„Dicke Tropfen regnen auf die Straße“
„Tennisballgroße Eisstücke hagelten vom Himmel.“
Beide Sätze halte ich für alles andere als gelungen formuliert, insofern ungeeignet als Widerlegung der bei Canoo zitierten Regel. Die Sätze missfallen mir, weil es nicht möglich ist, das Verb sinnvoll zu paraphrasieren, wie es sonst grundsätzlich denkbar ist.
Beispiel:
Diebe stahlen sein Auto. → Wörterbuch zu »stehlen«: fremdes Eigentum […] in seinen Besitz bringen → Diebe brachten sein Auto in ihren Besitz.
Das funktioniert ohne Weiteres.
Dicke Tropfen regnen auf die Straße. → Wörterbuch zu »regnen«: als Regen zur Erde fallen → ? Dicke Tropfen fielen als Regen zur Erde.
Das wirkt befremdlich. Als was sonst sollen die Tropfen sonst zur Erde fallen – als Pfannkuchenteig? Was sollen sie anderes tun als zu regnen – das Parkett bohnern? »Es regnet dicke Tropfen auf die Straße.« erscheint mir sinnvoll, weil es möglich wäre, dass Regen in anderen Formen zur Erde fällt.
Mit »Tennisballgroße Eisstücke hagelten vom Himmel.« verhält es sich entsprechend. Darüber hinaus verletzt dieser Satz eine der Grice’schen Konversationsregeln, nämlich die meist als “Avoid unnecessary prolixity” wiedergegebene Modalitätsmaxime. »Es hagelte tennisballgroße Eisstücke« bedeutet dasselbe; der Zusatz »vom Himmel« verwirrt insofern, weil du etwas erwähnst, das als bekannt vorausgesetzt werden kann und sowieso alternativlos ist. Der Rezipient wird sich fragen, warum du den Himmel als Quelle der Eisstücke explizit ansprichst, da es keine meteorologisch erwiesene oder gar verbreitete Möglichkeit gibt, dass Hagel aus der Stehlampe oder der Zahnpastatube kommt.
Gruß
Christopher