Hallo Nadja,
ich versuche mal die Nuancen herauszuarbeiten.
verkünden / verkündigen
im Englischen würde man beides mit „to announce“ übersetzen.
verkünden verschwindet zunehmend aus dem Alltagssprachgebrauch. Es ist auch weitgehend synonym mit verkündigen.
Verkünden ist Amtssprache; ein Sachverhalt wird öffentlich gemacht:
Der Fürst läßt einen Erlaß / ein Gesetz verkünden.
Das Gericht verkündet ein Urteil (hier wird „verkünden“ noch häufig gebraucht).
Beim Verkünden geht es darum, daß nach dem Akt des Verkündens eine Folge (auch Rechtsfolge) eintritt.
Wenn der Fürst einen Erlaß über eine Steuererhebung ansagen läßt, dann ist dieser nach der (Urteils)VERKÜNDUNG gültig.
Wenn das Gericht ein Urteil verkündet, dann ist es gültig und man hat eine bestimmte Zeit, Widerspruch einzulegen.
Bei Verkündigen / Verkündigung geht es darum, daß etwas Wichtiges öffentlich gemacht wird und dieser Sachverhalt in die Welt getragen werden soll. Das Wort kommt oft in religiösen Zusammenhängen vor: Das Evangelium wird in der Kirche verkündigt.
Der Erzengel Gabriel ist in der christlichen Tradition der „Verkündigungsengel“, weil er eine wichtige Botschaft an Maria hat.
Das Fach Homiletik in der evangelischen Theologie, das auch Predigt- lehre heißt, wurde früher auch „Verkünd ig ungslehre“ genannt, weil es um den Inhalt ging, der verkündigt werden sollte und nicht um den Akt.
aber: Der Diakon verkündet das Evangelium bevor er den Episteltext (Brieftext) liest. Hier geht es nicht um den Inhalt des Evangeliums, sondern daß dieses erst gelesen werden muß bevor der Brieftext dran ist.
erkunden / erkundigen
erkunden wird vorwiegend geografisch verwendet: Ein Terrain, eine Höhle, eine Landschaft, eine Stadt erkunden.
Es gibt Stadterkundungsspiele , bei denen Kinder in der Stadt unterwegs sind, und etwas herausfinden sollen.
Es wird auch verwendet, wenn jemand (Sabine) etwas über einen anderen (Jochen) herausfinden will, aber Jochen das nicht wissen soll, z.B. Jochen hat Geburtstag und Sabine will herausfinden, ob er sich über ein Fernglas als Geschenk freuen würde.
Wenn sie nun Jochen direkt fragt, ob ihm ein Fernglas Freude machen würde, dann erkundigt sie sich bei ihm danach, ob er schon ein Fernglas hat oder nicht.
Erkundigen bedeutet, eine Information direkt einholen egal ob mündlich, per Brief oder eMail.
Er erkundigt sich, ob das Hotel behindertengerechte Zimmer hat indem er dort anruft oder eine Mail schreibt.
Er kann aber auch durch das Hotel laufen, sich umschauen und nicht nachfragen, dann erkundet er, ob es dort behindertengerechte Toiletten gibt oder nicht.
künden / kündigen
künden wird vorwiegend in historischen Zusammenhängen verwendet:
Die Pyramiden von Gizeh künden von der Macht der Pharaonen
Die Gemälde von Peter Breughel künden von einem anderen Zeitalter
Synonym wäre: Zeugnis ablegen von
kündigen ist ein Rechtsbegriff und beendet ein Vertragsverhältnis
Gestern habe ich meine Bahncard gekündigt
Bald zieht Günter um, deshalb muß er den Mietvertrag und das Telefon kündigen. Auch ein Arbeitsverhältnis wird gekündigt.
Im übertragenen Sinn wird „kündigen“ verwendet, wenn man eine Freundschaft beendet, weil die Person einen enttäuscht hat:
Ulrich hat Hans die Freundschaft gekündigt.
ankünden / ankündigen
Ankünden ist meiner Ansicht nach schlechtes Deutsch für ankündigen, bekannt geben, vorhersagen
ankündigen ist ein Sprechakt, der auf etwas Bevorstehendes verweist
Er kündigt an, daß er nächste Woche kommen wird.
Die Lehrerin kündigt an, daß übermorgen ein Test geschrieben wird.
Ein Gewitter oder ein Hurrican kündigt sich durch bestimmte Zeichen an.
Auf der linken Seite sind die Wörter ohne „g“ und auf der
rechten Seite findet man dieselben Wörter mit „g“. Wenn man in
Duden nachschlägt, tauchen Bedeutungen und Querverbindung ohne
Ende und der Wirrwarr ist komplett zum Beispiel
ver|kün|di|gen (geh.): 1. feierlich kundtun;
predigen: das Evangelium, das Wort Gottes v.; Auch wenn du
morgen unser ganz hübsches Kloster niederbrennen würdest oder
irgendeine tolle Irrlehre in der Welt v… (Hesse, Narziß
90). 2. verkünden (1): Wir haben nicht Elias Ruhm zu v. (Goes,
Hagar 40). 3. verkünden (4): Denn eine innere Stimme hatte mir
früh verkündigt, dass Anschluss, Freundschaft und wärmende
Gemeinschaft mein Teil nicht seien (Th. Mann, Krull 128).
© 2000 Dudenverlag
Meine Frage: Was bedeuten diese vier Paar Wörter?
Was macht dieses „g“ aus dem Stammwort?
Ich sehe da keine Gesetzmässigkeit dahinter.
Hoffe, daß es trotzdem weiterhilft.
Viele Grüße
Iris