Ursachensuche für die Stärke des Front National

Hallo,

könnte ein Grund auch solcherlei Gebaren sein?

Abgeordnete dürfen in Frankreich Familienmitglieder als parlamentarische Mitarbeiter beschäftigen.

Die Lebenserfahrung sollte doch jedem sagen, dass eine Regelung, die ausgenutzt werden kann, auch ausgenutzt wird (sicher nicht von allen, aber oft von zuvielen).

Muss man sich bei solchen offenen Scheunentoren zur Selbstbereicherung wundern, wenn sich Elitenverdrossenheit (neudeutsch: Eltienfeindlichkeit) breitmacht?

Nein, ich behaupte nicht, dass FN-Politiker/innen sich (bzw. ihre Partner/innen) nicht auch bereichern würden.

Gruß
vdmaster

Hallo,
nein, ich meine, das ist maximal ein Nebeneffkt der zusaetzlich wirkt.
Die Hauptursache sehe ich woanders. Die Mittelschicht muss nach oben hin (Reiche, Grossfirmen) die Vermoegen aufbauen, nach unten hin die Unterstuetzungsbeduerftigen auch gut mitbezahlen und in der Mitte schwindet die Zuversicht auf Besserung, auf jeden Fall schwindet die Mittelschicht. Das haben Creutz und andere schon laengst ausgearbeitet, wie die Vermoegensverteilung sich aendert. G Schramm Die Aesthetik der Vermoegensverteilung (Video) Das Problem ist laengst klar beschrieben, manche fuehlen es auch nur indirekt, doch alle Parteien (vereinfacht formuliert) schliessen sich zunehmend zusammen um es zu leugnen, um es erst gemeinsam dann leugnen zu koennen, keiner geht es richtig an. Deshalb gehen Waehler eben von diesen Parteien und Zusammenschluessen weg, doch wohin, was bleibt? In Fabian gib mir die Welt plus 5 Prozent (Video) kommt eine Stelle vor, so etwa wie - Sie waehlten die eine Partei, und dann die andere, und wieder zurueck, doch keiner erkannte und bot eine Loesung.

vermutlich uebertragbar auf franzoesische Situation http://www.zeit.de/2017/02/afd-bitterfeld-fluechtlinge-kapitalismus-arbeiterstadt/komplettansicht

Wäre es dann nicht absolut sinnig, wenn man sich (als Parlament) selbst einen Stopp dieser Bereicherungsmöglichkeit verordnen würde, um wenigstens zu signalisieren, dass man als funktionelle Oberschicht im Lande keiner Kleptokratie Vorschub leisten möchte?

Das trifft es, denke ich, ziemlich genau. Dazu kommt, dass die etablierten Parteien keine Fragen der Bevölkerung beantworten. Viele Menschen haben nun mal Angst für zu vielen Flüchtlingen. Antwort der Parteien: Wir schaffen das! Das ist keine Antwort. Gleichzeitig liest man, dass Asylbewerber in Ausbildung abgeschoben werden (Beispiel: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/fluechtlinge-bayern-schiebt-azubis-ab-unternehmer-vertreter-protestieren-a-1130697.html), während multiple Straftäter nicht abgeschoben werden (Ich finde die Seite nicht mehr, das war in Bochum, glaube ich). Nichts davon ist der Weisheit letzter Schluss, aber die Menschen wollen Antworten haben. Die gibt es nur von extremen Parteien. Deren Antworten sind zwar Dummfug, aber es sind Antworten.

Solange die etablierten Parteien nicht wieder anfangen, sich um ihre Wähler zu kümmern werden AfD und Konsorten immer größeren Zulauf erhalten.

Mein Senf

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Es werden wirklich abseitige Antworten oder gar keine Antworten gegeben. Doch auch keine Antworten (sogar vom einzelnen Waehler nicht gewollte) sind oft beabsichtigt waehlbar, weil die Etablierten davon wachwerden sollten.

Das trifft es. Manch ein Partei-„Stratege“ einer etablierten Partei fragt sich was an der AFD die Leute gut finden, womoeglich noch am Wahlprogramm. Ich meine, viele finden sie nicht gut, aber die etablierte Parteien schlecht. Der Grund fuer viele Waehler ist (im Beispiel) nicht die AFD. Der Parteistratege versteht gar nicht was das Volk will, wenn er solche Gedanken hegt.
Die Waehler haben gelernt, dass es egal ist ob 10 oder 30 oder 50 Prozent Nichtwaehler, die Etablierten machen dabei immer noch dieselbe Politik, jedenfalls bisher (und seit Jahrzehnten). Wenn die Etablierten aber nur einen kleinen Anteil gueltiger Stimmen bekommen, die SPD zB unter 15 Prozent kommt, wird sie irgendwann das Denken anfangen muessen. Wenn viele AFD waehlen (oder andere vielleicht noch aufkommende Randparteien), wird sich doch irgendwann mal was aendern. Aendern nicht in dem Sinne, dass die AFD Politik gemacht wird von der AFD, auch nicht die AFD Politik von den Etablierten nachgemacht, sondern dass die Etablierten irgendwann erkennen, dass sie Politik fuers Volk machen muessen, eben eine andere als bisher.
Brisanterweise (Zeitfaktor) wird es bei falscher Politik und fallenden Stimmenprozenten immer schwieriger fuer die Etablierten eine andere Politik zu machen. Weiterspekuliert, in einer 5-Parteien-Koalition mit zusammen 49 Prozent (ueberspitzt) geht irgendwann gar nichts mehr.
Ich meine das uebertragen zu koennen nach France und LePen.

Da es sich hier um eine Neuigkeit handelt, sehe ich nicht, wie sich das auf die aktuelle Stärke der FN ausgewirkt haben soll.

Im Umkehrschluss könnte man ja auch fragen, wieso ähnliche Eskapaden der FN nicht geschadet haben:
Le Pens Goldschatz bringt Front National in Bredouille
Front National soll 40 Millionen Euro aus Russland erhalten
OLAF ermittelt wird wegen Missbrauchs von europäischem Steuergeld.

Außerdem sprechen wir über Frankreich. Gehört es da nicht zum guten Ton? :grin:

Lg,
Penegrin

Wenn die Antworten „dumm“ sind, aber dennoch verfangen, muss der AfD-Wähler selbst dumm sein.
Und wenn dumme Antworten von immer mehr Wählern akzeptiert werden, wie Du suggerierst, sind schlaue und angemessene Antworten also nicht mehr erfolgreich.

Das nenne ich selbstschädigendes, unverantwortliches Wählerverhalten.
Und da gibt es noch Leute, die mehr direkte Demokratie durch Volksentscheide wollen.
Mir graut.
MG

Neuigkeit?

Abgeordnete dürfen in Frankreich Familienmitglieder als parlamentarische Mitarbeiter beschäftigen. Allerdings kommt dabei immer wieder der Verdacht einer illegalen Scheinbeschäftigung auf, also einer Bezahlung ohne Gegenleistung.

Dass das System die (Beschäftigungs)Möglichkeit bietet, ist keineswegs neu. Nur der Bericht über die Frau von Fillon ist neu.

Womöglich zu dem der besser (leichter) Verdienenden, woran sich ja die schlechter Verdienenden evtl. stossen. Vor allem, wenn sie für ihren Verdienst auch noch arbeiten müssen. :smirk:

Gruß
vdmaster

Die im Modell von DataEditor gar nicht gegeben werden und daher unberücksicht bleiben müssen.

Falls Du es nicht zwischen den Zeilen lesen kannst: das Modell von DE zweifle ich schlichtweg an:

Ich glaube an die Gabe der späten Vernunft.
Manche sind momentan schlichtweg zu dumm, im besten Fall verwirrt, sich die Konsequenzen ihrer Stimmabgabe vorzustellen.
Dass die AfD Rassisten und NeoNazis ungestraft in führender Position duldet, zeigt der Höcke-Fall.

Wenn das Volk nicht hören will, muss es halt dann spüren.

Da habe ich meine Zweifel. Egal ob im Freundes-, Bekannten- oder Arbeitsumfeld, sehr viele (sagen wir mal etwa 30%) werden die AFD wählen. Vom Typ her sind es Menschen, die Leistung bringen, als Selbstständige, Handwerksunternehmer, oder erfolgreiche Angestellte im mittleren/höheren Management. Sie erwarten auch von anderen Leistung, und sie wollen, um es lasch auszudrücken, sich in keinster Weise die Butter vom Brot nehmen lassen.

Sie sind auch keineswegs rassistisch, wie gerne so daher geredet wird. Ein weit verbreiteter Irrtum. Sie wählen AFD, weil diese am ehesten ihren „Besitzstand“, ihre Gewohnheiten, ihre zurückhaltende Einstellung zu Globalisierung und „grenzenlos“, ihre Annehmlichkeiten aus dem mittleren Wohlstandsbereich in der Parteienlandschaft am ehesten sicher stellt.

Dass die AFD letztendlich nichts reißen wird, keine wirkliche Gefährdung unseres Rechtssystems oder der Wirtschaft darstellt und darstellen wird, dessen sind sie sich ebenso sicher. Ich übrigens auch (keinesfalls AFD-Wähler). Es geht nur darum, die Veränderungen, die Nichtbeachtung, die Erwartung eines „ihr zahlt das alles“ einzubremsen. Insofern eine nicht ungeschickte Wahlentscheidung.

Franz

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Ich glaube, Du irrst. Nehmen wir als Beispiel die Altersversorgung: Viele Menschen haben Angst vor Altersarmut. Ob diese Angst berechtigt ist oder nicht ist vollkommen egal; diese Angst ist real. Und sie wollen wissen, wie sie Altersarmut vermeiden können. Antwort der Politik: Privat sparen. Bei 0% Zinsen einigermaßen sinnlos. Riester und Rürup: Hört man immer wieder, dass das im Wesentlichen den Versicherungen nützt, nicht aber dem Sparer. Dabei gilt wieder: Ob das stimmt oder nicht, es ist das, was die Leute glauben.
Was aber von der Politik kommt ist:

  • Höheres Renteneintrittsalter
  • niedrigeres Niveau der Rente
  • zusätzliche versicherungsfremde Leistungen wie höhere Anrechnung von Kindererziehung und Lebensleistungsrente

Alle diese Ansagen werden neue Fragen auf, auf die nicht eingegangen wird.

Das ist den Sorgen der Menschen genau diametral entgegen! Die AfD sagt einfach, wir wollen das Schweizer Modell, ohne weitere Details. Das Schweizer scheint erfolgreich zu sein, Details interessieren den Wähler nicht. Wer also Angst vor der Rente hat findet in der AfD das, was er hören will. Das als dumm zu bezeichnen halte ich für falsch: Es ist menschlich.

Nein, nein! :scream:

Es trieb die zwei (Haupt)Kandidaten der Sozialisten schon lange um, wie ihnen soeben wieder einfiel. :unamused:

Benoît Hamon, der Frondeur vom Linksflügel, und Manuel Valls, der ehemalige Premierminister, waren sich beim Fernsehduell am Mittwochabend einig, dass es ein Arbeitsverbot für Familienmitglieder im Parlament geben müsse.

M.E. keine Ursache für die Stärke des FN, sondern maximal eine rhetorische Steilvorlage.
Hier in Bayern haben wir Selbstbedienungen dieser Art von CSU-Politikern am laufenden Band.
Und? Eine bayerische FN in Sicht? Oder wenigstens eine FPB?
(Die AfD zählt nicht, die ist durch andere Themen -hoffentlich vorübergehend- halbgroß geworden.)

Die CSU machts natürlich auch sehr geschickt und führt regelmäßig innerparteiliche Säuberungsprozesse durch.

Gruß
F.

Von Nordkorea lernen, heisst Wahlergebnisse von 50+ (okay, mittlerweile 50-)
:stuck_out_tongue_closed_eyes:

Hatten, oder nicht? Und dies zu Zeiten, als es gar keinen bay. Landesverband der AfD gab. Es kommt natürlich hinzu, dass rechts von der CSU auch wenig Platz für eine rechtspopulistische Partei war. Erst über den Euro (Schuldenpolitik, Griechenland, int. Finanzkrise) und dann auch über die Flüchtlingskrise ist die AfD so groß geworden. http://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/bayern.htm

Mann, die SPD war schon immer siechend in BAY, ist aber jetzt richtig im Ar…:hushed:
Wenn die mit den Grünen fusionieren würden, hätten sie glatt eine halbe Volkspartei zusammen. :joy:

Gruß
vdmaster

„Da die nächste Selbstbedienungsaffäre so sicher ist wie die jährliche Wiesn und die sonntägliche Messe, halte ich meinen Ausdruck ‚haben wir am laufenden Band‘ uneingeschränkt aufrecht.“
(das war ein Auszug aus meiner Antrittsrede als Gauleiter bei der königlich-bayerischen Antifa)

Das hatte m.E. mit der CSU nicht so viel zu tun.
Es gab vorher ja auch in allen anderen Westbundesländern keinen Platz für eine rechtspopulistische Partei. Und eine stark bleibende AfD wird auch in Bayern nicht groß unter (West)Bundesdurchschnitt bleiben.

Sehe ich gar nicht unbedingt so.
Die Sozialdemokratie geht ingesamt freilich am Stock, keine Frage, aber die SPD in Bayern hat zwar auf Landesebene (fast) noch nie was zu melden gehabt, stellt aber aktuell (in manchen Städten seit Jahrzehnten) die OB in München, Nürnberg, Regensburg (keine Witze bitte!), Passau, Erlangen, Fürth, Bamberg, Coburg, Weiden usw. Das dürfte locker die absolute Mehrheit der Groß- und Mittelstadtbevölkerung Bayerns sein.

Ich fand Bayern nie so dermaßen ein CSU-Land, wie man das von außen wahrnimmt.

Gruß
vdmaster

Der Wechsel der historisch vorbelasteten Uniformfarbe braun zu blau-weiß war ein kluger Schachzug. Jetzt müsste nur noch das Design modernisiert werden.

Menno! :angry:

Das ist aber eine andere, funktionelle Ebene. Und es ist auch nicht weiter verwunderlich, dass bei einer derart starken Landespartei der Wähler aus prinzipiellen Erwägungen in anderen Ebenen einige „oppositionelle Elemente“ fördert. Also für den BT anders stimmt als für den LT und wieder anders im kommunalen Bereich. Nicht etwa deswegen, weil er überhaupt differenzieren könnte, sondern weil er zuviel Machtkonzentration verhindern möchte. Ohne München sähe es kommunal bei den OBs schon anders aus in der Gewichtung https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunalwahlen_in_Bayern_2014#Ergebnis

Da stand 03/2014 die SPD auch noch bei 18% in den Umfragen zur Landtagswahl

Hm, jetzt mache ich mir aber langsam Sorgen um Dich … also mich oder wen überhaupt? #identitaetskrisengespraech :grin:

Gruß
vdmaster

aka FBH ?!?!?! :scream:

Ja, wie?!?
Machst ich jetzt plötzlich auf gespaltene Persönlichkeit, oder was?

Gruß
Ph.

Ja, wer von uns beiden hat denn damit angefangen?

Scheiße, ich werde immer mehr!

:scream: