilflos ist und ohne diese Führer vermutlich schon von der Landkarte verschwunden wäre.

Franz

Vorsorglich @ Moderation: Dieser Beitrag ist weder rassistisch, hetzend oder sonst wie bösartig gemeint. Er beruht auf meinen Wahrnehmungen aus den angeführten Reports, aber auch andere Quellen wie beispielsweise die Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlichen gleichartige Ergebnisse, z.B. die Arab Knowledge Reports.

Hidschāb

Schador. Hing rund herum runter bis über´n naja…

Hallo Franz,

klingt wie eins ins andere, werte ich daher eher als Abrechnung. Nicht böswillig gmeint. Es scheint mir dennoch nicht abschließend geklärt.

Meine eigenen Eltern zum Beispiel. Die benehmen sich selbst, die verhalten sich, die denken und fühlen selbst wie ostanaltolische Bergbauern.

Die ganze Entwicklung der letzten dreißig Jahre, die Alten von mir scheinen nicht zu Europa zu passen. Mein Vater verehrt Putin, Meine Mutter liest tatsächlich noch die MutterundKind-Ausgaben der Evangl. Kirche.

Ich selbst habe gar nichts von dem. Ich schäme mich für meine Eltern in Grund und Boden. Ich bin fassungslos. Aber auch demütig: Ich hatte das Glück, dass ich Dank der Medien und vielen kulturellen Angebote früh erkannte, dass die Welt in Wirklichkeit ganz anders ist.

Warum also ist die türkische Bevölkerung so obernationalistisch? Echt ekelhaft. Die müssten es eigentlich viel, viel, viel, viel, … viel besser wissen.

Grüße mki

ist er´s etwa nicht?

das wäre dann eingentlich noch schlimmer

Ich bin da jetzt etwas entspannter. Denn diese Ansicht werden wohl hoffentlich auch professionelle Planspieler auf Europäischer Seite im Sinn haben…

Ausgeprägtes homogenes Bewusstsein einer Leitkultur?
Exklusiver Nationalismus?
Politische Instabilität?

Es gibt keine allgemeine umfassende Erklärung, aber zahlreiche Hinweise.

Franz

Dem von dir erwähnten Atatürk schreibt man ubrigens den Begriff „Bergtürken“ zu. Auch er hatte eine ausgeprägte türkische Leitkultur inne, zur deutlichen Abgrenzung des Türken von …

Ähhh … sicher ist sie kein europäisches Land. Aber sie ist auch kein arabisches. Weder geografisch noch ethnisch. Gab es diese Diskussion nicht vor einigen Wochen zwischen Dir und der Katze bereits einmal?

Allerdings war das osmanische Reich mit seinem Zentrum Istanbul zu grossen Teilen ein arabisches.

Dass die TÜR von arabischen Ländern sehr stark (mit)beeinflusst wurde und wird, ist eine ganz andere Sache.

Gruß
vdmaster

Ach Gottchen, kennt sich da jemand nicht mit den islamischen Kleidungsregeln aus, das muss der gute Deutsche natürlich sofort korrigieren.

Wörr ssönt bonnt!

Das ist bereits im Gründungsakt der Türkei verankert. Nationalistisches Gedankengut wird dort quasi mit der Muttermilch eingesogen. Die AKP macht eine nationalislamistische Politik. Sie kommt damit den Strenggläubigen entgegen, aber auch den Ultranationalisten von der MHP. Selbst die Anhänger der linksgerichteten CHP sind nicht frei von nationalistischen Anwandlungen und wenig internationalistisch ausgerichtet.

IMHO ist das auch eine Folge gerade der inneren Abgrenzung gegenüber arabischen Sunniten, die man früher als dominantes Turkvolk beherrschte. Der arab. Sunnit ist zwar auch ein Sunnit und wenigstens kein Schiit oder gar Christ, Jude oder Ungläubiger. Aber er ist eben nur ein zweitklassiger Mensch aus Sicht des vermeintlich höherwertigen Türken. (->Nationalchauvinismus)

Es kommt hinzu, dass patriarchale Familienstrukturen bzw. Clandenken noch sehr weit verbreitet sind. Hier ist der Vater oder eine Vaterfigur auch der Führer in (fast) allen Lebensbereichen. Wie ehedem Atatürk, „Vater der Türkei“, konnte Erdogan sich in dieser Rolle inszenieren und versucht gar das große Vorbild noch zu übertreffen.

Gruß
vdmaster

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Danke Dr. Börne :wink:

Ich mutmaße: Der Faschismus (jawohl!) der Erdogan-Türken hier in Deutschland ist durch Religionsmissbrauch bedingt. En vogue ist, sich dabei zu gefallen, andere zu erniedrigen.

Das Gebaren widert mich an egal wo ich es antreffe.

mki