Hallo Andreas!
Von selbst und frei Haus
zu begreifen ist sicherlich der bessere Weg.
Aber warum „nach wenigen Jahren Latein“ und nicht „nach wenigen Jahren Deutsch“? Ist eine Fremdsprache dazu besser geeignet als die Muttersprache? Läge es nicht vielmehr nahe, die sprachlichen Phänomene in der eigenen Sprache staunend zu entdecken, um sie später in einer Fremdsprache – aufs Neue staunend – wiederzuentdecken? (So erging es mir jedenfalls.)
Außerdem stellt sich mir die Frage, ab welcher Klassenstufe Du in den Genuss des Lateinunterrichts kamst. War es bereits in der fünften? Dann dürfte der Unterschied zwischen Grammatikvermittlung im Muttersprach- und im Fremdsprachunterricht rein ideeller Natur sein, so, wie ich im letzten Absatz darzulegen suchte.
War es jedoch erst in der siebten, wie es in Deutschland weitaus häufiger der Fall sein dürfte (an unserer Schule begann der Lateinunterricht erst in der elften Klasse!), so stelle ich mir die wohl auch in Deinen Augen berechtigte Frage, warum der Schüler erst so spät in die phantastischen Weiten der Morphosyntax abtauchen sollte.
Im Zweifelsfall kann man auch alles auf die Lehrer schieben und argumentieren, dass Fremdsprachlehrer (und insbesondere Lateinlehrer) umfassend dafür ausgebildet sind, den Schülern Grammatik nahezubringen, während die Deutschlehrerbildung darauf eher geringeren Wert legt. Doch erstens weiß ich von meinen Kommilitonen, dass dies keineswegs der Realität entspricht, und zweitens läge, selbst wenn es so wäre, der Fehler beim Bildungsministerium, und Deutschunterricht wäre nicht per se ungeeignet zum Sprachverständniserwerb.
Ich bin, wie Du siehst, nicht im mindesten überzeugt davon, Grammatikunterricht aus der Muttersprache in die Fremdsprachen zu verbannen.
Liebe Grüße
Immo