ich halte den Kommentar auch für ziemlich daneben. Zumal die CDU nie christliche Politik gemacht hat. Dass die Kanzlerin von den eigenen Leuten angegriffen wird, liegt ja gerade daran, dass ihre Flüchtlingspolitik mit den Vorstellungen der Kirchen übereinstimmt.
Es stimmt sicher auch, dass viele Ostdeutsche sich für Verlierer der Wiedervereinigung halten. Nur warum? Es ist den Leuten im Grund nie besser gegangen.
Vielleicht sind die Optimisten, die bereit sind, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, ja alle in den Westen abgewandert. Im kommenden Jahr habe ich Reisen nach Ostdeutschland fest eingeplant.
Überzogene Erwartungen. Als die Mauer fiel und sich die sogenannte Wiedervereinigung abzeichnete, war für mich klar, das ich zwar sehr viele Freiheiten bekomme, die ich zuvor nicht hatte, gleichzeitig aber der Alltag härter werden würde. Später stellte ich fest, das es deutlich weniger hart wurde, als ich zunächst befürchtet hatte. So blieb mir die Freude über die gewonnenen Freiheiten. Wer jedoch angenommen hatte, jetzt ein einfacheres Leben zu bekommen, wurde enttäuscht und ist es meist noch heute.
D.h. jemand dem es schlechter geht als vorher hat kein Recht seine Bedenken auszusprechen weil es ihm im Durschnitt ja besser geht? Siehe der Bettler der faktisch nichts hat aber „im Durchschnitt“ mit dem Millionär ja 500.000 in der Tasche (Kommentar von EnnoB)? Dir geht es doch auch gut, warum hackst du dann dann hier wiederholt auf „den Ostdeutschen“ rum?
Neben Reisen nach Nordkorea und Somalia oder was willst du uns damit sagen?
Es kommt hinzu, dass die Gesellschaft der DDR einige Umbrüche, die es in Westdeutschland zum Vorteil der Betroffenen gab, nicht erlebte. Sowas wirkt auch heute noch nach. So wie es bereits vor 33-45 erhebliche regionale Unterschiede gab.
Verstehe ich auch nicht. Die Renten sind höher also vor 25 Jahren, die Löhne und Hartz-4 auch. Also alles gut.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass im Osten viele Rentner nur von ihrer Altersrente leben müssen. Betriebliche Altersvorsorge oder Vermögensaufbau war in der DDR nicht so möglich. Zu vererben gab und gibt es deswegen auch nicht soviel, wie jenseits der ehemaligen Grenze. Von dem nicht vorhandenen Vermögen konnten die sich dann nach der Wende auch nicht soviele Grundstücke und Betriebe kaufen. Da kamen dann oft die „Wessis“ mit dem Vermögen zum Zuge.
Insofern wird es da viele (ich weiß nicht, ob es eine Mehrheit ist) geben, die sich da im Vergleich zu den Wessis eben als Verlierer sehen. Die hatten schlicht erwartet, dass sich die Lebensverhältnisse schneller anpassen. Die vergleichen sich nicht mit Nordkoreanern oder Somalis, sondern mit anderen Deustchen. Dann schauen die auf ihr Einkommen, ihren Rentenbescheid, ihr Vermögen und sehen, dass sie deutlich weniger haben. (es geht da nicht um die letzten 3-4%)
Der Pegida-Erfolg in Dresden speist sich sicher auch aus solchen Wahrnehmungen. Hinzu kommt dann bestimmt noch eine allgemeine Unzufriedenheit, ohne überhaupt immer konkret benennen zu können, womit genau und wie es besser anders gemacht werden sollte. Dann sind da auch noch viele Ex-SED-Mitglieder und ähnliches dabei, die vielleicht meinen 1989, was verpasst zu haben (und sich nach 1989 nicht schnell in lukrative Posten bringen konnten) und nun auch mal auf die Straße gehen wollen. Quasi eine Kompensationshandlung. Dazu passen dann auch Begriffe wie Lügenpresse. Die glauben echt, da irgendwelche Parallelen zu sehen. Na und dann zieht man eben abends zusammen los.
Insbesondere Hartz4 ist heute höher als früher in der DDR. Wie man damit aber ein Vermögen aufbaut, versuchen derzeit einige Millionen Leute in Ost und West herauszufinden.
Das kann man so nicht stehenlassen. Die Werte und Wertigkeiten von Vermögensteilen war nur unterschiedlich zu heute. So konnte mein Vater sich 1975 zwar leisten, ein Haus zu kaufen, aber für ein Auto hat es nicht gereicht.
(Das heißt, für einen Neuwagen war das Geld da, aber für einen gebrauchten hat es nicht gelangt.)
Auch das ist nicht richtig. Die Leute wurden ja nach dem Krieg nicht alle grundsätzlich enteignet. Zumindest nicht offen. Über die Einkommensteuer ging da schon einiges - der Tarif ging bei Selbständigen ja bis 98%.
Enteignet wurden die Leute im Wesentlichen nach der Wende durch die Treuhand und durch westdeutsche Firmen-Aufkäufer. Deshalb gibt es die blühenden Landschaften, die uns HK versprochen hatte, tatsächlich:
Beispielsweise da, wo ich 1984 noch fleißig am Arbeiten war, blüht heute das Heidekraut auf den verlassenen Werkshallen. Für die anliegend wohnenden Hartz4-Empfänger ist die Umgestaltung ihres ehemaligen Arbeitsplatzes sicherlich ein wunderschöner Anblick.
wenn Du mal ausführst, was an unserem Sozialstaat nicht stimmt, werden wir wahrscheinlich in Vielem übereinstimmen. Die völlig an der Realität vorbeiführende Argumentation von EnnoB ist allerdings so weit unter meinem Niveau, dass ich darauf sicher nicht eingehe.
Was meinen Vorsatz anbelangt, Reisen nach Ostdeutschland zu unternehmen erkläre ich Dir gerne meine Intention. Ich habe seinerzeit im Nebenfach Ethnologie studiert. Ich möchte im Osten Feldforschung betreiben, also Land und Leute beobachten, in Gesprächen ihr Weltbild erkunden und ihre Sitten und Gebräuche kennenlernen. Für Sachsen nehme ich einen Dolmetscher mit.
Vielleicht verstehe ich nach einigen Reisen, was den Ossi bewegt.
Deine Argumente leuchten mir ein. Sie klingen so wahrscheinlich, dass ich mich ärgere, auf die eine oder andere Argumentation nicht selbst gekommen zu sein. ich bleibe an dem Thema jedenfalls dran.
Siehste, wenn es heute mit dem höheren Hartz-4 nicht geht, wird es zu DDR nicht einfacher gewesen sein.
Aber, die Leute vergleichen sich nicht nur nicht mit Nordkoreanern und Somalis sondern auch nicht mit DDR-Bürgern vor 30 Jahren. Die vergleichen sich mit anderen Deutschen heute.
Doch das kann man. Insbesondere wenn man das kleine Wörtchen so nicht übersieht, welches Du ja auch verwendet hast. Ein PKW ist heute eben kein Vermögensaufbau. Das war vielleicht in der DDR so, wenn da Gebrauchte nach Jahren mehr als ein Neuer wert waren. Das zeigt dann eben, dass ein Vermögensaufbau so* nicht möglich war. Denn wenn mich nicht alles täuscht, waren die Investitionen in diese PKW mit der Wende praktisch über Nacht wertlos geworden.
Häuser inkl. Grundstück kaufen, war in der DDR auch nicht so einfach. Da standen bei viel nach der Wende plötzlich Alteigentümer auf der Matte und während es in der DDR möglich war, ein Haus ohne das Grundstück zu kaufen, auf dem es steht, war das im neuen Rechtssystem eben nicht so. Sicher ein weiteres Puzzlesteinchen bei manchen Leuten, die sich als Verlierer fühlen.
Doch das ist bis heute richtig. Ich haben nicht behauptet, dass nichts vererbt wird. In den neuen Ländern wird bis heute wesentlich weniger vererbt. Eine Wohnimmobilie wurde in der DDR immer weniger wert, da die Mieteinnahmen nicht mal die laufenden Kosten decken konnten. Privatbetriebe gab es kaum. Das waren also keine Investitionen. Da haben sich viele Leute zwangsläufig von getrennt, auch ohne Enteignung bzw. war das eine perfide Strategie dieses Staates, es auch dieser Schiene zu machen.
Dass das zur Gefühlslage beiträgt, hatte ich schon angedeutet. Allerdings gab es bei vielen Betrieben schlicht nichts mehr zu enteignen. Die waren Jahrzehnte auf Verschleiß gefahren, produzierten schon für DDR-Ansprüche am Bedarf vorbei und waren aus vielen weiteren Gründen nicht mehr zukunftsfähig.
Klar. Den meisten ist sicher nicht mal bewusst, dass sie in der DDR 2015 das Heidekraut bestenfalls von unten anschauen würden. Aber ich wiederhole mich, die vergleichen sich eben nicht mit der DDR vor 30 Jahren, sondern mit anderen Deutschen heute. Das alles, bei dem einen mehr, dem anderen weniger, wird da bei vielen zu einem Gefühl führen, Verlierer zu sein. Und sowas bricht dann immer irgendwann in irgendeiner Art aus. Und komischerweise rennen die da heute wieder irgedwelchen Scharfmachern hinterher ohne zu reflektieren, dass es solche Pappnasen waren, die sie 40 jahre lang in die Scheiße geritten haben, in der heute noch viel stecken.
Die Wende hat 1985 aber niemand vorausgesehen. Das wäre aber nötig gewesen, um die DDR von 1985 an der Wendezeit und an 2015 zu messen.
Dass viele Dinge tatsächlich so gelaufen sind, konnte also 1985 niemanden hindern tatsächlich 10.000 Mark für einen 10 Jahre alten Trabant hinzulegen, das Haus (ohne Grundstück) kaufen oder das Mietshaus aufzugeben.
Ich hab in der Familie all dies übrigens erlebt. Die besagten 10.000 M wollte meine Oma mir sogar borgen.
Also, vielleicht sollte man sich erst mal über ein Referenzsystem einig werden.
Nein.
Ohne die Annektion hätte sich die DDR im Innern wandeln müssen, und zwar genau aus den Gründen, die du hier zum Vergleich anführst. Die DDR 2015 wäre heute ebenso wie etwa Polen, Tschechien usw. Teil der EU mit entsprechenden Strukturen und vielleicht sogar mit dem Euro als Währung.
Das ändert doch nichts daran, dass Vermögensaufbau in der DDR anders aussah als in der BRD. Anders = nicht so. Da haben wir eigentlich keinen Dissens.
Meine These ist eben, dass die sich heute an den anderen Deutschen messen und nicht an sich vor 30 oder 25 Jahren.
Das war doch bereits zu finstersten DDR-Zeiten der Westen, den man schon bevor niemand die Absicht hatte eine Mauer zu bauen überholen wollte, ohne ihn einzuholen. Später war das dann das Weltniveau, an das man herankommen wollte. Gemeint war das Westniveau.
Deutschland war künstlich geteilt worden. Hier hat niemand wen annektiert.
Das konnte sie nicht. Deswegen stand sie 1989 da, wo sie stand. Und deswegen sind bereits vor ihrer Gründung bis zum Mauerbau Millionen „abgehauen“. Im Sommer 1989 ging dann der Massenexodus weiter. Da haben offenkundig nur wenige geglaubt, dass die DDR das konnte. Wie denn auch wenn 40 Jahre lang systematisch jede Opposition unterdrückt worden ist und die politische Führung nur Büttel von Moskau waren. Als Moskau dann nicht wie 1953 keine Panzer schickte, fiel die Hülle einfach in sich zusammen.