Vermummungsverbot im Internet

Enrstfall…

Es geht - zumindest mir - jetzt nicht darum, daß jeder auf den
ersten Blick erkennen können soll, wer da schreibt, sondern
darum, daß man im Ernstfall ermitteln kann, wer hinter einer
Äußerung steckt.

Ernstfall:
Heute: Terrorismus, Gefahr für die Bundesrepublik, Kinderpornos
Morgen: Schwerste Verbrechen, Volksverhetzung
Übermorgen: Schwere Urheberverbrechen
Überübermorgen: Filesharing und politischer Extremismus (=alles außer CDU/CSU)

Oder wie würdest Du „Ernstfall“ definieren?

Nick

„Wo ein Trog ist, kommen die Schweine“

Frage: wie verträgt sich das unbedingt irgendwie identifizierbar sein mit dem ewigen ratschlag an jugendliche und Frauen und sonstige leutchen in sozialen Netzwerken, dass sie keinesfalls identifizierbar sein dürfen, wg Stalking…
(hat doch mal die Bundesnetztagentur rausgegeben)

Frage: glaubt (nach dem Datenskandal von Dresden) noch irgendwer daran, dass derartige sensible Daten keinesfalls missbraucht werden.

Frage: wieso wurde der Blogger Fjordman relativ schnell von der Norwegischen Polizei rausermittelt? Anscheinend ist es mit der Anonymität im Netz doch nicht so weit her.
USW

Na ja, aber wir lassen uns jetzt alle einen RFID Chip implantieren und uns komplett überwachen, es ist ja nur zu unserem Besten…
Denn wir haben ja nichts zu verbergen, oder?

„Was ich nicht zu verbergen habe, geht niemanden was an!“

LG
Mike

Überwachungsgerechtigkeit
Guten morgen,

Frage: wie verträgt sich das unbedingt irgendwie
identifizierbar sein mit dem ewigen ratschlag an jugendliche
und Frauen und sonstige leutchen in sozialen Netzwerken, dass
sie keinesfalls identifizierbar sein dürfen, wg Stalking…
(hat doch mal die Bundesnetztagentur rausgegeben)

so weit ich das verstanden habe, geht es nicht darum, daß jeder mit Klarnamen auftreten soll, sondern daß Aussagen einer Person zugeordnet werden können. Es reicht dann ja, sich beim Anbieter eindeutig zu identifizieren. Ich meine aber, daß ich das schon geschrieben hätte.

Frage: glaubt (nach dem Datenskandal von Dresden) noch
irgendwer daran, dass derartige sensible Daten keinesfalls
missbraucht werden.

Ich glaube das, wenn man mal von Pannen absieht. Der „Datenskandal“ von Dresden ist ja nur deswegen ein Skandal, weil in der Berichterstattung ein paar Details gerne unterschlagen wurden.

Frage: wieso wurde der Blogger Fjordman relativ schnell von
der Norwegischen Polizei rausermittelt? Anscheinend ist es mit
der Anonymität im Netz doch nicht so weit her.
USW

Ja, eben drum. Jeder ist anhand der IP-Adresse ermittelbar - außer denjenigen, die sich dieser Ermittlung durch technische Maßnahmen oder ständige Ortsveränderung entziehen. Stellt sich die Frage, warum gerade diejenigen (weiterhin) unerkannt durch das Netz huschen sollen, während jeder andere eindeutige Spuren hinterläßt.

Ich bin dann auch gleich mal so frei, zu behaupten, daß diejenigen, von denen eine Gefahr ausgehen könnte, zur ersten Gruppe gehören, während die harmlosen schon jetzt verfolgbar sind. Eigentlich fände ich es nicht so schlecht, wenn die potentielle Überwachung dann wenigstens beide Gruppen träfe.

Gruß
Christian

keine neue Welt

Heute: Terrorismus, Gefahr für die Bundesrepublik,
Kinderpornos
Morgen: Schwerste Verbrechen, Volksverhetzung
Übermorgen: Schwere Urheberverbrechen
Überübermorgen: Filesharing und politischer Extremismus
(=alles außer CDU/CSU)

Oder wie würdest Du „Ernstfall“ definieren?

Wir scheinen schon bei der Technik anfangen zu müssen: schon jetzt hinterläßt jeder Spuren im Netz. Der Unterschied zwischen Dir und den bösen Buben ist, daß die wissen, wie sie ihre Spuren verschleiern können. „Schreck laß nach“ wirst Du sagen, aber schon heute sind Deine Aussagen hier einem Deiner Person zuzuordnen, wenn es denn jemand darauf anlegte.

Stellt sich also die Frage, wieso Du und die unbescholtenen Bürger mehr Spuren hinterlassen sollen als die nicht ganz so unbescholtenen Bürger.

Warum also sollte es möglich sein, daß die Staatsanwaltschaft Deine IP-Adresse bekommt, darüber Dich bzw. gegen Dich wegen einer vergleichsweise harmlosen Straftat ermitteln kann, aber einen Terroristen nicht verfolgen kann, weil der über eine hinreichende technische Ausstattung verfügt?

Die (unrealistische) Idee von Friedrich besagt, daß prinzipiell alle Äußerungen einer Person zuzuordnen sein müssen. Für Dich ändert sich also nichts, wohl aber für die bösen Buben - von denen sicherlich wieder einige einen Weg finden werden, sich auch dieser Überwachung zu entziehen.

Für Dich ändert sich also bzw. aber trotzdem nichts. Erst recht nicht, falls Du immer noch die alte Email-Adresse verwendest, die sich - wenn ich mich recht entsinne - aus Vor- und Nachnamen zusammensetzte

Das Internet war nie ein rechtsfreier Raum, auch wenn das einige dachten oder sich zumindest so verhielten. Die Musikindustrie hat sich als erstes gegen Rechtsverstöße gewehrt, dann kamen die Abmahnfritzen, die sich mit geklauten Fotos und Logos eine goldene Nase verdienten und so ganz langsam kommt es immer häufiger zu Klagen von Privatpersonen wegen Beleidigung, wegen übler Nachrede, wegen Urheberrechtsverletzungen oder Verletzungen der Persönlichkeitsrechte.

Es wird Zeit, daß sich die Erkenntnis durchsetzt, daß „Du blöder Penner“ im Internet genauso 1000 Euro kosten kann wie im Straßenverkehr. Ich bin mir auch relativ sicher, daß die Betreiber von Internetangeboten aus eigenem Interesse vermehrt dazu übergehen werden, eine Registrierung mit echten Daten zu verlangen, weil Auskünfte an die Justiz dann deutlich einfacher zu handhaben sein werden.

Guten morgen,

so weit ich das verstanden habe, geht es nicht darum, daß
jeder mit Klarnamen auftreten soll,

da hat sich der Minister dann aber wieder recht eigenartig ausgedrückt, falls er wirklich nur das gemeint hat.

sondern daß Aussagen einer
Person zugeordnet werden können. Es reicht dann ja, sich beim
Anbieter eindeutig zu identifizieren. Ich meine aber, daß ich
das schon geschrieben hätte.

das ist doch heute prinzipiell schon so. Der Provider hat ja meistens die Daten, muss sie aber auch nicht jedem rausrücken. Wie lange die Verbindungsdaten beim Anbieter gespeichert werden dürfen und wirklich gespeichert werden ist ja eine weitere Frage, ebenso, wer dann Zugriff auf die Daten bekommt.

Eigentlich fände ich es nicht so schlecht, wenn die
potentielle Überwachung dann wenigstens beide Gruppen träfe.

Das wird auch weiterhin ziemlich unmöglich sein, da man ja immer über Proxyserver, die ganz woanders stehen, surfen kann. Das wird sich auch so schnell nicht unterbinden lassen, ohne den schnellen Datenaustausch, wofür das Internet ja mal „erfunden“ wurde grundsätzlich zu behindern.

Gruß
T.

Moin,

Ich bin dann auch gleich mal so frei, zu behaupten, daß
diejenigen, von denen eine Gefahr ausgehen könnte, zur ersten
Gruppe gehören, während die harmlosen schon jetzt verfolgbar
sind. Eigentlich fände ich es nicht so schlecht, wenn die
potentielle Überwachung dann wenigstens beide Gruppen träfe.

Wenn du es so darstellst - sicher, das wäre gut. Leider beachtest du dabei nicht, dass es hier zu einer Verschiebung in Richtung Überwachung kommt. Denn, wenn es erstmal „viel einfacher“ ist (als jetzt) die Realperson zu ermitteln, dann wird auch viel öfter wegen nichtiger Sachen ermittelt werden, auch und gerade bei den „Harmlosen“. Es ist also nicht so, dass sich nichts ändern würde.

Das derart Gesetzgebung gerne Mal unter einem Vorwand eingebracht und dann, weil es damit so schön einfach ist zu ermitteln (ist ja auch toll für die Statistiken), zu anderen Zwecken genutzt wird ist für dich seit dem Bankauskunftsgesetz keine Befemdlichkeit.

Gruß

Anwar

Hallo,

Das wird auch weiterhin ziemlich unmöglich sein, da man ja
immer über Proxyserver, die ganz woanders stehen, surfen kann.
Das wird sich auch so schnell nicht unterbinden lassen, ohne
den schnellen Datenaustausch, wofür das Internet ja mal
„erfunden“ wurde grundsätzlich zu behindern.

Genau wegen des Problems der Proxyserver soll ja ein anderer Ansatz gewählt werden: Weil man nicht weiß, woher etwas kommt (Proxyserver), soll man sich eindeutig identifizieren.

Gruß

Anwar

Hallo,

Wenn du es so darstellst - sicher, das wäre gut. Leider
beachtest du dabei nicht, dass es hier zu einer Verschiebung
in Richtung Überwachung kommt. Denn, wenn es erstmal „viel
einfacher“ ist (als jetzt) die Realperson zu ermitteln, dann
wird auch viel öfter wegen nichtiger Sachen ermittelt werden,
auch und gerade bei den „Harmlosen“. Es ist also nicht so,
dass sich nichts ändern würde.

warum sollte im Internet nicht bei den harmlosen Sachen ermittelt werden, wegen denen in RL ermittelt wird? Das Internet ist weder rechtsfreier Raum noch gilt hier StGB oder BGB light.

Alles, was in RL geahndet werden kann, kann auch im Internet geahndet werden.

Das derart Gesetzgebung gerne Mal unter einem Vorwand
eingebracht und dann, weil es damit so schön einfach ist zu
ermitteln (ist ja auch toll für die Statistiken), zu anderen
Zwecken genutzt wird ist für dich seit dem Bankauskunftsgesetz
keine Befemdlichkeit.

Ich weiß weder was das Bankauskunftsgesetz sein soll noch was dieser Einwurf an der Stelle zu bedeuten hat.

Noch einmal für das Protokoll:

  1. Die Idee von Friedrich wird nicht umgesetzt.
  2. Ich bin nicht dafür.

Ich versuche lediglich, darauf hinzuweisen, daß das Internet a) noch nie ein rechtsfreier Raum war und b) eine anonyme Benutzung in der Regel denjenigen vorbehalten ist und war, die es darauf anlegen. In dem Zusammenhang erschließt sich mir eben nicht, warum man nun dagegen ist, daß die Sache etwas eindeutiger geregelt werden soll.

Daß Du nun befürchtest, daß im Falle der Umsetzung auch bei harmloseren Dingen ermittelt wird, irritiert mich. Es gibt nichts, was im Internet harmloser wäre als außerhalb. Ein geistiger Diebstahl bleibt ein geistiger Diebstahl, eine Beleidigung bleibt eine Beleidigung und eine Bedrohung bleibt eine Bedrohung.

Gruß
Christian

Hallo,

Genau wegen des Problems der Proxyserver soll ja ein anderer
Ansatz gewählt werden: Weil man nicht weiß, woher etwas kommt
(Proxyserver), soll man sich eindeutig identifizieren.

so reicht also nicht die Identifikation beim Dienstanbieter. Ein weltweites Verbot von Proxyservern ist aber auch nicht möglich. Also bleibt es frglich, was sich der Herr Friedrich da vorstellt. Vielleicht will er ja das ganze Internet umbauen.

Gruß
T.