Spanier und Regionen wo das Wetter schlechter ist
Spanien ist ja - wie von vielen schon gut beschrieben - ein Vielvölkerstaat, bzw. in autonome Regionen aufgeteilt.
Das was ich jedoch wichtig finde ist einmal die regionalen Unterschiede zu beachten, wie sie eben auch kulturbedingt und aufgrund der Lage und Regionalgeschichte auf Deutschland zutreffen: Bayern haben eine andere Mentalität als Berliner, Hamburger oder Rheinländer.
Jetzt kommt in Spanien noch hinzu, dass diese 4 verschiedene Hauptsprachen haben:
Die Katalanen, deren Dialekt bis nach Valencia und die Balearen reicht. Dennoch: kein Valencianer würde sich als Katalane zählen und kein Valencianer würde sich von Barcelona aus regieren lassen. Auch Andorra und Teile Frankreichs würden unter Katalonien fallen, ginge es nach den Katalanen.
Dann gibt’s die Basken. Auch hier würde die Region sich gerne vergößert darstellen und Teile Frankreichs und auch Navarras mit einbeziehen. Es gibt jedoch Teile Navarras, die sich das auf’s ärgste verbitten. Die Basken haben eine nicht-romanische Sprache und eine Kultur, die sich von allen anderen europäischen Völkern unterscheidet.
Als Dritte eigenständige Region ist Galizien anzusehen. Dort ist jedoch die Unabhängigkeitsbewegung sehr gering. Viele Galizier sind auch gegen Basken oder Katalanen, während Basken und Katalanen einen Schulterschluss vollziehen wollen.
Dann, egal ob Asturias, Andalusien, Madrid oder was auch immer kann man vom eigentlichen Spanien reden. Alle nicht vorgenannten Regionen verstehen sich zunächst als Spanier auch wenn sie auf ihre Region stolz sind und sich vom Rest unterscheiden.
Spanier aus allen Regionen wohnen ziemlich verstreut in allen anderen: Andalusier in Katalonien, Basken in Andalusien, Galizier in Madrid und was auch immer. Im normalen Alltag gibt es da i.d.R. in den sich als spanisch verstehenden Regionen keinerlei Probleme. Die fangen vor allem im Baskenland an und auch in Katalonien. Dort sind sie Leute im allgemeinen sowieso etwas dickköpfiger, rauher, bitterer.
Vielleicht hat es mit der Kultur zu tun, aber bestimmt auch mit dem Wetter: die baskische Hauptstadt Vitoria hat das schlechteste Wetter ganz Spaniens. Und so sind die Basken schon eher mitteleuropäisch als südländisch. Auch die Katalanen haben unter dem Tramontana-Wind und kalten Wintern zu leiden bzw. leben in Pirinäennähe. Das merkt man eindeutig.
Ebenso wie man merkt, wie relaxt oder desenfadado (entärgert) die Bewohner Málagas oder von Cádiz sind, die auch im spanischen TV sehr beliebt wg. ihrer Art sind.
Soweit die Kultur, die landestypischen Gegebenheiten, etc. Bis unter diesem Gesichtspunkt ist ein Zusammenleben aller Spanier normal. Wie eben Bayern intern gg. Preusen reden und umgekehrt, aber sich deswegen nicht auseinandersetzen.
Dann kommt der Hauptaspekt: die Politik. Richtig: Franco hat die katalanische Kultur unterdrückt, etc. Dennoch haben sich die Basken auch Franco angeschlossen. Dennoch hat man bis vor 20 Jahren in Katalonien mehr Spanisch als Katalan geredet und keiner hatte ein Problem damit.
Doch es geht um viel Geld und Macht. Baskische und katalanische Politiker sind frei als Nationalisten zu bezeichnen. Spanien erstickt die jeweilige Region hört man. Dass Madrid im Rahmen des Haushaltsausgleiches jedes Jahr 4,5 Millarden nach Barcelona schickt wird dort wortlos als normal bezeichnet. Das erhaltene Geld wird jedoch in Propaganda gg. Madrid und Restspanien gerichtet. Statt Englisch oder Spanisch lernen Katalanen Katalanisch und Spanisch nur als Fremdsprache. Ein Witz, während weltweit 480 Mio. Menschen Spanisch sprechen und halb Europa auch nach Barcelona kommt, um Spanisch zu lernen.
Einige Rathäuser Kataloniens haben dann nichtoffizielle Abstimmungen zur Seperation von Spanien gemacht. Nichtoffiziell, da dies natürlich nur auf Landesebene entschieden werden kann und nicht von Rathäusern. Die spanische Regierung blockt das schlicht ab, doch die nicht-offiziellen Wahlen kommen auf eine Wahlbeteiligung von unter 20% und das, obwohl es sich bei den Ortschaften um vermeintlich seperatistisch veranlagte Gemeinden handelt.
Auch wird in Zeitungskommentaren oft bemerkt, dass eben die separatistischen Politiker und Vereinigungen eine laute Minderheit sind, jedoch nicht die Meinung der Katalanen oder Basken vertreten. Wie dem auch sei: es geht um viel Geld und Politikerkarrieren. Stärkste Kraft im Baskenland ist seit letztem Jahr die Partei der Zentralregierung in Madrid. Die Basken haben Bomben satt und distanzieren sich seit Jahren deutlichst von ETA.
Dennoch ist alles nicht ganz so schwarz/weiß. Spanien steckt in einer Wirtschaftskrise, jugendliche Autonome, wie eben auch in Deutschland, kommen mit pseudopolitischen Sprüchen, wollen aber eben nur Spaß und Randale. Dahingehend sind sie dann wieder wie die Mitteleuropäer. Die südländischeren Regionen sehen das gelassener. Was jedoch den restspanischen Regionen stinkt ist dass die Politik Katalonien und dem Baskenland enorme Zugeständnisse macht, vor allem im Bereich Steuern und Abgaben und viele ihre Region benachteiligt sehen.
Ein baskischer Nachrichtensprecher eines spanienweiten Privatsenders hatte letztes Jahr auch einen Kommentar über seine Landsleute gemacht und sich über den Irrsinn aufgeregt, dass die reichste Region Spaniens (das Baskenland), in der viel spanische Industrie verlagert wurde, die weitgehende Autonomie in vielen Entscheidungsbereichen erhält sich anstellt und ziert, als ob sie von Spanien gegeiselt werden würde.
Viele regionale und nationale TV-Sender haben aber mittlerweilen aus dieser Mischung ihren eigenen Humor gemacht: so kann man witzige Parodien auf ETA-Terroristen sehen, in Katalonien, das von Restspanien Polen genannt wird, gibt es eine TV-Sendung über Polen, bei der sich die Katalanen selbst auf den Arm nehmen anhand spanischer Klischees, etc. etc.
Und auch der Sport verbindet (wie er auch trennt). Als Spanien Europameister wurde, gab es auch in Katalonien und im Baskenland Jubelfeiern, wenn auch in geringerm Ausmaß als im Rest des Landes.
Zusammengefasst könnte man sagen, dass die Leute unter sich einen normalen Umgang untereinander haben, unter Berücksichtigung der verschiedener Regionen, die eben andere Verhaltensmuster mit sich ziehen. Dann gibt es einen gewissen Prozentsatz die ein gegenseitiges Hauen und Stechen auf sich ausüben, andere, die alles mittlerweilen mit Vernunft, Humor oder Kunst verarbeiten und eben die Politiker.