Verben mit Doppelbedeutung je nach Betonung

liebe linguisten!

da ist mir doch beim schreiben aufgefallen, daß es im deutschen einige verben gibt, die je nach betonung der vorsilbe ihre bedeutung und auch abwandlung verändern. zb:

'umfahren, habe den baum umgefahren vs. um’fahren, habe denb aum rundherum umfahren.
'umschreiben, abändern vs. etwas um’schreiben, beschreiben.

'übersetzen, aufs andere ufer übergesetzt vs. texte über’setzen.
'übergehen, die milch geht über vs. jemanden über’gehen

'unterstellen, habe mich untergestellt vs. jemandem etwas unter’stellen.

ebenso umgehen, umschiffen (*lol*), übertreten, überziehen, überlaufen… nur mit unter fallen mir keine mehr ein!

gibt es noch andere vorwörter, die so funktionieren?

gibt es da eine erklärung dafür? ich kann zumindest kein prinzip ableiten. vielleicht von räumlich zu abstrakt oder so? oder haben die vorwörter einfach mehrere bedeutungen?

interessantes rätsel!

grüße
lehitraot

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Hallo lehitraot,

Anhand der Betonung, wie du ja auch bemerkt hast, sind diese Verben entweder trennbar (Betonung auf der Vorsilbe) oder untrennbar (unbetonte Vorsilbe).

Die Trennbaren sind in der Tat eher „wörtlich“ zu verstehen, wohingegen die Untrennbaren mehr eine übertragene Bedeutung haben.

Alle diese Vorsilben existieren auch als selbständige Wörter.
Dazu gehören auch noch:

durch
Der Lehrer hat alle Hefte durchgeschaut.
Ich habe ihn längst durchschaut.

wieder
Ich habe mir das Buch, das ich verliehen hatte, gestern wiedergeholt.
Die neuen Verben habe ich noch nicht wiederholt.

Ich hoffe, dir damit ein wenig geholfen zu haben.

Gruß
Uschi

Ergänzung
Hallo!

Ich kann Uschi nur beipflichten:

Es handelt sich in der Tat um zwei verschiedene Kategorien von Verben.

Auf der einen Seite haben wir die so genannten trennbaren oder unfesten Verben, d.h. Verben, die mit Präpositionen, Adverbien, Adjektiven oder verblassten Substantiven zusammengesetzt sind. Bei solchen Zusammensetzungen wird die Vorsilbe meist deutlich stärker betont als das Verb. Sie werden nur im Infinitiv, im Partizip I, im Partizip II sowie bei Endstellung im Nebensatz zusammengeschrieben.

Auf der anderen Seite stehen die untrennbaren oder festen Verben,
die - wie der Name schon sagt - immer zusammengeschrieben werden und bei denen die Betonung auf dem Verb liegt.

(vgl. dazu § 33 ff. der amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung: http://www.ids-mannheim.de/grammis/reform/b2.html)

Gruss
Renato

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Noch eins

Hallo Lehitraot,

noch eins ist mir eingefallen, das mir recht häufig unterkommt
und von vielen Menschen falsch gemacht wird:
úmbrechen/umbréchen
Er hat sein Gartenland umgebrochen
Er hat die Zeitungsseite umbrochen (=den Umbruch, das Layout
gemacht).
Viele Leute kennen den zweiten Begriff gar nicht als eigenen und
sagen: „Er hat die Zeitungsseite umgebrochen.“ – Leider gibt es
sogar Kollegen, die so was von sich geben …

Gruß
Bolo2L

noch ein Zusatz :wink:

Auf der einen Seite haben wir die so genannten trennbaren oder
unfesten Verben, d.h. Verben, die mit Präpositionen,
Adverbien, Adjektiven oder verblassten Substantiven
zusammengesetzt sind. Bei solchen Zusammensetzungen wird die
Vorsilbe meist deutlich stärker betont als das Verb. Sie
werden nur im Infinitiv, im Partizip I, im Partizip II sowie
bei Endstellung im Nebensatz zusammengeschrieben.

Erklärung der Fachbegriffe:

Infinitiv = Grundform des Verbs = durchschauen z.B.
Partizip I = „Mittelwort der Gegenwart“ = durchschauend
Partizip II = „Mittelwort der Vergangenheit“ = durch(ge)schaut

nur vorsichtshalber…
Nicht jedem sind diese Begriffe geläufig :wink:

Gruß
Uschi

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Hi,
einen habe ich auch noch:
Érbrecht - Erbrécht

}

Gruß

J.

Hi,

da fällt mir doch glatt noch der Erblasser ein.

Gruß,

Hasta Lavista

Ein Reh bricht aus dem Wald …
*üüüöööö*

Gruß kw