Hallo, Rotwein-Liebhaber und -Kenner,
wieso verfärbt sich nach dem Genuss einiger Rotweine die Zunge in diesen ungesund dunklen blau-lila Ton (manchmal sogar die Zähne)? Die Mutter einer Freundin behauptete früher immer, das passiere nur bei qualitativ minderwertigen Sorten - aber das kann so nicht stimmen. Auch bei guten und teuren Weinen (Gallo Nero z.B.)sieht man anschließend aus, als hätte man einen Farblutscher genascht…
Danke für die Aufklärung
Angelika
Hallo Angelika !
Ungesund ist an der Verfärbung der Zunge sicherlich nichts ! Denk mal daran was passiert wenn Du Spinat ißt - und der ist ja auch nicht ungesund.
Die Verfärbung kommt von den Farbpigmenten in den Traubenschalen. Diese setzen sich auf die Knospen Deiner Zunge und machen Sie für kurze Zeit blau. Das gleiche Passiert auch wenn Du rote Trauben ißt und gut darauf kaust.
Am billigen Wein liegt das nicht. Teure (und extraktreichere) Weine sind meist noch viel intensiver gefärbt, ja können sogar fast schwarz sein. Hier wird die Färbung auch zum Qualitätsmerkmal, denn der Geschmack des Weines kommt hauptsächlich aus den Schalen der Trauben.
Lautet der Umkehrschluss: Ein guter Wein muss färben, sonst taugt er nichts???
Hallo, Rotwein-Liebhaber und -Kenner,
wieso verfärbt sich nach dem Genuss einiger Rotweine die Zunge
in diesen ungesund dunklen blau-lila Ton (manchmal sogar die
Zähne)?
Hallo Angelika-ungesund ist diese Verfärbung mit Sicherheit nicht, und hat auch nichts mit der Qualität des Weines zu tun!
Wie schon geantwortet, kommt dies von den Farbpigmenten in der Traube(Wein). Mir ist aber keine Traube bekannt, die in der Beerenhaut so viele Pigmente hat, daß diese färben. Es sind mehr die speziellen Farbsorten, die auch im Fruchtfleisch stark pigmentiert sind. Diese Sorten werden zur intensiveren Färbung des Weins in geringen-im Ausland teils auch in größeren Mengen-
den übrigen Trauben/Wein zugesetzt. Z. B. eine alte Sorte ist die „Färbertraube“. Neuere sind u.a. Dornfelder, Dunkelfelder.
Gruß Fritz
Aber klar.
wer literweise billiglambrusco verzehrt (abgesehn von den kopfschmerzen) muss mit blauer zunge und!! spinatfarbenem stuhlgang rechnen!!
Lautet der Umkehrschluss: Ein guter Wein muss färben, sonst
taugt er nichts???
Hallo Angelika,
der Umkehrschluss ist falsch. Erstens musst Du den Begriff „gut“ in diesem Zusammenhang erklären, zweitens den Begriff „taugt“.
Bei Rotwein kommt die Farbe dadurch in den Wein, dass der abgepresste Most eine gewisse Zeitlang auf der Maische ruht, teilweise auch auf der Maische vergoren wird. Die Farbstoffe, die den Wein rot färben, sind ausschließlich in den, dann aufgebrochenen, Schalen zu finden. Auch bei Rotweintrauben (z.B. Pinot Noir, auf deutsch: Spätburgunder) ist das Fruchtfleisch eher weiss.
Rotwein, der Dir die Zunge färbt, ggf. auch die Zähne, hat schlichtweg mehr Extrakt (das ist die Menge an Feststoffen, die übrig bleibt, wenn Du eine bestimmtes Mass an Wein solange erhitzt, bis die gesamte Flüssigkeit verdunstet ist). Ein weiterer Aspekt ist die Art der Vergärung und nachgelagerter Weiterverarbeitung, insbesondere der Filtration. Und da sind wir wieder bei der Frage der Qualität: Unfiltrierte oder sehr „sparsam“ filtrierte Weine färben mehr. Aber das Verfahren, wie und ob filtriert wird, ist nicht kausal für die Qualität.
Ein hart und komplett filtrierter Wein (der vielleicht auch noch pasteurisiert wurde) wird Dir weder Zunge noch Zähne färben, ein unfiltrierter oder schonend filtrierter Wein schon eher.
HTH
mhg
Vielleicht noch eine Anmerkung.
Farbe hat beim Rotwein nicht direkt mit Qualität zu tun, der Most ist weiß, die Farbe kommt aus den Schalen (oder auch Stielen, die werden manchmal mitvergoren), aber nicht nur die Farbe, sondern auch Gerbsäuren (Tannin), die den Wein herb machen, zuviel Farbe kann auch schaden.
Da ist die Kunst des Kellermeisters gefragt, genau die richtige Abstimmung zu finden, dabei spielen die Reben und der Boden eine wichtige Rolle.
Man gewinnt auch Weisswein aus Rotweintrauben, die sind meist billiger, der Most ist ja weiß.
Deshalb heißt Weisswein oder Champagner aus weißen Trauben „Blanc de Blancs“
Am Besten einfach mal ausprobieren, schmeckt auch ohne gefärbte Zunge, aber mit macht auch nichts
Gruß
…für eure "Nach"Hilfe.
Angelika
Hallo Rainer,
zum einen: Danke für das Lob
zum anderen: Ich hab jetzt Deinen ARtikel mehrfach gelesen und entweder sitz ich total auf der Leitung, oder Du hast da doch, wie ich vermute, eine kleine Unschärfe drin …
Man gewinnt auch Weisswein aus Rotweintrauben, die sind meist
billiger, der Most ist ja weiß.
Den Satz versteh ich nicht so richtig. Bei vergleichbaren Qualitäten (also nicht Pinot Grigio Anbaufläche mit 195 hl/ha mit Sangiovese Spitzenlage mit 35 hl/ha vergleichend) differieren die Traubenpreise nicht so besonders, zumindest soweit ich weiß.
Deshalb heißt Weisswein oder Champagner aus weißen Trauben
„Blanc de Blancs“
Der Schluß ist meines Erachtens nach nicht richtig. Erstens nicht in der Kombination mit dem Satz drüber und auch grundsätzlich nicht (da bin ich mir jetzt sogar ziemlich sicher). Das „Deshalb“ ist IMHO grundverkehrt. In der Champagne sind, wie Du weißt, drei Rebsorten (Pinot Noir, Pinot Meunier, Chardonnay) zum Ausbau zu Champagner zugelassen. Zugelassen ist es, Champagner aus Grundweinen dieser drei Traubensorten zu gewinnen und zwar sowohl als Cuvée oder eben reinsortig _nur_ aus Chardonnay. Ein Schaumwein der reinsortig aus Pinot Noir gewonnen würde, dürfte sich trotz der Herkunft aus der Champagne nicht _Champagner_ nennen. D.h. der reinsortige Ausbau zu Champagner ist auf Grundweine beschränkt, die aus Chardonnay-Trauben gewonnen wurden. Deshalb ist die Bezeichnung „Blanc de Blanc“ (Weisser aus Weissen, in schlechter Übersetzung) eher ein Qualitäts- oder Klassifizierungsmerkmal (Klassifizierung jetzt nicht im Sinne von Cru, Grand Cru oder so …).
Blanc de Blanc Champagner sind in der Regel, verleichbare Qualität und vergleichbares Renomee des erzeugenden/vertreibenden Hauses vorausgesetzt, auch eine ganze Kante teurer, als die üblichen Cuvées. Vergleich bei Krug mal den Preis für den Jahrgangschampagner, z.B. 1993 und den Jahrgangschampagner BdB, da werden Dir die Augen tropfen )
Viele Grüße
mhg
Lautet der Umkehrschluss: Ein guter Wein muss färben, sonst
taugt er nichts???Bei Rotwein kommt die Farbe dadurch in den Wein, dass der
abgepresste Most eine gewisse Zeitlang auf der Maische ruht,
teilweise auch auf der Maische vergoren wird. Die Farbstoffe,
die den Wein rot färben, sind ausschließlich in den, dann
aufgebrochenen, Schalen zu finden.
Hallo Martin-unterhalte dich vielleicht mal mit einem Rebenzüchter betr. Farbe (ausschließlich??)in der Rotweintraube.
(der vielleicht auch
noch pasteurisiert wurde) :???
Einen pasteurisierten Wein würde ich gerne mal probieren -wo gibt’s den zu kaufen?
Gruß Fritz
mhg
Hallo Martin-unterhalte dich vielleicht mal mit einem
Rebenzüchter betr. Farbe (ausschließlich??)in der
Rotweintraube.
Hab ich schon
(der vielleicht auch
noch pasteurisiert wurde) :???
Einen pasteurisierten Wein würde ich gerne mal probieren -wo
gibt’s den zu kaufen?
Gruß Fritz
Muss beim Wein nicht angegeben werden, zumindest nicht in den Anbauländern, deren Weingesetze mir so ansatzweise geläufig sind.
Usus ist das in einigen Bereichen des Bordeaux, aber auch bei Massenherstellern anderer Länder.
Da man das nicht auf das Etikett schreiben muss (nicht mal draufschreiben darf) ist es schwierig eine konkrete Weinempfehlung zu geben. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit bei eher billigen WEinen, die in großen Mengen auf den Markt kommen tendenziell höher.
Anderes Beispiel: Mostkonzentration ist auch so ein Produktionsverfahren, das auf den Etiketten nicht angegeben wird und auch nicht angegeben werden darf. Dennoch wirds gemacht, auch bei renommierten Spitzengütern des Bordeaux.
Darüber kann man auch streiten. Und rauszukriegen bei welchem Wein das gemacht wurde ist auch etwas kniffelig, weil das eben von Gut zu Gut unterschiedlich ist und auch innerhalb der Produktpalette eines Weingutes nicht bei allen Weinen durchgeführt wird.
mhg