Hallo Stefan,
Warum dann nicht „Verlag Rowohlt“?
Tja, da kann ich nur mutmaßen. Auch solche Formulierungen sind denkbar und gewiss auch existent.
In den ersten Jahrzehnten nach Erfindung des Buchdrucks war der Verleger zugleich auch der Drucker. Man findet also in Inkunabeln und alten Drucken meistens Formulierungen wie: „…gedruckt [getruckt] anno XXXX bei Elsevier“ bzw. entsprechende Formeln in lateinischer Sprache. Genannt wurde schlicht der Name des Druckerverlegers. Später differenzierten sich die beiden Berufe auseinander. Dann erst wäre eine genauere Unterscheidung zwischen diesen beiden Berufszweigen überhaupt notwendig geworden. Allerdings hatten die Drucker als reine Handwerker weniger Bedeutung als die Verleger, die sich um den lukrativeren, stärker unternehmerisch geprägten Teil der Buchproduktion kümmerten. Drucker wurden deshalb häufig auch gar nicht namentlich erwähnt. Wenn man dann sagte, ein Buch erschiene z. B. bei Elsevier, dann war damit automatisch gemeint: beim Verlag Elsevier (oder Elsevier-Verlag…) Eine Präzisierung, dass es sich bei Elsevier überhaupt um einen Verlag handelte, war gar nicht notwendig. Das kam dann erst später dazu, etwa im 19. Jahrhundert, als durch die industriellen Drucktechniken die Buchproduktion eine exorbitante Steigerung erfuhr und immer mehr Verlage gegründet wurden. Die Branchenbezeichnung „Verlag“ wurde vermutlich einfach angehängt, sofern man das im jeweiligen Zusammenhang für notwendig erachtete, z. B. im Gespräch mit Leuten, die ansonsten wenig mit Büchern zu tun hatten. Für die Bildungsschicht war mit einer Formulierung wie „das Buch erscheint bei Elsevier“ alles gesagt.
Ich nehme an, bei einer genaueren Untersuchung würde man dennoch genügend Fälle von „xxx-Verlagen“ mit Bindestrichen finden. Bei den anderen mussten sie vermutlich der „schlichten Eleganz“ weichen - schließlich empfinden sich Verleger vielfach als Literaten (mit entsprechenden Freiheiten) wenn nicht gar Künstler. (Dass sie im Allgemeinen ziemlich skrupellose Geschäftemacher sind, bleibt unter uns…)
Also, ich würde mich weigern, das so zu schreiben.
Nun, das steht jedem frei… Ich würde es aber nicht so dramatisch sehen… „Gottfried-Wilhelm-Leibniz“ sieht schon komisch aus, auch wenn dahinter dann noch „-Bibliothek“ kommt… Da gibt’s andere Phänomene, bei denen sich mir die Fingernägel schon eher einmal kräuseln, zum Beispiel bei solchen feministischen Ungetümen wie „FrauenKulturMonat“ oder dergleichen. (Vielleicht hat das Kräuseln hier aber nicht nur orthographische Gründe.) Glücklicherweise darf ja jeder schreiben, wie er will. So habe ich aus der neuen Rechtschreibung z. B. nur die „ss/ß“-Regel akzeptiert und bin unter Umständen bereit, die Kleinschreibung von „Du“ in Erwägung zu ziehen. Alles andere findet bei mir nicht statt.
Viele Grüße!
m.