Verschuldensfrage bei Auffahrunfall - fiktive Situation

Guten Abend,
Während einer Diskussion unter Freunden ergab sich folgende fiktive Unfallsituation: ein Auto steht auf der Autobahn aus unbekanntem Grund auf dem rechten Fahrstreifen. Unmittelbar nach der Auffahrt, nach einer Kurve. Das erste bis dritte Auto kann rechtzeitig anhalten, das vierte (oder auch andere Zahlen möglich) kann nicht anhalten und schiebt alle PKWs ineinander. Wer hat Schuld? Der letzte, der nicht mehr bremsen konnte? Der, der einfach auf dem Fahrstreifen stand?

Danke für Eure Meinung

Ira

Hallo,

Gegenfragen: ist das fiktive Auto richtig gesichert? Steht es also so weit wie möglich am Rand? Gibt es keinen Randstreifen? Ist das Warndreieck so abgestellt, dass es rechtzeitig vor der Gefahrenstelle warnt?

Hat der Fahrer vom abgestellten Auto also seine Pflicht getan, um den Unfall so gut wie möglich zu verhindern?

Grüße

Hallo,
wenn sich etwas auf der Autobahn befindet, darf man nicht gegenfahren. Dann ist man immer schuld, manchmal aber nicht allein schuld. Da muss kein Auto stehen, es kann auch hochkant liegen, ein anderer Gegenstand liegt dort. Das Auto kann grad eben einen Motorschaden haben, noch keine Absicherung, vielfaeltige Moeglichkeiten, alle kein Recht, dagegen zu fahren. Innerhalb der Sichtweite anhalten ist die Regel. Nur bei „Nacht auf der Autobahn“ darf man anders fahren. Gruss Helmut

Guten Abend,
Nein, die Ausgangssituation in der Phantasie ist, dass das Auto dasteht. Nicht gesichert, nicht am Pannenstreifen, einfach so in der Spur. Mögliche Gründe: alter Fahrer, Übersicht verloren, schlecht geworden, wurde vielleicht „geschnitten“ von einem anderen Fahrzeug (oder auch nicht), Panik, planlos.
lg, Ira

Guten Abend, danke. Klar, egal was ist, man darf nicht dagegenfahren!
Manchmal dabremst man es aber nicht. Der erste, zweite, x-te ja, der letzte nicht. Hat der letzte das Nachsehen?
Das war die theoretische Frage.

leg, Ira

Wenn nicht gerade eine Notlage vorliegt (z.B. Herzstillstand) würde ein Verkehrsrichter dem Fahrer sicher zumindest eine Mitschuld geben.

Ja sicher, er darf nicht gegenfahren - gegen seinen Vordermann oder -Frau. Ueblicherweise sollen Sicherheitsabstaende dies verhindern, oder neuerdings Bremsassistenten, die hochgesetzten Bremslichter helfen auch und wurden deswegen Vorschrift, doch egal wie, wer gegenfaehrt ist sofort schon mal schuld, mindestens zu einem sehr grossen Teil. Die anderen davor, die zusammengeschoben wurden, sind vermutlich unschuldig, doch beweis das mal, wenn Dein Auto vorn und hinten verbeult ist, dass Du nirgends gegengefahren bist. An der Stelle fangen dann Sachverstaendige an zu ermitteln. Versicherungen zahlen schon mal pauschal, egal ob der einzelne mitschuldig war. Die Schuldfraegn sollen angeblich oefters nicht zu ermitteln sein.
Gruss Helmut

Wie denn, nachts darf man auf der Autobahn fahren, ohne genug zu sehen?

Ja klar,

machst du doch selber ständig!
Schon mal nachts mit 130km/h auf der Autobahn gefahren, 300m vor dir das nächste Fahrzeug?
Dabei reicht dein Abblendlicht doch nur vielleicht 50m.
Die anderen 250m sind vermutlich hindernissfrei, darauf darfst du dich auch gesetzeskonform verlassen:
StVO, §6:

(6) Wer auf der Autobahn mit Abblendlicht fährt, braucht seine Geschwindigkeit nicht der Reichweite des Abblendlichts anzupassen, wenn
1.
die Schlussleuchten des vorausfahrenden Kraftfahrzeugs klar erkennbar sind und ein ausreichender Abstand von ihm eingehalten wird

oder

der Verlauf der Fahrbahn durch Leiteinrichtungen mit Rückstrahlern und, zusammen mit fremdem Licht, Hindernisse rechtzeitig erkennbar sind

Hallo,

zunächst mal trifft die Sandwich-Fahrzeug keine Schuld, weil sie angehalten hatten undn lediglich aufgeschoben wurden.

Dann hätten wir den auf der Fahrbahn stehenden:
Macht er das freiwillig? Könnte er das Fahrzeug zur Seite bewegen? Ist er wegen Spritmangel liehgen geblieben und es gibt dort keine Standspur?
Je nachdem, wie es zum Stehen auf der Fahrbahn kam, trifft den Stehenden eine erhebliche MItschuld oder eben auch nicht. Den Rest zahlt dann der, der aus Unachtsamkeit oder mangels Abstand ganz hinten aufgefahren ist.

Na gut, da verlasse ich mich drauf, dass der Vordermann die eventuellen Hindernisse sieht, oder andernfalls durch auffälliges Verhalten anzeigt, dass da eins war, das er nicht gesehen hat.

Woran sieht eigentlich der erste in der Reihe, dass da kein Hindernis ist? Ist die Schlange so lang, dass es beim ersten noch hell ist? Fernlicht kann man auf der Autobahn doch nicht anmachen.

Aber so sehe ich doch tatsächlich genug.

Ich glaub, ich fahre nachts nicht 130. Eigentlich fahre ich immer so, dass ich das Wichtigste sehe (der Tacho gehört irgendwie nicht dazu). - Früher bin ich aber wohl öfters gefahren, ohne die Fahrbahn wirklich zu sehen, die habe ich mir oft anhand der Seitenbegrenzung nur gedacht, wie sie sein müsste. Ziemlich leichtsinnig.

Gegen den zweiten Punkt dieses Absatzes wird zum Glück konsequent verstoßen.
Denn - weil es fremdes Licht auf Autobahnen fast nicht gibt - man dürfte sonst, wenn man dank Gegenverkehr das Abblendlicht anhaben muss, nur noch so schnell fahren, dass man innerhalb der Sichtweite anhalten kann - was bei 50m etwa 70km/h ergeben würde.

Nachts auf der leeren A46 im Sauerland 130km/h bei Fernlicht, dann komm ein LKW entgegen, dessen Fahrer du massiv blenden würdest, also Abblendlich an und mal eben auf 70km/h bremsen… Völlig realitätsfremd. Auf einr langen Geraden musst du auch mal längere Zeit mit Abblendlich fahren, so dass man nicht argumentieren kann, man hätte eventuelle Hindernisse ja in der vorausgehenden Fernlichtphase schon erkennen können.

Guten Morgen,

Danke! Das ist sehr interessant und für unsere Diskussion ein hilfreicher Beitrag!
lg, Ira

Genau, wenn er schlingert, umkippt, sich dreht (Eis), oder meist nur bremst, kannst Du hinten schon mal gewarnt sein und langsam tun. Nicht erst wenn der Warnblinker angeht, in wirklicher Panik passiert das gar nicht.
.
Bei einer meiner Fahrten, aber bei schlechter Sicht und auf Schnee, vielleicht mit 60km/h seit langer Zeit, hat der Vordermann abgehoben, ganz gemuetlich hoch ohne sonstige Aktion. Bis ich erkannte, da gehts auf die Raststaette hoch, auch ohne Blinker geht das, und ich muss woanders lang, weiter links ist die rechte Fahrbahn.
Gruss Helmut