Hi Patrick,
nur zur Info für den, den das Thema interessiert, auch weil ich mein unteres Posting nicht ganz so ernsthaft geschrieben habe:
Also ich glaube, die gesuchte Liste ist keine psychologische
Liste, deswegen wäre die Frage z.B. im Lust & Liebe Brett
besser aufgehoben.
Terrorhase bezieht sich mit seinen Angaben „England, USA, 5. Stelle, 27. Stelle“, etc. unverkennbar auf eine recht kleine Studie der sehr bekannten Anthropologin und Ethnologin Margaret Mead aus dem Jahr 1944, wo sie am Thema des Datings die kulturellen Einflüsse, die die, England massenhaft durquerenden, Amerikanischen Soldaten auf die Engländer ausübten, untersuchte;
mitlerweile ist mir auch der Titel wieder eingefallen, der da lautet:
M. Mead, „What is a Date?“, 1944
Das Forschungsthema würde ich durchaus als sozialpsychologisch/soziologisch/ethnologisch einordnen, also nicht unbedingt LuL.
Diese Studie ist in zwei Werken bei Watzlawick und Watzlawick/Bateson et.al. als bloße amüsante Illustration ihrer sog. „Interpunktionsanalyse“ verwendet worden (Mead war übrigens ne Zeit lang Batesons Ehefrau); die Interpunktionsanalyse wurde breit in Linguistik und Sozialwissenschaften rezipiert, wodurch auch diese an sich völlig unbedeutende Studie von M. Mead richtiggehend zum running gag in den Sozialwissenschaften wurde - weil sie halt ein bißchen funny und irgendwie überraschend ist; kaum ein Methodeneinführungsbuch oder ein Einführungswerk in die Soziologie, in der nichts am Rande davon drin steht.
Persönlich hoffe ich auch, dass der Weg zum Sex (wenn das denn
die Ausgangsfragestellung ist) nicht über 5 - 27 vordefinierte
Stufen abläuft.
ganz genauso wie jedes menschliche Verhalten lässt sich auch das menschliche Sexual- oder Datingverhalten als ein kulturelles Handlungs- und Deutungsmuster oder meinetwegen -psychologischer ausgedrückt- als Script erforschen;
- anders als in der Psychologie ist in der Soziologie das Thema „Liebe“ durchaus gut erforscht
- wie viele Stufen da gefunden werden, hängt schlichtweg nur von der „Tiefenschärfe“ ab, mit der man herangeht, letztlich lässt sich alles endlos zerlegen …
- die Stufen sind nicht vordefiniert im Sinne einer bewussten normativen Festlegung, sondern sie sind halt -wie alle anderen menschlichen Handlungsmuster- kulturelle Konventionen, die erst dann halbbewusst werden, wenn sie versehentlich verletzt oder wenn zwei verschiedene kulturelle Muster aufeinanderstoßen, wenn also -um das Thema dieser Studie zu nehmen- der Amerikaner der Engländerin schon bald nach dem ersten Anflirten ein Küsschen aufdrückt (und sich darob, wie er es aus den USA gar nicht anders kennt, überhaupt nichts schlimmes dabei denkt), die Engländerin (weil sie es aus England halt so kennt), aber glaubt, er wolle nun sofort mit ihr ins Bett (weil Küssen halt im englischen „Script“ eine Vorstufe des Miteinander-Schlafens ist, im amerikanischen „Script“ dagegen eine späte Stufe des Anflirtens).
Der Witz dabei ist (und darum ging es Watzlawick und Bateson), dass beide den jeweils anderen für ziemlich blöd bzw. schamlos halten: der Amerikaner hält die Engländerin für blöd, wenn sie nach dem Kuss abhaut, weil er denkt: das war doch total harmlos; und er hält sie für eine Schlampe, wenn sie sich nach dem Kuss gleich hingibt, weil er fühlt: so leicht/früh ist die zu haben; die Engländerin hält den Amerikaner für einen Womanizer, weil sie das Küssen noch während des Anlirtens für ziemlich aufdringlich hält.
Ergo: beide missverstehen sich total, ohne dass einer von den beiden irgendwie Schuld hätte, beide aber fest glauben, der jeweils andere wäre schuld;
dieses Missverstehen ist nicht auflösbar, ohne dass auf einer Meta-Ebene die „Scripte“ bewusst und verglichen werden … diese Struktur ist übrigens der Kern dieser sog. „Interpunktionsanalyse“ bzw. auch der systemischen Therapieform, die ja maßgeblich auf den Arbeiten von Watzlawick und Bateson beruht.
Falls doch, dann wären ja alle Fragen geklärt,
und niemand müsste mehr - wenn er das nicht möchte - jemals
wieder alleine schlafen…
es dürfte klar geworden sein, dass diese Überlegung mit obigem nichts zu tun hat.
Leider ist Liebe ein in der Psychologie stiefmütterlich
behandeltes Thema, mit dem sich Wissenschaftler eher selten
und wahrscheinlich ungerne auseinandersetzen. Dies liegt
vielleicht daran, dass die nicht ernstzunehmende
Auseinandersetzung des Themas dieses sehr schnell sehr
unseriös färbt, und dies wissenschaftliche Karriere eher
behindern dürfte (z.B. bei der Beantragung von
Forschungsgeldern, denn wen sollen die Ergebnisse denn noch
interessieren, wo man die „Wahrheit“ doch für 2,50 EUR am
Kiosk in Form von austauschbaren Illustrierten kaufen kann).
Wie gesagt, gilt dies nicht für die Sozial-, Kultur- und Literaturwissenschaften, wo „Liebe“ durchaus ein anerkanntes Forschungsgebiet ist.
Es gibt m.E. -oberflächlich gesagt- in der Psychologie zwei Gründe dafür:
zum einen die Geschichte psychologischer Theorie selbst, in der „Liebe“ weder in eine behavioristische Sichtweise (Stichwort Black Box), noch in eine tiefenpsychologisch inspirierte („Lust“ statt „Liebe“), noch so richtig in die Kognitionsforschung reinpasste (obwohl: da eigentlich schon).
Zum anderen sicher die heute weitgehend durchgesetzte mehrheitlich an den Naturwissenschaften orientierte Methodik der Psychologie.
Viele Grüße
Franz