Oh nein, Martin, diesen alten Stiefel doch nicht!
In den süddeutschen Varianten des Deutschen wird das Präteritum gern gemieden. Ein Verlästerer des Schwäbischen Ende des 19. Jhdt sah darin den Hauptgrund, die oberdeutschen Formen ganz zu bannen.
Und da der Schwabe (hier jetzt als Repräsentant der oberdeutschen Dialekte) die Formen:
“ich hatte, ich war, ich lernte, ich schlief, ich ging“, etc.
nicht verwendet, sondern statt dessen lieber:
„i han ghett, i ben gwä, i han glernt, i han gschlôfe, i ben gange“ sagt;
so ist ihm auch das normale Plusquamperfekt:
„ich hatte gehabt, ich war gegangen, ich hatte gelernt, ich hatte geschlafen, ich war gegangen“
verhasst, und er hängt statt dessen das Partizip II von „haben“ ans Perfekt an und bildet so, seiner Meinung nach ganz korrekt und stimmig, die Vorzeitigkeit von den Verben – außer bei den Hilfsverben natürlich, wo das nicht geht - , so dass die Formen:
„i hab glernt ghett, i han gschlôfe ghett, i ben gange gwä“
entstehen.
Der Konjunktiv II der Vergangenheit besitzt nun eine formelle Ähnlichkeit mit dem Plusquamperfekt. Den Präteritumformen der Hilfsverben des Plusquamperfekts muss man nur Umlautstrichlein aufsetzen und schon hat man die Formen des Konjunktivs II der Vergangenheit.
Die im Schwäbischen gemiedenen Formen:
„ich hätte gelernt, ich wäre gegangen, ich hätte gefragt“ etc.
werden nun ebenso ersetzt durch:
„i häb glernt ghett, i sei/wär gange gwä, ich häb gfrôgt ghett.“
Wobei hier oft eine Unsicherheit bei den Hilfsverben besteht; „sei“ neben „wär“, „häb“ neben „hätt“.
Zu dem gibt es doch diese Geschichte:
Ich han amôl oine khennt ghett, dui hôtt oin khennt ghett und dui hôtt au a Kend khett, aber ned von dem wo dui hôtt khennt ghett. Dui hôtt vorher oin andere khennt ghett, vom dem hôtt se des Kend ghett.
Zum Konjunktiv kann ich auch auf das - leider wohl nur noch antiquarisch zu bekommende - Büchlein:
Armin Ayren, Über den Konjunktiv, ISBN 3-925016-92-9 Buch anschauen
hinweisen.
Gruß Fritz