Verlagsnamen

Hallo zusammen,

hat jemand eine Erklärung dafür, wieso ausgerechnet Verlage, die doch eigentlich besonders auf richtige Schreibweisen bedacht sein sollten, in ihre eigenen Namen Leerzeichen statt der erforderlichen Bindestriche einfügen?

Einige wenige, spontan herausgesuchte Beispiele:
dtv: Deutscher Taschenbuch Verlag
ro ro ro: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Fischer Taschenbuch Verlag
Piper Verlag GmbH
Insel Verlag
Wilhelm Heyne Verlag
Heise Zeitschriften Verlag

Da diese Schreibweise bei praktisch sämtlichen Verlagen quer durch die Bank angewendet wird, muß dahinter doch irgendeine Absicht oder Regel stecken. Nur welche? - Soll der Name dadurch vielleicht irgendwie „toller“ oder „edler“ wirken? :wink:

Gruß,
Stefan

Hallo, Stefan,

mail doch einfach einen oder mehrere dieser Verlage per Email direkt an und stelle diesen die Frage.

in ihre eigenen Namen Leerzeichen statt der erforderlichen Bindestriche einfügen?

Einige wenige, spontan herausgesuchte Beispiele:
dtv: Deutscher Taschenbuch Verlag
ro ro ro: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Fischer Taschenbuch Verlag
Piper Verlag GmbH
Insel Verlag
Wilhelm Heyne Verlag
Heise Zeitschriften Verlag

Und teile uns dann die Antworten mit, die du bekommen hast.

Es gibt z. B. beim SWR seit einiger Zeit die Marotte, Sendungen etwa so zu titeln:

JazzNow, KlangWelt etc.

Ich glaube übrigens, dass Zwiebelfisch dieses Thema auch schon verarbeitet hat.

Gruß Fritz

Hallo Stefan,

meistens steckt dahinter der Wunsch des Verlagsgründers, seinen Personennamen abzusetzen von einer Firmenbezeichnung: „Rowohlt“ soll nicht einfach per Bindestrich mit so profanen Dingen wie einem „Taschenbuch-Verlag“ zusammengefügt werden, sondern eigenständig als Name erkennbar bleiben. Also eher ein „marketingtechnischer“ Gesichtspunkt, dem allerdings sogar die bibliothekarischen Katalogisierungsregeln in gewisser Weise Rechnung tragen. Ist beispielsweise im Jahre 2005 ein Buch im Piper-Verlag in München erschienen, so würde in der Titelaufnahme lediglich erscheinen: „München: Piper 2005“ und nicht etwa „Piper-Verl.“ [Hier übrigens KEIN weiterer Punkt zur Markierung des Satzendes hinter dem Anführungszeichen, um auf eine frühere Diskussion in diesem Brett zurückzukommen. Der Abkürzungspunkt „strahlt aus“, das wäre auch bei Verwendung einer Klammer nicht anders…]

Auch Bibliotheken zeigen sich bisweilen aus ähnlichen Gründen bindestrichresistent: Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover und die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel beispielweise legen größten Wert auf die Nichtverwendung von Bindestrichen. Man will die Eigennamen nicht „antasten“…

Viele Grüße! m.

Anglifizierung
Hallo zusammen,

hat jemand eine Erklärung dafür, wieso ausgerechnet Verlage,
die doch eigentlich besonders auf richtige Schreibweisen
bedacht sein sollten, in ihre eigenen Namen Leerzeichen statt
der erforderlichen Bindestriche einfügen?
Deutscher Taschenbuch Verlag

Heise Zeitschriften Verlag

Da diese Schreibweise bei praktisch sämtlichen Verlagen quer
durch die Bank angewendet wird, muß dahinter doch irgendeine
Absicht oder Regel stecken. Nur welche? - Soll der Name
dadurch vielleicht irgendwie „toller“ oder „edler“ wirken? :wink:

Ich bemerke diese Schreibweise seit längerem nicht nur bei Verlagen
oder anderen Firmennamen, sondern in praktisch allen Bereichen, bis
hin zu Strassennamen. Meine Vermutung über den Grund
dafür ist, dass es sich um einen Aspekt der allgemeinen Tendenz zur
Anglifizierung unserer Sprache handelt.

Servus
Nescio

Hallo mercurius,

meistens steckt dahinter der Wunsch des Verlagsgründers,
seinen Personennamen abzusetzen von einer Firmenbezeichnung:
„Rowohlt“ soll nicht einfach per Bindestrich mit so profanen
Dingen wie einem „Taschenbuch-Verlag“ zusammengefügt werden,

Warum dann nicht „Verlag Rowohlt“? Ist rechtschreibtechnisch OK, und der Name ist auch fein von anderen profanen Begriffen abgesetzt. :wink:

Daß das in der Marketingwelt mittlerweile gang und gäbe ist, ist zwar traurig, aber wahr. Aber ich finde, gerade Verlage, deren Metier doch die Sprache ist, sollten auf so etwas mehr achten.

Auch Bibliotheken zeigen sich bisweilen aus ähnlichen Gründen
bindestrichresistent: Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in
Weimar, die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover
und die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel beispielweise
legen größten Wert auf die Nichtverwendung von Bindestrichen.
Man will die Eigennamen nicht „antasten“…

Ach, Gottchen… :wink:

Also, ich würde mich weigern, das so zu schreiben. Jedenfalls würde ich es nicht einfach so hinschreiben, ohne es durch Verwendung von Kursivschrift oder umschließende Anführungszeichen als eigenständige Konstrukte erkennbar zu machen, damit sich ein Leser schonmal darauf einstellen kann, daß jetzt etwas „Besonderes“ kommt, und um den Lesefluß nicht zu beeinträchtigen.

Gruß,
Stefan

1 Like

Hallo Stefan,

Warum dann nicht „Verlag Rowohlt“?

Tja, da kann ich nur mutmaßen. Auch solche Formulierungen sind denkbar und gewiss auch existent.

In den ersten Jahrzehnten nach Erfindung des Buchdrucks war der Verleger zugleich auch der Drucker. Man findet also in Inkunabeln und alten Drucken meistens Formulierungen wie: „…gedruckt [getruckt] anno XXXX bei Elsevier“ bzw. entsprechende Formeln in lateinischer Sprache. Genannt wurde schlicht der Name des Druckerverlegers. Später differenzierten sich die beiden Berufe auseinander. Dann erst wäre eine genauere Unterscheidung zwischen diesen beiden Berufszweigen überhaupt notwendig geworden. Allerdings hatten die Drucker als reine Handwerker weniger Bedeutung als die Verleger, die sich um den lukrativeren, stärker unternehmerisch geprägten Teil der Buchproduktion kümmerten. Drucker wurden deshalb häufig auch gar nicht namentlich erwähnt. Wenn man dann sagte, ein Buch erschiene z. B. bei Elsevier, dann war damit automatisch gemeint: beim Verlag Elsevier (oder Elsevier-Verlag…) Eine Präzisierung, dass es sich bei Elsevier überhaupt um einen Verlag handelte, war gar nicht notwendig. Das kam dann erst später dazu, etwa im 19. Jahrhundert, als durch die industriellen Drucktechniken die Buchproduktion eine exorbitante Steigerung erfuhr und immer mehr Verlage gegründet wurden. Die Branchenbezeichnung „Verlag“ wurde vermutlich einfach angehängt, sofern man das im jeweiligen Zusammenhang für notwendig erachtete, z. B. im Gespräch mit Leuten, die ansonsten wenig mit Büchern zu tun hatten. Für die Bildungsschicht war mit einer Formulierung wie „das Buch erscheint bei Elsevier“ alles gesagt.

Ich nehme an, bei einer genaueren Untersuchung würde man dennoch genügend Fälle von „xxx-Verlagen“ mit Bindestrichen finden. Bei den anderen mussten sie vermutlich der „schlichten Eleganz“ weichen - schließlich empfinden sich Verleger vielfach als Literaten (mit entsprechenden Freiheiten) wenn nicht gar Künstler. (Dass sie im Allgemeinen ziemlich skrupellose Geschäftemacher sind, bleibt unter uns…)

Also, ich würde mich weigern, das so zu schreiben.

Nun, das steht jedem frei… Ich würde es aber nicht so dramatisch sehen… „Gottfried-Wilhelm-Leibniz“ sieht schon komisch aus, auch wenn dahinter dann noch „-Bibliothek“ kommt… Da gibt’s andere Phänomene, bei denen sich mir die Fingernägel schon eher einmal kräuseln, zum Beispiel bei solchen feministischen Ungetümen wie „FrauenKulturMonat“ oder dergleichen. (Vielleicht hat das Kräuseln hier aber nicht nur orthographische Gründe.) Glücklicherweise darf ja jeder schreiben, wie er will. So habe ich aus der neuen Rechtschreibung z. B. nur die „ss/ß“-Regel akzeptiert und bin unter Umständen bereit, die Kleinschreibung von „Du“ in Erwägung zu ziehen. Alles andere findet bei mir nicht statt.

Viele Grüße!
m.

1 Like

Hi mercurius,

[…] Ich würde es aber nicht so
dramatisch sehen… „Gottfried-Wilhelm-Leibniz“ sieht schon
komisch aus, auch wenn dahinter dann noch „-Bibliothek“
kommt…

Hmm, finde ich nicht, zumal man dann schon direkt beim 1. „-“ weiß, daß da noch was kommt - „Bibliothek“, „Straße“, „Schule“ - was auch immer.

Da gibt’s andere Phänomene, bei denen sich mir die
Fingernägel schon eher einmal kräuseln, zum Beispiel bei
solchen feministischen Ungetümen wie „FrauenKulturMonat“ oder
dergleichen.

Das sehe ich wiederum nicht als so dramatisch an. Solche Konstrukte sind sofort als „Kunstwort“ zu erkennen und stören den Lesefluß nicht so sehr.

Glücklicherweise darf ja jeder schreiben, wie er will.

Klar. Nur andere müssen es dann lesen… :wink:

Viele Grüße!

Ein Gruß! :wink:
Stefan

2 Like

Hallo,

…Für die Bildungsschicht war mit einer Formulierung wie
„das Buch erscheint bei Elsevier“ alles gesagt.

Ist das nicht heute ebenso ? Eigentlich nicht nur für Insider,
sondern für jeden, der überhaupt etwas mit Büchern zu tun hat.

Ich nehme an, bei einer genaueren Untersuchung würde man
dennoch genügend Fälle von „xxx-Verlagen“ mit Bindestrichen
finden. Bei den anderen mussten sie vermutlich der „schlichten
Eleganz“ weichen…

Der „Mode“ also, und modisch ist heute englisch (s.obigen Beitrag),
nicht nur bei Verlagsnamen.
Also wäre mE nicht nach Relikten zu suchen, die sich heute noch xxx-
Verlag nennen, sondern danach, ob es früher, bis ca. 1970 (?),
überhaupt deutsche Verlage gab, die ihren Namen in Anglo-Schreibweise
führten.

„Gottfried-Wilhelm-Leibniz“ sieht schon
komisch aus, auch wenn dahinter dann noch „-Bibliothek“ kommt…

Ich finde: nicht auch wenn dahinter was, sondern nur, wenn dahinter
nichts mehr käme, also in der Praxis nie, sähe es komisch aus.

So habe ich aus der neuen
Rechtschreibung z. B. nur die „ss/ß“-Regel akzeptiert und bin
unter Umständen bereit, die Kleinschreibung von „Du“ in
Erwägung zu ziehen. Alles andere findet bei mir nicht statt.

So ähnlich ich - wenn’s denn jemanden interessiert: Ich habe die neue
Regelung völlig ignoriert und schreibe seit >10 Jahren statt ß in
jedem Fall ss, wie in der Schweiz seit langem üblich.

Nescio

Deppen
Hey!
Guck mal auf www.deppenleerzeichen.de

Ist eine ganz lustige Seite, ich schau da immer mal wieder vorbei.

Geh vor allem mal auf „Katastrophen“. Lustig sind vor allem die mit Kommentar vom Hersteller.
Ganz unten ist ein Beitrag ueber Opel („Fuetter ein Auto“) und dann eines ueber www.antideppenspray.de. Lies die mal nacheinander.
Gruesse
Fonz

mit http://
Hey, Fonze!

Guck mal auf http://www.deppenleerzeichen.de

So ist es anklickbar.
Fritz

1 Like

Hey!

Ho!

Guck mal auf www.deppenleerzeichen.de

Kenne ich. Stimmt, ist ganz lustig. Dort hatte ich meinen Text auch schon gepostet, allerdings ist man dort nicht ganz so schnell mit dem Antworten…

Gruß,
Stefan

Guck mal auf http://www.deppenleerzeichen.de

So ist es anklickbar.

Anklickbar war es auch vorher. :wink:

SCNR,
Stefan

Schôguet! owT
FR

2 Like

eher Anglizismus

Ich bemerke diese Schreibweise seit längerem nicht nur bei Verlagen
oder anderen Firmennamen, sondern in praktisch allen Bereichen, bis
hin zu Strassennamen.

Stimmt.

Meine Vermutung über den Grund dafür ist, dass es sich um einen Aspekt der allgemeinen Tendenz zur Anglifizierung unserer Sprache handelt.

Sehe ich genauso und finde das auch ziemlich schrecklich. Es ist nun mal so, daß wir im Deutschen zusammengesetzte Wörter zusammenschreiben müssen (oder wenigstens durch Striche verbinden) - eine logische Folge unserer Sprachstruktur. Das Englische ist halt eine isolierende Sprache (geworden) und kann sich das Auseinanderschreiben erlauben.

Nur ein Einwand:

Eine „Angli fizierung“ sehe ich darin nicht, so ängstlich sollten wir nicht sein. Es handelt sich (einfach) um einen modischen Angli zismus wie viele andere auch.

Und eine Anmerkung:

Ich finde ebenso wie Stefan, daß die Mode (natürlich, das ist sie) der BinnenMajuskel (CamelCase) eine sehr kreative, sinnvolle und gut lesbare Methode der Wortstrukturierung ist. Man kann sie meinetwegen aus ästhetischen Gründen ablehnen, aber sie stört den Lesefluß eben viel weniger als dieses Auseinandergezerre von Wörtern. [Warum schreibt man dann nicht auch „Bunsen Brenner“?]

Gruß
Michael

(der übrigens selbst in der Schweiz noch sein ß in allen Lebenslagen beibehält - suum quique)

1 Like

Hi!

[Warum schreibt man dann nicht auch „Bunsen Brenner“?]

Du wirst staunen (oder auch nicht…): Selbst das ist mir schon untergekommen!

Gruß
Liza

1 Like

wieder was gelernt:smile:
ouhw okay
Danke Fritz werd ich mir merken
Gruesse
Fonz

1 Like

Hallo Stefan,

Allerdings stellt sich noch die Frage nach dem Alter dieser Bezeichnungen und dem dieser Regel …

MfG Peter(TOO)

hat jemand eine Erklärung dafür, wieso ausgerechnet Verlage,
die doch eigentlich besonders auf richtige Schreibweisen
bedacht sein sollten, in ihre eigenen Namen Leerzeichen statt
der erforderlichen Bindestriche einfügen?

Einige wenige, spontan herausgesuchte Beispiele:
dtv: Deutscher Taschenbuch Verlag
ro ro ro: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Fischer Taschenbuch Verlag
Piper Verlag GmbH
Insel Verlag
Wilhelm Heyne Verlag
Heise Zeitschriften Verlag

Hi Stefan,

Anklickbar war es auch vorher. :wink:

sei doch mal konstruktiv und verrate uns ein besseres Wort. Anklickbar sagt nicht alles, was gemeint ist, wird aber fast meistens verstanden. Das ist ja schon mal was.

Gruß Ralf

1 Like

Hi Trampeltier,

Hi Stefan,

Anklickbar war es auch vorher. :wink:

sei doch mal konstruktiv und verrate uns ein besseres Wort.
Anklickbar sagt nicht alles, was gemeint ist, wird aber
fast meistens verstanden. Das ist ja schon mal was.

OK, ganz so ernst gemeint war mein Kommentar zwar nicht, aber um Deine Bemerkung trotzdem aufzugreifen: Der in HTML-Kreisen™[1] gebräuchliche Begriff für „anklickbar“ in Bezug auf URLs lautet „verweissensitiv“. Dieses Wort könnte aber evtl. für Normalbenutzer etwas unverständlich sein. Man könnte aber z.B. auch einfach sagen: „[…] so wird es zu einem Link.“ Oder um Denglisch zu vermeiden, könnte man auch „Verweis“ statt „Link“ sagen, nur glaube ich, daß das wieder mehr Unverständnis hervorrufen könnte, da sich „Link“ nun mal durchgesetzt hat.

Gruß,
Stefan

[1] http://homepage.mac.com/vnawrath/iblog/B1839825295/C…