Anspruch auf Wissenschaftlichkeit
Da schrie er auf: […] „Tote können doch bluten!“
Der angeblich Tote kann also wenigstens schreien, und wenn man alle die Bemühungen zu den von dir bereits ausgiebig geschilderten auch noch die von anderen Postern hier liest, die diese ganzen ärztlichen und therapeutischen Bemühungen sogar noch überbieten, bekommt man vielleicht einen Eindruck von der ungeheuren Macht der Götter in Weiß, deren medizinische Ausbildung nach der Philosophie der Mechanik zu ihrer Funktionalität verhilft, die deshalb so wichtig ist, weil ja alle Menschen von diesem Urproblem des Todes betroffen sind. Oder besser gesagt, wer will schon sterben und tot sein, wenn er glücklich leben könnte, was ja der eigentliche Grund dafür ist, warum Kranke überhaupt zum Arzt gehen.
Der wesentliche Unterschied zwischen Toten und Lebendigen liegt meiner Ansicht darin, dass Tote nichts fühlen, ihr Körper ist sozusagen so tot, wie der einer Puppe. Deswegen ist die ärztliche Therapie auch nicht sehr hilfreich, dem eingebildeten Toten nachweisen zu wollen, dass Tote sowohl essen als auch bluten können oder was auch immer sonst noch können.
Die Erkenntnisse der Ärzte und Psychologen sowie Philosophen war in der Zeit der überlieferten Geschichte noch sehr viel unterbelichteter als heute, denn nur so sind diese Therapiemethoden in ihrer Umständlichkeit überhaupt zu verstehen. Wenn, wie im Beispiel erwähnt, der Arzt dem Geisteskranken eine Nadel in den Arm sticht, um ihm zu beweisen, dass Tote nicht bluten können, der Patient jedoch in seiner geistigen Logik daraus den Schluss zieht, Tote können sehr wohl nachweislich bluten, kann man mit dem gesunden Menschenverstand auch fragen, was diese Arzt-Patienten-Logik überhaupt für einen Sinn macht. Der Patient reagiert auf die Therapie mit seiner eigenen Logik, die deswegen als krank interpretiert wird, weil dieser verwirrte Patient in seinem Geist scheinbar keinen authentischen Zugang besitzt, zu seiner biologischen Existenz als Lebewesen, weil seine geistige Abspaltung vom körperlichen Sein so extrem ist, wie es eigentlich gar nicht wirklich vorkommt.
Doch gesetzt der Fall, es wäre tatsächlich nicht nur eine erfundene Geschichte, wonach als Held der Arzt gilt, der diesen Geisteskranken von seiner falschen Lebensweise angeblich heilen konnte, wäre doch die beste Heilmethode die, dem Kranken zu zeigen, wie sehr er die Schmerzen wahrnehmen kann, sobald man ihm welche zufügt, und zwar nicht nur durch einen kleinen unscheinbaren Stich in die Adern, um zu beweisen, dass er gar nicht wirklich tot ist, es soll ja auch Puppen geben, die künstlich bluten können mittels rot gefärbter Tinte oder Ketschup raus lassen, um Blut künstlich vorzutäuschen, sondern durch Zwicken oder kräftiges Schlagen, wodurch der Patient dadurch erfahren kann, dass bei immer stärkerer Attacke er diesen Schmerz nicht länger ertragen will, hingegen ein Toter gar nicht reagiern würde.
Es geht in der modernen und postmodernen Philosophie um Werte, deren Relevanz darin besteht, Leben zu verstehen, und zwar in seiner Bedeutung. Im Gegensatz zum Dogma der Mechanik, wo die Physik mit Hilfe der Mathematik zur Funktionalität anleitet, ist das Leben gebunden an eine Emotionalität der beiden Extrem-Pole von Lust und Schmerz, was kulturunabhängig ist, weil es nichts damit zu tun hat, ob man an diese oder eine andere „Wahrheit“ glaubt, sondern dass grundsätzlich alle Menschen von Emotionen abhängig sind, die letztlich die eigentliche Logik des Lebens hinter der funktionalen Logik ist.
Wie neue Erkenntnisse der heutigen Philosophie und Wissenschaft aufzeigen, versucht man mittels dem Phänomen der Emotionen dem realen Verständnis des Lebens näher zu kommen, wie zum Beispiel der Gegenwartsphilosoph Kevin Mulligan, Professor an der Universität Genf, der sich mit Erkenntnistheorie, Ontologie und Emotionstheorie beschäftigt, er schreibt:
"Was sind Emotionen? Ich nehme als unumstritten an… (1) Trieb[e] oder Instinkt[e]… (2) Emfindungen und Gefühlsempfindungen, wie… Schmerz… oder… Jubel [euphorische Lust]… (3) Stimmungen… (4) Emotionen… Triebe und Empfindungen oder Gefühlsempfindungen benötigen keine kognitiven Grundlagen…"
Diese Erkenntnis wird auch von der modernen Hirnforschung (u. a. von Gerhard Roth und Antonio Damasio) bestätigt, wobei mir persönlich wichtig ist, darauf hinzuweisen, dass die moderne Hirnforschung zum Beispiel nach Antonio Damasio und seiner provokanten Polemik gegen René Descartes (vgl. „Descartes Irrtum“ sowie „Ich fühle, also bin ich“) ohne Kognitionen gar nicht erforschbar und wissenschaftlich beschrieben werden könnte, also Emotionen ohne Kognitionen nicht denkbar sind, am allerwenigsten mit dem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.
Penso