Hallo,
Sprache lebt und verändert sich permanent.
das stimmt zwar und wird gerne von vielen als
Pauschal-Argument hergezogen, aber die Tatsache, daß sich
Sprache natürlich verändert sollte kein Freibrief dafür sein,
jeden modischen Sprachquatsch zu kultivieren und sinnhaftes
Regelwerk in Vergessenheit geraten zu lassen.
Ich denke diese Tendenz gibt es bei den Hütern der Hochsprache kaum.
Modischer Sprachquatsch wird da von anderer Seite reingetragen und wenn
die Masse der Bevölkerung da nicht mitmacht, dann hält sich das nicht lange.
Sprachverfall ist also in diesem Zusammenhang nicht zu erwarten,
wie ja auch die ganze Diskussion hier bestätigt.
Allerdings ist speziell im Bereich der Jugendsprache systembedingt
„Sprachquatsch“ Ziel und Programm.
Die meisten Menschen beherrschen Sprache nicht gut genug, um
ausdrücken zu können, was sie meinen, daher ist wohl einer der
meistgesagtesten Sätze „SO habe ich es aber nicht gemeint“.
Ich denke, dieses Symtom entspringt einer ganz anderen Problematik.
Oft ist es nicht sprachliches Unvermögen, sondern fachliches, was zu
fehlerhaften Aussagen führt. Einfache Leute sprechen auch einfach
und müssen sich normalerweise nicht in komplizierte Diskussionen einmischen.
Internet und unserer insgesamt sehr komplexe Umwelt und Technik macht
es möglich, dass diese Annahme überhaupt nicht mehr stimmt.
Oft sind es die Medien, die gesprochenes Wort absichtlich oder
unabsichtlich in verfälschter, aus dem Zusammenhang gerissen Form
wieder geben.
Oft resultiert diese Unsicherheit nur aus einer notwendigen Verkürzung.
Wer will den schon immer zu jedem Sachverhalt eine lange Erläuterung
aller Zusammenhänge und Hintergründe geben oder hören.
Das ist hier in Diskussionen sicher oft auch ein Grund für Missverständnisse.
Dann hat sich unsere Kultur in eine Richtung entwickelt, die darauf
ausgerichtet ist, hypersensibel auf jegliche Äußerung zu reagieren.
Kein Politiker oder Prominenter darf heute ein offenes und ehrliches
Wort von sich geben, ohne dass sich die Medien darauf stürzen und
jedes Wort dreimal umdrehen, um den Redner einen Strick zu drehen.
Inzwischen sind ja selbst Fußballer Opfer dieser Kultur 
Früher hat man sich bei bei Auseinandersetzungen ordentlich die
Meinung gesagt (in nicht immer jugendfreier Sprache) und hinterher
ging man in die Kneipe auf ein Bier und gut wars.
Heute muss man mit Klage wegen Verleumdung und Beleidigung rechnen,
wenn man mal eine etwas unkultivierte Äußerung macht.
Wenn Menschen sagen würden/könnten (!), was sie meinen (und
dazu ist das Medium Sprache durchaus in der Lage) wäre das
sehr hilfreich für den zwischenmenschlichen Umgang im
Allgemeinen, denn Sprache ist nun mal unser Hauptkommunikationsmittel.
Das ist ja richtig, allerdings ist das Sprachvermögen vieler Menschen
lange nicht so ausgeprägt und geschult, als das man eine gestochen
scharfe Ausdrucksweise erwarten könnte. Das ist aber IMHO kein Mangel
der Sprache, sondern eher der Sprecher.
Im Bereich der Politik und Prominenz ist es aber eher so, dass Sprecher
gar nicht klar ausdrücken dürfen, was gemeint ist, sonst wird er
öffentlich geteert und gefedert (Beispiel: Äußerungen des Herrn Sarazzin).
Im Beamten- und Juristendeutsch ist unklare und schwer zu verstehende
Syntax Programm. Im Bereich Patentwesen ist gut verständliche Sprache
auch nicht anzutreffen, wie ich kürzlich wieder belustigt wahrnehmen
durfte.
Um es also auf den Punkt zu bringen, deine obige Bemerkung ist
in den seltensten Fällen ein Problem der Sprache an sich.
Gruß Uwi