Verpackungswahn Außer-Haus-Essen

Moin,

genaue Zahlen habe ich nicht, es scheint aber immer mehr in Mode zu kommen, sich Essen liefern zu lassen oder mitzunehmen und außer Haus zu verzehren. Im Vergleich zur „normalen“ Essenweise mit diesen altmodischen harten Tellern und Besteck, das doch tatsächlich mehrfach verwendet wird, entstehen so riesige Mengen an Verpackungsmüll.

Da wird für jede Pizza extra ein großer Karton verwendet. Oder Plastikgefäße mit Alufolie als Bedeckung. Oder natürlich die McDonals-Tüten mit Trinkbechern, Karton und Plastiktuben für die Soßen. Und wer außer Haus ist, zahlt meines Wissens dann sogar noch den ermäßigten Mehrwertsteuersatz. Die Sachen verstopfen dann regelmäßig die Mülleimer, wobei sie manchmal sogar viel einfacher auf die Straße geworfen werden.

Könnte und sollte der Gesetzgeber hier eingreifen? Wäre eine Sondersteuer auf diese Verpackungen sinnvoll? Ganz nebenbei gilt vermutlich, dass selbst aus Grundprodukten gekochtes Essen zumindest auf Dauer gesünder sein dürfte.

Gruß
Ultra

Hallo!

genaue Zahlen habe ich nicht, es scheint aber immer mehr in
Mode zu kommen, sich Essen liefern zu lassen…

Wie viele Leute unseres 80-Mio-Volkes mögen es sein, die sich täglich eine Mahlzeit bringen lassen? 1 Million? Sicher mehr. 10 Millionen? Ist vermutlich zu hoch gegriffen. Also irgendwas dazwischen. Schätzen wir 5 Millionen. Jede Tour 1 km hin und 1 km zurück. Macht 2 km. Multipliziert mit den geschätzten 5 Millionen ergibt das 10 Millionen Kilometer. Täglich! Bei 200.000 km durchschnittlicher Fahrleistung eines Kleinwagens werden mithin täglich 50 Autos von den Bringdiensten verschlissen. Von CO2-Belastung und Verpackungsmüllbergen ganz zu schweigen.

Könnte und sollte der Gesetzgeber hier eingreifen? Wäre eine
Sondersteuer auf diese Verpackungen sinnvoll?

Ist eine Frage des Ziels. Geht es um ein bißchen mehr Geld für die Staatskasse, wird das Ziel vermutlich erreicht. Soll durch Verteuerung von Pappkartons und Plastebechern die Umwelt entlastet werden, ist der Rohrkrepierer absehbar. Die Zielgruppe für Bringdienste bereitet sich nicht plötzlich selbst ihre Mahlzeiten zu, weil irgendeine Komponente ein paar Cent teurer wird.

Bis etwa zur Jahrtausendwende aß ich Frühstück außer Haus und ließ mir während des Rests des Tages mindestens 2 Mahlzeiten von Bringdiensten liefern. 7 Tage die Woche. Reichlich 1.000 DM gab ich dafür monatlich aus. Ich fand das ganz normal. Kochen konnte ich nicht. Dann zog ich von der Großstadt aufs Land. So richtig Land, wo es gar nichts gibt, wo auch kein Bringdienst liefert. Das hatte ich vorher nicht bedacht. Also begann ich mit ersten zaghaften Kochversuchen. Ist 'ne Geschichte für sich. Inzwischen würde mir das Zeug von Bringdiensten nicht mehr schmecken. Auch professionelle Köche müßten sich schon richtig ins Zeug legen, um mit den inzwischen autodidaktisch erworbenen Kochkünsten mithalten zu können. Und das Selbstgemachte ist vergleichsweise sowas von preisgünstig …

Letztlich auch aufgrund eigener Erfahrung prognostiziere ich, daß sich Menschen mit erhöhten Kosten und Steuern nicht zur Vernunft und zum eigenen Glück zwingen lassen.

Gruß
Wolfgang

Neben dem schon gesagten gilt noch ein Aspekt:
Für Lebensmittel gelten sehr hohe Hygiene-Vorschriften. Das ist generell nicht falsch. Aber eben diese Vorschriften, führen bei einigen derartiger Produkte zu entsprechend viel Verpackung.Sogesehen wäre es ziemlicher Unsinn, erst diese Verpackungen aus Hygiene-Gründen vorzuschreiben, und dann aus Umwelt-Gründen zu besteuern…

Ergänzung
Danke für die bisherigen Antworten.

Einen Aspekt hatte ich sicher nicht bedacht. Denn schließlich gibt es auch das klassische Essen auf Rädern für ältere und pflegebedürftige Personen, die selbst nicht mehr so gut kochen können. Das trägt auch dazu bei, den hilfsbedürftigen Menschen so lange wie möglich eine eigene Wohnung zu belassen.

Doch kann man immer jeden Fall abdecken? Gäbe es eine Sondersteuer auf Essensverpackungen außer Haus, müsste man diese Dienste entweder davon ausnehmen oder über die Pflegesätze einen Ausgleich schaffen.

Der andere Aspekt, die Hygieneanforderungen, spielen natürlich auch eine Rolle. Klar geht die Lebensmittelsicherheit vor, was im Zweifel eine aufwändigere Verpackung bedingt. Andererseits gibt es - außer für den oben genannten Personenkreis - ja Alternativen. Man kann selbst kochen oder in der Gastronomie vor Ort speisen. Daher halte ich das nicht unbedingt für ein tragfähiges Gegenargument.

Hallo,

Einen Aspekt hatte ich sicher nicht bedacht. Denn schließlich
gibt es auch das klassische Essen auf Rädern für ältere und
pflegebedürftige Personen, die selbst nicht mehr so gut kochen
können. Das trägt auch dazu bei, den hilfsbedürftigen Menschen
so lange wie möglich eine eigene Wohnung zu belassen.

bei „Essen auf Rädern“ ist es vergleichsweise simpel wiederverwendbare Behältnisse zu benutzen, da ja der Lieferant immer derselbe und eine Rückgabe somit möglich ist. Bei dem einen, den ich kennengelernt habe, wird dies auch so gehandhabt.

Gruß

Billi

Sogesehen wäre es ziemlicher Unsinn, erst diese
Verpackungen aus Hygiene-Gründen vorzuschreiben, und dann aus
Umwelt-Gründen zu besteuern…

Sag das lieber nicht zu laut, die Bürokraten brauchen GELD!!!

Gruß S

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Hi,
ich bin kein regelmäßiger Konsument von Außer-Haus-Essen, alleine schon weil ich es mir nicht leisten kann und will. Ich geben aber zu bedenken, dass man dem Müll, der Außer-Haus entsteht auch den Müll und den Energieaufwand beim selber kochen entgegen setzen muss.
Wenn man nur aus der Bio Kiste lebt und täglich für den 5 Personen Haushalt kocht mag das nicht ins Gewicht fallen.
Die realistischere Alternative sind aber eher Discounter Zutaten und Single Haushalte. Selbst wenn ich Bio Produkte kaufe, sind die im Discounter meistens (inkusive Obst und Gemüse) verpackt. Wenn ich mir ne Pizza, einen Döner oder ein Sub kaufe, entsteht nicht wesentlich mehr Müll, als wenn ich mir das aus oben genannten Zutaten selber koche.

Wie gesagt, ich würde selber kochen immer vorziehen und ich glaube auch, dass der Müll- und Energieaufwand zuhause geringer als außer-haus ist, denke aber der Unterschied ist geringer als man so glauben mag.

Gruß
rantanplan

da sehe ich keinen Wiederspruch
hallo,

Sogesehen wäre es ziemlicher Unsinn, erst diese Verpackungen aus Hygiene-Gründen vorzuschreiben, und dann aus Umwelt-Gründen zu besteuern…

Wo siehst Du hier einen Wiederspruch? Was kann die Umwelt für unsere Bequemlichkeit und unser Sicherheitsbedürfnis?

Gruß

achim

Moin auch,

„Ausserhaus-Essen“ … wieviel das zum Verpackungs-Müll beiträgt, kann man sicher ausrechnen. Ich schätze mal, dass es im Vergleich zu anderen eher geringer ist. Was aber nicht heisst, dass man da nicht sparen sollte! Wir dürfen ja auch keine Glühlampen mehr verwenden, weil das im Vergleich zum Energieverbrauch von 12 oder 14 Liter-SUVs viel bringt (Quelle: Aussagen hier im Forum vor einiger Zeit).
Tatsache ist aber wohl, dass seit Einführung von Plastikfolien aller Art so viel davon produziert wurde, dass man die Erde 7-mal darin einwickeln könnte (Quelle: TV-Bericht). Diesen Wahnsinn sehen wir in allen Meeren.

Gruss
Laika

Moin,

worauf willst Du eigentlich hinaus?
Dass zu viel Verpackung produziert wird und das Recycling sich im Jahr 2013 primär auf die Energiegewinnung durch Müllverbrennung reduziert, ist bekannt.

Könnte und sollte der Gesetzgeber hier eingreifen?

Warum machen wir nicht einfach 'ne Militärdiktatur, wo jeder erschossen wird, der auch nur daran denkt, Celophan oder Alufolie zu nutzen?
So weit ist der Weg nicht mehr von „Die Regierung soll sich in jeden noch so kleinen alltäglichen Ablauf einmischen und den Menschen im Detail vorschreiben, wie sie zu leben haben“.

Wäre eine Sondersteuer auf diese Verpackungen sinnvoll?

Lass’ uns doch einfach die Einkommens- und Vermögenssteuer direkt auf 100% setzen, dann hat sich das mit der Steuerlast auch direkt erledigt.
Steuer hier, steuer da, steuer links, steuer rechts, steuer vorne, steuer hinten, steuer mich mal am …
Können die Ökos überhaupt irgendwas außer Verbieten und neue Steuern einführen?

Ganz nebenbei gilt vermutlich, dass selbst aus Grundprodukten gekochtes Essen zumindest auf Dauer gesünder sein dürfte.

Das positiv hervorzuheben würde wohl mehr Sinn machen.
Aber regulierend eingreifen: warum?
Wenn wir schon ein Einwegverpackungsnutzungsgesetz oder eine Einwegverpackungsentsorgungssteuer oder so einen Müll einführen, können wir auch gleich eine Entmündigungszwangsabgabe aufbauen, die man dann zum Aufbau von Sozialpädagogen nutzen…

Gruß,
Michael

Na und?
Hallöchen,

Einen Aspekt hatte ich sicher nicht bedacht. Denn schließlich gibt es auch das klassische Essen auf Rädern für ältere und pflegebedürftige Personen, die selbst nicht mehr so gut kochen können. Das trägt auch dazu bei, den hilfsbedürftigen Menschen so lange wie möglich eine eigene Wohnung zu belassen.

Eine „eigene Wohnung“ ist mit Sicherheit aus ökologischer Sicht suboptimal. Ökologisch sinnvoll wäre es, die hilfsbedürftigen Menschen in WG’s zusammenzupferchen, da hierdurch die Menge der zu beheizenden Wohnfläche, der zu nutzende Strom und auch die Menge des benötigten überbauten Raums reduziert wird.

Doch kann man immer jeden Fall abdecken? Gäbe es eine Sondersteuer auf Essensverpackungen außer Haus, müsste man diese Dienste entweder davon ausnehmen oder über die Pflegesätze einen Ausgleich schaffen.

Am besten nimmt man dann aber auch voll-wiederverwertbare und biologisch abbaubare Verpackungen aus und schafft für diese ein Recycling-System, denn sonst ist das ja ökologisch nicht sinnvoll.
Ach nee, das haben wir ja schon, heißt Gelbe/Braune Tonne…

Warum sollte man Sonderregelungen für Sonderregelungen von Regelungen schaffen? Schon mal darüber nachgedacht, wie viele Bäume im Regenwald abgeholzt werden müssen, nur um die 600x1000 Seiten Gesetzentwurf auszudrucken, die für diese Regelung den Bundestagsabgeordneten vorgelegt werden?
Und wie viel Benzin irgendwelche Kontrollettis verbrennen werden, um die Einhaltung der Regelungen zu überwachen?

Der andere Aspekt, die Hygieneanforderungen, spielen natürlich auch eine Rolle.

Die natürlich auch wieder übertrieben sind und aus regulatorischen Vorschriften hervorgehen.

Klar geht die Lebensmittelsicherheit vor, was im Zweifel eine aufwändigere Verpackung bedingt.

Man überlege sich das: Man baut ein Gesetz, was erzwingt, dass eine Lebensmittelverpackung so und so und so und so und so gestaltet sein muss, damit das Lebensmittel verkauft werden darf.
Dann baut man ein Gesetz, was so geartete Verpackungen besteuert, reguliert oder verbietet…

In jedem Fall zahlt der Verbraucher und/oder Gastronom hierdurch eine Zeche.
Neue Gesetze ohne Prüfung eventuell konträr stehender alter Gesetze ist der Wahnsinn, der doch gerade erst dazu führt, dass sich jeder lieber doppelt und dreifach absichert - und deswegen rein prophylaktisch beim Döner-to-Go noch mal 'ne Extralage Alufolie drumrumpackt.

Andererseits gibt es - außer für den oben genannten Personenkreis - ja Alternativen.
Man kann selbst kochen oder in der Gastronomie vor Ort speisen. Daher halte ich das nicht unbedingt für ein tragfähiges Gegenargument.

Der durchschnittliche Arbeitnehmer kann ja problemlos auf die Mittagsmahlzeit verzichten, wenn ihm der Chef gerade keine Küche zur Verfügung stellt. Und jeder, der im Lotto gewonnen hat, kann auch täglich €10 bei der örtlichen Gastronomie lassen.

Am Besten isses natürlich, man hungert den ganzen Pöbel einfach aus, dann produziert er auch keinen Müll mehr und das Rentenproblem ist auch gelöst!

Alternativ kann man doch mal die Menschen einfach ihr eigenes Leben leben lassen, ohne ihnen Vorschriften machen zu wollen: „Du musst leben, wie ich es will - Ausreden lasse ich nicht gelten!“

Wie wäre es denn, wenn genau die Burgerketten kämen, und ein Gesetz fordern, was jedes Nahrungsmittel außer Hamburgern in Einwegverpackung unter Strafe stellt?
Das ist genau so legitim.

Gruß,
Michael

Im Auge des Betrachters…

Sogesehen wäre es ziemlicher Unsinn, erst diese Verpackungen aus Hygiene-Gründen vorzuschreiben, und dann aus Umwelt-Gründen zu besteuern…

Wo siehst Du hier einen Wiederspruch? Was kann die Umwelt für unsere Bequemlichkeit und unser Sicherheitsbedürfnis?

Weil es dann mit Sicherheit ein interdisziplinäres Refarat beim Zoll geben wird - zur Kontrolle der korrekten Entrichtung der Abgabe auf sachgemäß einwegverpackte Lebensmittel in enger Zusammenarbeit mit dem Referat beim Verbraucherschutzministerium - zur Kontrolle der korrekten Verpackung einwegverpackter Lebensmittel.

Und damit diese ihre Arbeit machen können, muss jede Menge Papierkram erledigt werden und jede Menge Kontrollfahrten stattfinden …

Ob da unter dem Strich weniger Umwelt mit ruiniert wird, ist fraglich.

Oder kann mir irgend jemand hier irgend ein regulierendes oder besteuerndes Gesetz nennen, was zu WENIGER Papierkram und WENIGER Kontrollen geführt hätte?

Sind die Tiraden an Papier, welche die Behörden produzieren werden, besser für die Umwelt als das Stück Papier, in welches mein Döner eingepackt ist?

Gruß,
Michael

Alter, was ist denn mit dir los? Hat dir der Staat mal irgendwann übel mitgespielt oder woher rührt deine Einstellung?

Warum so eine Steuer? Abgesehen davon, dass ich so etwas lediglich zur Diskussion gestellt und somit gar nicht unmittelbar gefordert habe, läge der Hauptgrund in der Belastung der Allgemeinheit. Es zahlen ja alle (mehr oder weniger) die gleichen Müllgebühren. Und auch die Kosten für die Reinigung der Straßen werden aus dem allgemeinen Steueraufkommen bezahlt. Die Möglichkeit, ständig nur Einwegverpackungen zu nutzen, nehmen aber nur wenige in Anspruch. Und profitieren tun allen voran die Produzenten ungesunden Essens, wenngleich du vielleicht auch irgendwo einen Lieferservice für gedünsteten Broccoli finden wirst.

Bei den Alcopops wollte man zudem eine Lenkungswirkung erreichen. Das scheint ja auch geklappt zu haben.

1 Like

Hallo,

in Irland hat es bei Plastiktüten funktioniert: http://de.wikipedia.org/wiki/Plastikt%C3%BCte#Irland

Eine Möglichkeit wäre auch, biologisch abbaubare/kompostierbare Verpackungen vorzuschreiben oder steuerlich zu begünstigen. Solche Verpackungsmaterialien existieren bereits (z.B. http://www.biobiene.com/).

Grüße

Billi

Servus,

Wäre eine
Sondersteuer auf diese Verpackungen sinnvoll?

Gibt es und heißt Verpackungssteuer.

Gruß,
Sax

Aber Hallo,

wir sollten es machen wie z.B. in Afria, wo Essen vom Grill in Zeitungspapier verpackt wird :smiley: