Vertonung in alten Dokumentarfilmen

Hallo,
wenn man sich Dokus über WWI und WWII ansieht, dann macht es dort ja regelmässig BUMMS UND WUMMS, Eisenbahnen tuckern, Flugzeuge brummen, Stuckas kreischen usw… MENSCHEN hört man aber nie, auch wenn sie direkt vor der Kamera stehen.
Es liegt also nahe, dass entweder nachmontiert wurde, oder die Geräusche nur bei extremer Lautstärke aufgenommen werden konnten.
Ich bin eine Null in Film- und Audiotechnik, aber es würde mich mal interessieren, was da gängige Praxis war.
Hat der „Filmemacher“ nachvertont?
Irgendwann mal später irgendjemand Drittes? Oder die TV Produktionsfirma als sie die Dokus zusammengeschnitten hat, 500 Kanonengeräusche Teil 1?
KONNTE man damals überhaupt mit einer Tonspur in freier Wildbahn arbeiten. Zumindest für die frühen 1900er Jahre erscheint es mir unwahrscheinlich.
Und wenn nachgefummelt wurde…wie „echt“ dann die Geräusche. Ich habe ja keine Ahnung wie eine Haubitze im Vergleich zu einem Panzer klingt, WUMMS machen beiden, aber vielleicht gibt es Unterschiede?

bin gespannt ob sowas überhaupt jemand außer mir interessiert ;.)

Hallo,

Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden das viele Dokus nachvertont worden sind!

Man muss beim sehen solcher Berichte sich in den den Kopf rufen das Geschütze und Kanonen sehr laut sind wenn sie abgefeuert werden.
Der Lärm eines solchen Geschützes übertont heute noch alles in seinem näheren Umkreis!

Man kann aber die Unterschiede zwischen den verschieden Arten von Waffen hören !
Wumms ist nicht gleich Wumms . Beispiel : Die von den Franzosen im 1.Weltkrieg verwendete Schnellladekanone 17mm hat ein typisches metallernes Klacken .Schwer zu beschreiben!Ist zurückzuführen auf den auswurf der Geschoßhülse.

Noch ein Tipp :

Haubitzen hören sich anders an als Panzergeschüsse oder Panzerabwehrgeschütze ,da letzter mit einer höheren Projektil geschwindigkeit arbeiten!

Eine Haubitze arbeitet ähnlich wie ein Mörser als Steilfeuerwaffe !Heißt das Geschoss wird „fast“ senkrecht nach oben abgefeuert und benötigt deswegen keine so hohe Mündungsgeschwindigkeit dieses kann man in Dokus bei genauerem hinhören eigentlich sehr gut unterscheiden.

Für den zweiten Weltkrieg kommen ja vermutlich nur Wochenschauen oder Dokus die Material aus diesen benutzen in Frage.
Hier darf man seinen Ohren nicht trauen,die sind nachvertont damit es sich im Kino „schön“ anhörte.
Wenn man sich mehrere ansieht,stellt man auch leicht fest,daß sehr oft die gleichen Abschüsse und Einschläge zu hören sind.
Oder gar Stukas heulen die vom Baumuster her gar keine „Sirene“ eingebaut hatten.

Hallo Thomas,

die Sirenen waren ab der Baureihe B fester Bestandteil der Ju 87. Also seit September 1938. Im 2. Weltkrieg waren also generell Stukas mit Sirenen im Einsatz, man verzeihe mir diese kleine Korrektur.

Und ich glaube eher nicht, dass man dieses Heulen noch lang und breit nachvertonen musste im Sinne von Effektverstärkung, eher das Gegenteil.

Höchstens wahrscheinlich jegliches Nebengeräusch bis zum Anschlag hochziehen.

Aber du hast natürlich insofern recht, dass bis heute die berühmte Stuka-Sirene jedesmal zum Einsatz kommt, wenn es gilt, einen Sturzflug oder einen Absturz von egalwelchem Fluggerät auch immer zu illustrieren. Den dramatischen Schockeffekt läßt sich kein Filmer entgehen.

Gruß

Annie

Das kann man so pauschal nicht sagen,schon über England wurde die Ju87 teilweise ohne Sirene geflogen (von der Besatzung ausgebaut)
Die Version D5 hatte ab Werk gar keine eingebaut (Schlachtflieger)

Also würde das Hören spezifischer Geräusche doch eher gegen eine spätere Nachvertonung sprechen. (?)

Bliebe auch die Frage, ab wann die Frontfilmer überhaupt Audiospuren eingesetzt haben?

Ein schönes Beispiel ist z.B. auch der Clip „The First World War - War Without End 1/6“ kann man bei Youtube suchen, das beschreibt die Situationen die ich meine. (Ich weiß nicht ob man hier darauf verlinken darf.)
Bei vielen Szenen glaube ich an eine Nachvertonung (Einschlag 3, Einschlag 2, was immer gerade greifbar war). Aber dann wieder drückt sich ein Tank einen Erdwallhoch und man hört kurz ein höheres Motorenaufheulen. Das klingt dann wieder echt.
Also vermutlich ein Mix von beidem?

Hallo,

welchen Sinn hatten die Sirenen? Überraschungsangriffe, die bis zum letzten Moment unbemerkt bleiben, sind mit einer Sirene ja wohl nicht möglich. Man macht die gegnerische Abwehr auf sich aufmerksam… Was also war der Grund für die Sirenen?

Gruß,

MecFleih

„Was also war der Grund für die Sirenen?“

Das Einjagen von Angst, Schrecken, Terror, apokalytische Assoziationen („Jericho“) usw.usf. …

… warum sollte man sich heimlich anpirschen, täuschen und tarnen? Man hielt sich ja für absolut überlegen!

Hi,

Das Einjagen von Angst, Schrecken, Terror, apokalytische
Assoziationen („Jericho“) usw.usf. …

OK, verstehe…

… warum sollte man sich heimlich anpirschen, täuschen und
tarnen? Man hielt sich ja für absolut überlegen!

Letzteres ist ideologisch nachvollziehbar, aber war ja in der Realität Dummfug. Meine Vermutung war einfach, dass die Sirenen auch die Flak aufmerksam machen und man sich deswegen vielleicht keinen Gefallen tut wenn man so auffällig in Erscheinung tritt.

Danke für die Antwort,

MecFleih

Hallo zusammen !

Die " Sirenen" hießen in Wirklichkeit tatsächlich „Jerichotrompeten“ und das heulen hatte am Anfang des II WK eine psychologische Bedeutung!

Diese trompeten funktionierten nur im Sturzflug der der Stuka weil dann der Effekt am größten war.
Man hatte diesen Effekt bei den Einsatz der Wehrmacht im Spanischen Bürgerkrieg festgestellt. 19936/37 war die Luftwaffe damit seiner Zeit voraus!
Desweiteren war die Flak zu diesem Zeitpunkt noch nicht soweit entwickelt das,das einen Unterschied gemacht hätte .
Erst mit vorschreiten des II WK verbesserte sich die allierte Luftabwehr (Radar) und die Stukas galten schnell als veraltet.

das wirklich gefährliche an denn Stukas war die Art und weise wie sie eingesetzt wurden.Man kannte bis dahin nicht diese Präzision von Bombern . Stukas waren ,bei mit einem guten Piloten, in der lage aus fast 1000 meter höhe im Sturzflug herab zu sttoßen und ein Ziel in einem Umkeis von 10 metern zu treffen.
Dazu besaß die Ju spezielle „Bremsen“ die das Flugzeug im Sturzflug stabilisierten.

Der Effekt der Kombination von trompete und dieser Genauigkeit machte die Stuka so gefürchtet.
Das heulen zu hören und zu wissen die Bombe schlägt gleich ein verursachte einen erheblichen moralischen Schaden bei den Truppen.

Es darf hierbei auch nicht vergessen werden das Stukas zur Unterstützung der vorrückenden Infantrie /Panzerverbände eingesetzt wurden.
Das heißt neben den einschlagenden Bomben der Stukas war das Geschützfeuer der Panzer zu höheren /merken.

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Die Sirene hiess Lärmgerät,Jericho Trompete war auch nur ein Spitzname.
Stuka´s waren auch nichts neues,die Deutschen guckten sich dieses Konzept bei den Amerikanern ab die seit anfang der 30er Jahre Sturzkampfbomber in ihrer Marine hatten und bauten mit der Ju87 ihren eigenen.
Der Stuka Ju87 galt bereits seit 1940 als veraltet und sollte 1941 ausgemustert werden,die Luftwaffe hatte nur keine andere Maschine in ausreichender Stückzahl.

Hallo,

Ich hab jetzt nochmal nachgeschaut wegen der Bezeichnung für die „Sirene/Trompete/Lärmgerät“.
Je nach gefundener Seite finde ich auch unterschiedliche Bezeichnungen.
Kann mir den einer mal einen Link geben der fundiert ist.
Man lernt ja nie aus .
Hier als beispiel der Link von WIKI welcher wieder auf andere Links verweißt in denen die Bezeichnung wieder anders ist!
http://de.wikipedia.org/wiki/Sturzkampfflugzeug

Kennt ja auch jeder unter „Jericho Trompete“,das war aber nicht die offizielle Bezeichnung.
Genauso wie der Königstiger nie Königstiger hiess sondern TigerII.
„Lärmgerät“ lässt sich in so ziemlich jedem vernünftigen Buch das sich mit Technik und Entwicklung der Ju87 befasst nachlesen.
Auch bei Google gibts einige Links wenn man als Suchwort Lärmgerät mit Ju 87 verbindet.
Vielleicht noch als Beweis diesen Link:

http://www.superborg.de/dluftt2000.htm

Man kann dort technische Dienstvorschriften von damals kaufen,die für die „Stuka Sirene“ heisst T 2087 Teil 12D Sondereinbauten Heft 1 Lärmgerät von 1942
(vierte von unten)

Danke!