Guten Morgen,
abermals sehr interessant. Danke.
Gestatten Sie mir noch die eine oder andere Nachfrage. ich denke zu ein paar Dingen sollte ich mich nicht äußern,
weil ich kein Philosoph, sondern Psychologe bin.
Was meinen Sie damit genau? Welche meiner Fragen, bzw. Aussagen halten Sie für philosophischen Ursprungs? Die Frage ist allerdings: Soll man die Meinung ändern? Habe
ich sie zu Recht?
Die Antwort darauf ist, dass die Frage falsch ist. Falsch
deshalb, weil sie eine Vorannahme beinhaltet, nämlich dass es
eine wahre Meinung gibt. Dass es das wahre Bedürfnis, die
wahre Neigung gibt. Irgendwo glimmend als leuchtender Kern.
Aber wahr ist in diesem Zusammenhang nicht definiert und auch
gar nicht definierbar.
Sind Sie sicher? Ich glaube schon, dass es wahre und falsche Meinungen und Ansichten gibt, man das nur in vielen Fällen nicht herausfinden kann, jedenfalls nicht einfach (das ist übrigens auch wieder eine Meinung).
Meinungen und Ansichten, sind ja das Ergebnis von Bewertungen, von subjektiven Bewertungen, der Realität, der verfügbaren Informationen und auch das Ergebnis von bisherigen Erfahrungen, Erfahrungswerten.
Beispiel Auslandsaufenthalt: Ich war vor nunmehr 20 Jahren für 3 Monate in den Vereinigten Staaten. Schüleraustausch. Ich war der Meinung, dass das ein tolles Abenteuer sein könnte und sehr bereichernd. Aber es war der Horror. Langweilig, trist und trostlos.
Mein bisheriges Amerika-Bild setzte sich fast ausschließlich aus dem Konsum von auf Hochglanz polierten Hollywood-Streifen zusammen und aus dem, was man so in Nachrichtenjournalen (Auslandsjournal, Weltspiegel, etc.) und Dokumentationen mitbekommt.
Dieses Amerikabild in meinem Kopf hat so gar nicht mir der vorgefundenen Realität übereingestimmt, folglich war meine ursprüngliche Meinung, ein Auslandsaufenthalt in den USA könnte mir viel Spaß bereiten, falsch. Meine Vorstellungen, meine Annahmen und Ansichten bezüglich der USA waren falsch.
Natürlich kann man jetzt wieder sagen: Naja, wenn Du irgendwo anders in den USA gelandet wärst, dort andere Leute kennengelernt hättest, dich vielleicht sogar verliebt hättest, dann wäre Dein USA-Aufenthalt ganz anders verlaufen und er hätte Dir sehr gut gefallen. In diesem Fall hätte dann auch mein Amerika-Bild gestimmt.
Anderes Beispiel:
Jemand ist der Meinung, dass sich die Aktienmärkte weiter positiv entwickeln, daher investiert er sein Geld in Aktien.
Ein anderer ist der Meinung, dass sich die Aktienmärtke negativ entwickeln, folglich investiert er nicht in Aktien.
Welche Meinung nun richtig war, wird sich herausstellen. Es kann aber nur einer Recht behalten. Entweder die Aktien steigen oder sie fallen.
In einem Korb liegt eine Schlange. Es ist eine hochgiftige schwarze Mamba. Herr A erkennt diese Schlange als schwarze Mamba und traut sich deshalb nicht, sie aus dem Korb herauszunehmen. Herr B hält diese Schlange fälschlich für eine harmlose Ringelnatter und nimmt sie aus dem Korb. Er wird auch tatsächlich nicht gebissen.
Hätte Herr B gewußt, dass es eine Giftschlange ist, hätte er sich möglicherweise ebenfalls nicht getraut.
Für einen fremden Beobachter - der wußte, dass es sich um eine schwarze Mamba handelt - hat die Situation aber so ausgesehen, als hätte sich Herr A nicht getraut, Herr B aber schon. Der Beobachter ist jetzt der Meinung, dass Herr A ein Feigling ist, Herr B ein Held. Diese Meinung ist aber unzutreffend. Der Beobachter hat mangels näherer Informationen den falschen Schluss gezogen. Gemessen an den Informationen, die er hatte, war es zwar die richtige Schlussfolgerung, trotzdem war sie - bei Betrachtung der Gesamtsituation - falsch.
Abschließend noch eine Bemerkung zum Thema eigene Wünsche und Erwartungen anderer.
Auch hier ergibt sich wieder eine Fehlerquelle, weil ich letztlich auch wieder nur vermuten kann, was andere von mir erwarten und wie ich von anderen gesehen werde, welchen Ruf ich habe, welches Image, etc.
Es gibt bekanntlich verschiedenen Perspektiven: Das Selbstbild, also die Selbstwahrnehmung, die vermutete Fremdwahrnehmung und die tatsächliche Fremdwahrnehmung.
Ich kann zwar vieles darüber aussagen, wie ich mich selbst sehe und wie ich glaube, dass ich von anderen gesehen werde, aber ich kann letztlich nichts darüber aussagen, wie mich andere tatsächlich sehen. Das wissen zwar die anderen, aber ich nicht.
Ich müßte Umfragen starten in meinem Bekanntenkreis, dann müßten die Befragten auch ehrlich sein und ich müßte das Gesagte dann auch noch so auffassen, wie es die anderen gemeint haben.
Alles ziemlich kompliziert.
Vielen Dank für Ihre Beiträge und schönen Tag,
Hilde
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Re^4: Verlassen der individuellen Komfort-Zone
von Hildegard von Bingen, 22.07.2011 09:30
Hallo, Herr Kehr,
ich hatte Ihnen am 14.7. eine Rückmeldung auf Ihren letzten Beitrag zugesandt. Wie ich heute erfahren habe, gab es zu diesem Zeitpunkt bei wer-weiss-was technische Probleme.
Es kann also sein, dass Sie meine o. g. Rückmeldung nicht erhalten haben.
Falls dem so ist, melden Sie sich bitte, dann sende ich Ihnen meine Antwort nochmals zu.
lg Hilde
… mehr auf http://www.wer-weiss-was.de/app/query/display_query?..