Gottverlassenheit und Gottessöhne
Hi Kate,
schade, so viele Fragen auf einmal in einem Posting macht das Antworten nicht leichter.
Und zwar begründete er die Version von Jesu letzten Worten
„warum hast du mich verlassen?“ damit, dass das schlimmste für
den Menschen die Gottverlassenheit sei. Und da Jesus das Leid
der Menschheit auf sich nehme, nehme er auch die Gottverlassenheit auf sich.
Das ist eine von vielen möglichen Interpretationen. Diese hier basiert auf der (paulinischen) Voraussetzung, daß der Tod Jesu ein Sühneopfer für die „Sünden“ der Menschen sei.
Allein die Textgrundlage an dieser Stelle Mat. 27.46 ist aber nicht eindeutig. Näheres dazu und die Beziehung zu dem möglicherweise darin enthaltenen Zitat Psalm 22.2 siehe:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…
wenn Gottverlassenheit das
schlimmste für den Menschen darstellt, ganz abgesehen von den
Spielereien die sonst nocht geschehen, bringt Gott dazu sich
auf die Nörgeleien des Satans einzulassen?
Das sind keine Nörgeleien des Satan, sondern ein Auftrag, den Gott dem Satan gibt: Er soll die Standfestigkeit der Gottesttreue Hiobs prüfen.
„Eines Tages geschah es, dass die Gottessöhne kamen, um vor
Jahwe hinzutreten. In ihrer Mitte erschien auch der Satan.“
Sie werden öfter genannt.
Ja, in Hi 1.6, 2.1 und 38.7
Aber wer sind denn diese Gottessöhne? Kann Gott überhaupt Söhne haben?
Das ist schon etwas schwieriger. Eine religionshistorische Antwort sieht natürlich anders aus als eine immanent religiöse Auslegung. „Gottessöhne“ ist ein Begriff, der auch in anderen (auch früheren) semitischen Religionen vorhanden ist: Babylon, Ugarit usw. usw.
Gottessöhne werden an verschiedenen Stellen des Alten Testamentes erwähnt, vor allem in 1. Mose 6.2-4, wo sie einen ganz anderen mythologischen Hintergrund haben als im Hiob. Der Gottesbegriff verwandelt sich ja im Verlaufe der Niederschriften von einem Stammesgott nomadischer Völker zu einem Hauptgott eines Königreiches. Zur Abfassungszeit des Hiob, auch wenn die nicht eindeutig festzulegen ist, ist es der Gott mit einer riesigen Heeresmacht (jhwh zebaoth), einem Hofstaat bzw. einem Heer von Beratern und Verehrungsinstanzen. Das sind hier die Gottessöhne (bene jhwh bzw bene elohim).
Sie sind hier schon (im Unterschied zu den bene jhwh in 1. Mose) eher mit den mal’ak jhwh („Engel Gottes“) gleichgesetzt. Man darf bei diesen Fragen nicht vergessen, daß diese Texte 2500 bis 3000 Jahre alt sind.
(und ganz nebenbei, bin ich die einzige, die sich bei dem
Prolog an den Prolog von Faust I erinnert fühlt?)
Es ist keinerlei Geheimnis, daß Goethe für seinen „Prolog im Himmel“ den Hiob als Vorlage genommen hat.
Gruß
Metapher