Servus,
Mitte der 1950er Jahre erreichte die „Fresswelle“ auch jenseits des Atlantiks ihren Höhepunkt; das in den USA allenfalls als Nachricht aus Europa wahrgenommene Hungerjahr 1946 war lange vorbei.
Unabhängig davon war die nordamerikanische Küche traditionell noch stärker fleischbetont als die deutsche - das hat mit der Struktur der dortigen Landwirtschaft zu tun.
Vegetarismus ist ja nun aber unabhängig von mehr oder weniger großen Mengen von Fleisch in der Ernährung; ein bissle bacon in den baked beans fungiert eher als Gewürz, aber das Ergebnis ist halt nicht vegetarisch. Hier konnten die Vegetarier in Europa an alle möglichen, teils quasireligiösen Heilslehren anknüpfen, die dort bereits in den 1920er Jahren en vogue gewesen waren, aber in den USA gab es solche Traditionen nur in verschwindend dünnen Spuren.
Dieses Bildchen ist zwar erst von 1963, aber es zeigt, welches Erscheinungsbild eines „gestandenen Mannsbildes“ man in „jenen Jahren“ dies- und jenseits des Atlantiks chic fand, und bloß mit Haferflocken kriegt man das nicht hin: https://en.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Erhard#/media/File:Bundesarchiv_B_145_Bild-P111323,_USA-Besuch_Ludwig_Erhard,_Lyndon_B._Johnson.jpg In Fürth, wo Ludwig Erhard herstammte, isst man „Drei im Weggla“ und Vegetarismus stand dort genauso im Ruch des unpatriotischen Abweichlertums wie in den USA.
Schöne Grüße
MM