H wie Hola.
Was hätte die Mutter denn tun sollen?
Ohrfeigen austeilen?
Schimpfen?
Eine große Sache draus machen?
Warum denn nicht?
An solchen Dingen sieht man eben, daß der
…souveräne Erwachsener
nicht
meilenweit drüber steht
und nur deshalb
locker mit dummen Sprüchen/Beschimpfungen meiner Kinder
umgehen kann.
Ich würde gar nicht auf den Gedanken kommen, auch nur annähernd das Wort derart gegen die Autorität der Eltern zu erheben. Ich finde es andersherum eher absolut lächerlich, wie man mit solchen Totalaussetzern spielerisch laissez-faire umgeht - Kinder, die sowas tun zeugen einfach nicht von besonders viel Geist und/oder Erziehung.
Denn dieses peinliche Gossenniveau (es geht ja schon viel eher los heutzutage) kann ich täglich, so ich denn möchte, in einem beliebigen Kindergarten oder in einer beliebigen Grundschule Deutschlands beobachten.
Hier drängt sich die ketzerische Frage sofort auf, was denn das Darüber-stehen bringt, wenn dabei ein fragwürdiges intellektuelles Verhalten des Kindes schulterzuckend hingenommen wird.
Die Idee mit dem Hinweis auf den Umgangston fand ich gut, doch für die geschilderte Situation zieht es einfach zuwenig. Ich empfinde es als starkes Stück „Schlampe“ zur eigenen Mutter zu sagen. Die Mutter hätte die Sache vor allen Leuten gar nicht groß genug abhandeln können, um eine hübsche Wirkung zu erzielen… doch ignorieren - no way.
Da frage ich mich eher, ob hier die vermeintliche Überlegenheit von wegen „Steh ich drüber“ nicht eher mangelndes Selbstverständnis bedeutet: Vielleicht würde ich mir auch nur entfernt von einem Kind derart auf der Nase herumtanzen lassen. Wie ältere Leute immer zu sagen pflegen „Da walte Hugo…“.
Mit antiquierten Vorstellungen hat es nur insofern etwas zu tun, wenn man es sich leicht macht, also mit einem Weltbild à la „moderne vs. klassische zivilisatorische Werte“ ankommt, und so partout die 68er- und Nach-68er-Ansichten unterstreichen zu müssen.
Ich bin gespannt, wie lange es noch dauern wird, bis die moderne Industriegesellschaft endlich flächendeckend begreift, daß zu jeder fortschrittlichen menschlichen Kulturgruppe immer ein gewisses Brauchtum, gewisse Traditionen und ein gewisses Maß an gesundem Konservatismus gehört. Für mich sind das hier in der Republik in erster Linie eine Reihe von Dingen wie Anstand, Höflichkeit, Freundlichkeit, Jargon/Umgangston, autoritäre-freiheitliche Erziehung und einige andere Eigenschaften, die den Deutschen historisch gesehen nicht umsonst zugeschrieben werden. Die Frage ist lediglich der rhetorische Umgang mit diesen Dingen - wer sich hier bspw. den CDU/CSU-Schuh anziehen läßt, ist selbst schuld.
Wobei mir Schlampe und dergleichen erspart blieb, Glück
gehabt.
Was natürlich ketzerisch die Frage aufwirft, wie dann die tatsächliche Reaktion ausgesehen hätte. Es ist ein gehöriges Stück von einem etwas schroffen Umgangston hin zu einem Gossenjargon gegenüber den eigenen Eltern.
Mitternächtliche Grüße
MfG