Verstrahlung in Fukushima, Hiroshima und Nagasaki

Hallo,

die Gebiete, die um Fukushima herum gespert sind, sollen das 20 oder 30 Jahre lang bleiben. In Hiroshima begann man laut Wikipedia aber bereits 1949, also nur 4 Jahre nach dem Bombemabwurf mit dem Wiederaufbau, bei Nagasaki heißt es „Nach dem Krieg wurde die Stadt wieder aufgebaut“.

War die Strahlenbelastung durch die Bomben denn geringer als beim Fukushima-Unfall?

Grüße
Carsten

… bei Nagasaki heißt es „Nach
dem Krieg wurde die Stadt wieder aufgebaut“.

Hallo,

zu der Zeit hat man ja gerade erst angefangen, Strahlenschäden zu erforschen, da wusste man vieles nicht. Selbst die Atomphysiker waren sich über die Gefahren noch nicht klar.

In Hiroshima steht in einem Kloster eine alte Steinsäule mit Inschriften, die hat man nicht entfernt - aber sie strahlt HEUTE noch und wird jährlich vom Strahlenschutz überprüft. Solche Entscheidungen wie über den Wiederaufbau werden aus politischen und wirtschaftlichen Gründen getroffen, die wissenschaftlichen Daten biegt man sich nach Bedarf zurecht - es gibt in Deutschland immer noch prominente Atombeführworter in Industrie und Politik (Grossmaul oder Grossmann oder so ähnlich), die glatt behaupten, weder in Tschernobyl noch in Fukushima wäre überhaupt ein Mensch zu Schaden gekommen.

Auch wenn die Menschen jetzt sofort zurückkehren, werden sie ja nicht augenblicklich tot umfallen, und wenn sie Jahrzehnte später sterben, kann man immer abstreiten, dass das in diesem einen speziellen Fall auf die Strahlung zurückzuführen ist.

Auf die Logik von Argumeneten kommt es nicht wirklich an, so hat sich der CDU-Politiker Fuchs (Atomfuchs) vor kurzem nicht entblödet im Fernsehen zu erklären, die Knappheit von Erdgas während der Kälteperiode wäre ja aufgrund der Wende in der Atompolitik zu erwarten gewesen. Man muss sowas Hirnrissiges bloss unzählige male wiederholen, dann wird es am Ende auch geglaubt.

Gruss Reinhard

Hallo

Da sind einige Variablen mit im Spiel.

Bei Atombomben ist es so, das sie stark oder weniger stark verschmutzen können, ich meine, nach getaner „Arbeit“.
Das betrifft zum einen die Art der Kernreaktion der Bombe und ihre Zerfallsprodukte und nicht umgewandelten Spaltmasse, sowie das Verbleiben der Reste.

Wird in großer Höhe ein Staubwölkchen erzeugt, welches dann aufs Meer geweht wird, ist es dazu ein Unterschied, wenn eine A-Bombe am Boden zündet und das Material sich mit dem Boden vermischt.
Ich stelle mir vor, das es so Unterschiede im Faktor 100 geben kann.

Bei Kernreaktoren ist es grundsätzlich so, das die Menge an insgesamt vorhandenen radioaktiven Isotopen wesentlich größer ist, als in einer A-Bombe. Ein paar Kilo versus mehrere Tonnen.
Auch bei Kernreaktoren kommt es drauf an, in welcher Form ggF. das Material verteilt wird und wieviel überhaupt freigesetzt wird.

MfG
Matthias

Hallo Carsten,

War die Strahlenbelastung durch die Bomben denn geringer als
beim Fukushima-Unfall?

Wie schon gesagt wurde, wusst man vieles einfach nicht.

Vor dem Abwurf der beiden Atombomben war nicht angenommen worden, dass neben der Hitze und der Druckwelle auch die ionisierende Strahlung bedeutsam sein konnte.

Man erstellte dann nach den Abwürfen Modelle über die Strahlenbelastung, musste aber die Werte schätzen.
Lange wurde dann das Modell T-65, welches 1965 erstellt wurde, verwendet. Es zeigte sich dann erst Mitte der 70er Jahre, dass in diesem Modell die Neutronenstrahlung um etwa den Faktor 10 zu hoch angenommen wurde.
1986 wurde dann ein neues Model (T-86) erstellt.
Durch die nun geringere Neutronenstrahlung, muss nun restliche Strahlung als etwas gefährlicher eingestuft werden…
http://epub.ub.uni-muenchen.de/6125/1/Kellerer_Albre…

In den 50er und 60er Jahren gab es z.B. auch Versuce durch bestrahlung das Wachstum von Pflanzen zu fördern, was auch teilweise gelang. Es wurde auch davon geträumt Projekte, wie z.B. den Panamakanal, einfach mit Atombomben zu sprengen.
Über die Folgen für die Umwelt wusst man einfach noch zu wenig …

MfG Peter(TOO)

Moin,

War die Strahlenbelastung durch die Bomben denn geringer als
beim Fukushima-Unfall?

die Bomben von Nagasaki und Hiroschima enthielten einige wenige kg spaltbares Material, von em nach Schätzungen nur ein geringer Teil gespalten wurde. Es entstand also nur relativ wenig Spaltmaterial.
In Kernkraftwerken sind das um Größenordnugen mehr Spaltmaterial.

Gandalf

die Bomben von Nagasaki und Hiroschima enthielten einige
wenige kg spaltbares Material, von em nach Schätzungen nur ein
geringer Teil gespalten wurde.

Hallo,

das ist nicht bzw. nicht unbedingt entscheidend. Der weitaus grössere Teil an radioaktivem Fallout besteht aus Bodenbestandteilen (genau genommen Boden, Gebäude, Bewohner…), die durch die Bestrahlung induziert radioaktiv werden. In Hiroshima und Nagasaki war dieser Effekt nicht so stark, weil die Bomben in einigen hundert Metern Höhe gezündet wurden, um die Sprengwirkung zu optimieren.

Man kann aber auch anders: lässt man eine Atombombe am Boden explodieren, verpufft zwar der grösste Teil der Sprengwirkung nach oben, aber es entsteht sehr viel mehr radioaktives Material, und davon werden auch noch Tausende Tonnen in die Atmosphäre geschleudert. Ausserdem gibt es das Konzept „schmutziger“ Bomben: man lässt absichtlich die Kettenreaktion nicht vollständig ablaufen, damit viel radioaktives Material übrigbleibt. Im Extremfall könnte man auf eine atomare Explosion ganz verzichten und nur einige kg Plutonium durch eine Sprengung verteilen. Das eignet sich also besonders für Terrororganisationen, die nicht die Mittel haben für die Entwicklung der ziemlich aufwendigen Zündmechanismen.

Auf der anderen Seite steht die „saubere“ Neutronenbombe, die möglichst garkein radioaktives Material verteilt und auch keine grosse Sprengwirkung hat, aber durch die intensive vorübergehende Neutronenstrahlung alles Leben abtötet - Waffen, Strassen, Gebäude, Fertigungseinrichtungen bleiben unbeschädigt, bloss die Bewohner müssen entsorgt werden. Nach kurzer Zeit kann es in neuer Besetzung weitergehen.

Gruss Reinhard