Hallo,
Das ist mir bekannt.
Na dann muss man nicht mehr beklagen, dass diese Realität auch mal anerkannt und entsprechend gehandelt wird.
Für mich ist das somit kein konkret werdender Schritt sondern fügt sich in das ein, wie es der Minister bisher gehandhabt hat: Er nennt das Kind beim Namen. Davor hatten sich alle seine Vorgänger gescheut.
Es ist doch seit langem absolut kein Geheimnis, dass die Wehrpflicht in Deutschland nicht mehr fähig war, die Bundeswehr zum Spiegelbild der Gesellschaft zu machen,
War das denn je die Aufgabe der Wehrpflicht oder nicht vielmehr eine Folge davon, dass praktisch jeder Wehrfähige auch eingezogen wurde? Und selbst zu diesen Zeiten hat das dann wohl ausschließlich für den Bestand der Wehrpflichtigen und nicht für die Längerdienenden jeder Art gegolten. Dieser Aufgabe ist sie dann also kaum nachgekommen
weil sie faktisch ausgehöhlt wurde.
Man könnte auch sagen, dass sie sich überlebt hat.
Diese Spiegelbildfunktion war aber lange Zeit eindeutig der Anspruch in Deutschland.
O.K. Ich geb zu, dass ich dafür zu alt bin, um mich an diesen in der Verfassung formulierten Anspruch zu erinnern. Aufgabe der Bundeswehr ist es doch nicht, ein Spiegelbild der Gesellschaft abzubilden, sondern das Land zu verteidigen.
Statt die Wehrpflicht zu reformieren, um Anspruch und Wirklichkeit wieder anzunähern, hat Guttenberg sie kurzerhand ausgesetzt / abgeschafft.
Meiner Meinung nach war die Aussetzung eine (längst fällige) Annäherung an die Wirklichkeit.
Und statt die BW in eine Berufsarmee umzubauen, die dieser Spiegelfunktion zumindest ihrem Anspruch nach die Treue hält,
Was nutzt der wohlformulierte Anspruch, wenn dem die intelektuelle Elite nicht nachkommen will?
macht er sie nun bewusst zu einer, wie M. Wolffsohn das nannte, „ent-intellektualisierten, ossifizierten Unterschichtenarmee“.
Er macht sie nicht dazu, sie ist es bereits. Und angesichts des inzwischen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt voll wirksamen Geburtenknickes in den neuen Bundesländern, wird sich der Herr Wolffsohn sicher bald eine neue Formulierung ausdenken müssen. Die Bewerberzahlen im zivielen Bereich haben sich jedenfalls in den letzten paar Jahren gedrittelt.
Im Übrigen ist hier die Bundeswehr sehr wohl ein Spiegel der Gesellschaft. Die Arbeit, zu der sich die einheimische Bevölkerung zu schade war, ist hierzulande schon immer von Anderen gemacht worden. Einfach mal in Köln oder Frankfurt zu Mc Donalds gehen oder sich die Beschäftigten der Stadtreinigung ansehen, dann weiß man, was gemeint ist.
Dabei gehts mir übrigens nicht so sehr um die innere Schlagkräftigkeit der BW,
Na aber genau darum sollte es doch gehen, wobei mir nicht ganz klar ist, was konkret mit innere gemeint ist.
sondern um ihre Akzeptanz in der Gesellschaft, die sicherlich damit nicht steigen wird,
Die war außerhalb von Naturkatastrophen oder bei der lokalen Bevölkerung im Vorfeld drohender Standortschließungen ohnehin nie besonders hoch.
wenn die BW vorwiegend dumme Rambos, die auf dem Arbeitsmarkt nicht zu gebrauchen sind, anwirbt.
Das hat sie allerdings schon in den letzten Jahren gemacht.
Ich sehe darin nicht nur keine gelungene Bundeswehrreform, sondern gar keine Reform im eigentlich Wortsinn. Stattdessen ultimative Reformverweigerung, Anpassung an angeblich alternativlose Sparzwänge auf dem politisch leichtesten Weg.
Das alles will ich Guttenberg nicht exklusiv in die Schuhe schieben.
Dass er dafür aber soviel Lob erfährt, verwundert mich sehr.
Ganz offensichtlich ist wohl die Anerkennung von Realitäten und das Aussprechen von Offenkundigem im Politikbetrieb so selten, dass es den Leuten bereits als etwas Besonderes vorkommt.
Meiner Meinung nach kann die Wehrpflicht nur mit ihrer Notwendigkeit für die Verteidigung des Landes begründet werden. Da aber bereits die Bundeswehr in den letzten Jahren nicht mal mehr alle Wehrpflichtigen gebraucht hatte, gab es offenkundig diese Notwendigkeit nicht mehr.
Oder wie wollte man es begründen, plötzlich den personalen Umfang der Bundeswehr wieder zu verdoppeln? Wer soll das bezahlen? Und was würden die Wehrpflichtigen lernen?
Und so richtig spannend wird die Reform erst wieder, wenn es an die anstehenden Standortschließungen geht. Das wird der eigentliche Kraftakt. Die letzten Runden waren da doch stets auch sehr parteipolitisch motiviert.
Grüße