Hallo,
Artikel 12
(1)Die Jugend ist in Ehrfurcht vor Gott, im Geiste der
christlichen Nächstenliebe, zur Brüderlichkeit aller
Menschen und zur Friedensliebe, in der Liebe zu Volk und
Heimat, zu sittlicher und politischer Verantwortlichkeit, zu
beruflicher und sozialer Bewährung und zu freiheitlicher
demokratischer Gesinnung zu erziehen.
(2) Verantwortliche Träger der Erziehung sind in ihren
Bereichen die Eltern, der Staat, die Religionsgemeinschaften,
die Gemeinden und die in ihren Bünden gegliederte Jugend.
http://www.lpb.bwue.de/bwverf/bwverf.htm#Erziehung
Das dies nicht so durchgesetzt wird ist aber besser so.
Ich lese da aber nicht heraus daß hier ein Zwang zu Religiosität und insbesondere die Möglichkeit zum Erzwingen christlicher Betätigung formuliert wird.
Selbst „christliche Nächstenliebe“ ist ja nur ein Ausdruck für ein Verhaltensmuster, einen moralischen Wert, aber nicht die explizite Erzwingung christlich religiös handeln zu müssen.
„Achtung vor Gott“ ist zwar sprachlich auf das Christentum ausgerichtet, aber ich denke daß man das heute sinngemäß auslegt: damit ist nicht nur der christliche Gott gemeint, sondern man würde das sicherlich genauso auf Allah oder jedweden anderen Gottesbegriff anwenden.
Im 2. Abschnitt ist dann sogar von „Religionsgemeinschaften“ die Rede - dort steht nicht „der katholische Pfarrer“.
Ich lese es selbst sinngemäß mehr so daß hier bestimmte Werte gefordert werden, die man zwar aus den Religionen ableitet - aber das macht ja nix, denn „Nächstenliebe, Toleranz, Freiheitsliebe, usw.“ würde man den Jugendlichen sinnvollerweise genauso beibringen wenn es nicht den Bezug zum religiösen Ursprung dieses Gedankengutes gäbe. Deswegen sehe ich das Problem nicht so Recht…
Mir kommt das eher so vor als würden die Kritiker „aus Prinzip“ auf ihre Standpunkte pochen ohne daß es dazu einen nachvollziehbaren Handlungsbedarf gäbe.
Ich sehe ansonsten auch nicht warum man in Deutschland ständig die christlich-abendländischen Wurzeln hinterfragt. Ob es uns paßt oder nicht, wir sind seit Jahrhunderten durch diese Werte geprägt, unsere Gesellschaft und unser Denken haben sich so entwickelt, wie es sich entwickelt hat, weil es eben früher bestimmte Entwicklungen gab. Es gab da auch Fehlentwicklungen, aber das sei mal beiseite gelassen - wir sind was wir sind weil wir eben diese Entwicklung genommen haben.
Und ich denke daß unsere europäische Toleranz sicherlich zu den hochentwickeltsten und freiesten Kulturen der Welt gehört… Wenn wir aber an einem bestimmten Punkt sagen „Hier ist Schluß!“ (beispielsweise bei Kopftüchern von Lehrerinnen) bedarf das keiner großartigen Rechtfertigung vor anderen. Wir entscheiden das eben so weil wir es nicht wollen und damit basta. Andere Staaten würden sich weit weniger zieren - oder glaubst Du daß im Iran oder Saudi-Arabien diskutiert würde ob ne Frau im Bikini irgendwo liegen darf?
Insofern wundere ich mich immer wir uns hierzulande immer meinen krampfhaft neutral halten zu müssen… wir können, wie jeder andere Staat, unsere Spielregeln formulieren und dann hat sich jeder daran zu halten.
Schöne Grüße,
MecFleih