Hallo,
Feuerwerkskörper unterliegen natürlich auch gewissen Moden und, viel wichtiger, ökonomischen Zwängen.
Der Luftheuler ist ein Artikel mit Eigenantrieb (Rückstoß) der aus der Hand gestartet werden soll und mangels Übung auch mal „quer“ geht. Ob da wirklich so ein Gefahrenpotential darin liegt daß er verboten werden mußte…
Daß Knallkörper ganz verschwinden SOLLEN, sehe ich nicht so kritisch. Die Reibkopfknaller, wie der in Ostdeutschland beliebte „Harzer Knaller“ (im Westen „Pirat“)lassen sich preiswert maschinell erzeugen. Eigentlich könnte der Artikel gut überleben - ABER - es hat niemand mehr Streichhölzer! bzw. sind die Reibflächen der Streichholzschachteln so abgemagert, daß die relativ großen „Reiber“ das bißchen Siebdruckzeugs seeeehr schnell zerstört haben und dann funktionieren die Dinger eben nicht mehr so schick.
Der kubische Kanonenschlag mit seiner gewickelten und geleimten Schnürung ist in Deutschland nicht mehr rentabel zu produzieren. Die Fernostprodukte sind hier oft von so lausiger Qualität - die kauft niemand mehr.
Ähnliches gilt für den „deutschesten“ Knallkörper, den Knallfrosch. Zum Einen springt ein guter Frosch unkontrolliert ziemlich weit, schon aus diesem Grund ist er der Behörde suspekt. Die chinesischen Frösche sind meist von so geringer Qualität, das macht einfach keinen Spaß mehr. „Fun-Artikel“ ohne „Fun“ sind halt nur schwer verkäuflich - der Untergang ist auch hier vorgezeichnet.
Bei allen Knallkörpern gibt es eine max. Lautstärke. Das bremst den Spaß auch deutlich. Dazu kommt, daß die deutschen Gesetze nur Schwarzpulver für Böller zulassen. Die sogenannten „Polenböller“ mit ihren sehr energiereichen Sätzen auf Metallbasis sind in Deutschland nicht zulassungsfähig.
Meine persönliche Meinung zu dieser restriktiven Haltung ist zwiespältig. Die Teile haben zwar ein erhebliches Gefahrenpotential - ABER: Wenn man Alles Idioten-sicher macht erzeugt man damit nur mehr Idioten. Anders ausgedrückt: Nur Deutsche sterben an Polenböllern…
Es bleiben also nur Chinaböller. Der „Böller D“ als Beispiel, kostet seit den 1920ger Jahren Listenpreis im deutschen Einzelhandel 1,80 RM, M, DM bzw. 0,90 € für ein Päckchen á 4 Stück. Damals waren 0,80 (Reichs-) Mark Stundenlohn angesagt, man mußte also etwas über 2 Stunden für ein Pack arbeiten! Heute müßte man bei schmalem Lohn etwa 5 Minuten für diesen Artikel arbeiten. Praktisch handelt aber niemand den D_Böller zum Listenpreis. Der „Schinken“, also 20 Päckchen, geht häufig für unter 5 € über den Tisch. Das sind ganze 25 Cent! Oder 1,5 Minuten Arbeit für eine Packung! Ohne daß ich nun auch noch über die kräftig gestiegene Mehrwertsteuer meditieren will - da ist einfach kein Geld mehr für Qualität drin! Und so stirbt ein Artikel nach dem Anderen.
Die Industrie muß sich also neue Artikel einfallen lassen, um noch etwas zu verdienen. Zur Zeit sind es die Verbundfeuerwerke. Wenn man den Verdienst von 2 Stunden Arbeit in die Hand nimmt, bekommt man ordentliche Qualität und Feuerwerk macht da richtig Spaß…
Übrigens: „Alte“ Artikel die bereits eine BAM-Nummer haben, dürfen auch weiter vertrieben und verwendet werden, auch wenn sie nicht mehr hergestellt werden dürfen. Bis sie dann eben wirklich ausgelaufen sind.
Einen guten Rutsch wünscht Rainia