Das ist der einzig brauchbare Satz in diesem Zusammenhang! Niemand, der schon einmal mit größeren Projekten (so ab dreistelligem Millionenbetrag aufwärts) zu tun hatte, sollte sich in der aktuellen Situation zu Kritik aufschwingen. Und jeder, der keine Erfahrung mit größeren Projekten hat, sollte sich erst recht zurückhalten.
Wir haben es hier mit einer bislang vollkommen einmaligen Situation zu tun, bei der zig Faktoren zusammen kommen, die alle keinerlei perfekte Planungssicherheit haben/geben. Dazu dann auch noch der Impfbeginn rund um die Feiertage zum Jahresende, der einzigen Zeit im Jahr, in der tatsächlich die Räder vielfach richtig still stehen.
Jedes größere Projekt (auch die, bei denen mal auf erheblich mehr Planungssicherheit aufgrund von Erfahrungswerten zurückgreifen kann), braucht eine gewisse Einschwingphase, die man nicht umsonst bestmöglich von Zeiten wie Weihnachten, Ostern oder die Sommerferien versucht fernzuhalten. Dies war hier aus nachvollziehbaren Gründen nicht möglich. Aber gerade deshalb verdient dieses Projekt um so mehr Respekt und Verständnis und Zeit für diese Einschwingphase! Also warten wir doch einfach mal ein paar Wochen ab, wie man es auch bei jedem anderen Großprojekt machen würde/vernünftigerweise machen sollte, ob es sich sauber einschwingt, oder nicht, und schauen uns dann mal die Daten auf passender Flughöhe an (und konstruieren nicht gleich aus jedem Einzelfall ein angebliches fatales Gesamtversagen). Schlimm genug, dass Vertreter diverser Kleinparteien angesichts des Wahlkampfes diese Vernunft nicht aufbringen. Aber man muss denen ja nicht in allem Unfug nacheifern.
Und was die Verträge angeht: Du solltest Dir mal vor Augen halten, dass Verträge immer noch eine zweiseitige Geschichte sind. Glaube doch nicht, dass ein Hersteller von Impfstoffen hier einen für ihn hochgradig risikobehafteten Vertrag einfach mal so unterschreiben würde, in dem er pönalisierte Zusicherungen geben würde, die er nicht ansatzweise kalkulieren kann. Natürlich wollen die Hersteller verkaufen, aber die viel größere Not liegt hier doch bei den Vertragspartner, die den Impfschutz für ihre Bevölkerung brauchen. Und insoweit werden diese Verträge genau diese Interessenlage und Stärkepositionen auch abbilden und umsetzen. D.h., es wird da natürlich Angaben zu Mengen und Lieferterminen geben. Aber die werden entweder gar nicht, oder nur unter ganz massiven Einschränkungen sanktioniert sein, um den übernommenen Risiken der Hersteller gerecht zu werden. Zumal es hier ja auch nicht darum geht, über eine Pönalisierung im Nachhinein auf Seiten des Auftraggebers den Preis reduzieren zu wollen, sondern hier eindeutig die schnellstmögliche Impfung im Vordergrund steht, bei der es darum gehen muss, an einem Strang zu ziehen, und sich bestmöglich partnerschaftlich zu unterstützen. Was nützt da eine Pönale von x Mio. wenn eine zusätzliche Produktionsstraße nicht in Betrieb gehen kann, weil ein entscheidendes Gerät kaputt geliefert wird, die Montagefirma aufgrund eigener Krankheitsfälle nur mit halber Mannschaft arbeiten kann, …?
Aber klar, ich habe auch Leute auf beiden Seiten des Tisches kennengelernt, die auf knallharte Verträge bestehen/jeden Mist unterschreiben. Und was ist dann das regelmäßige Ende vom Lied? Die Projekte kommen zum Stillstand, die Sachen landen vor Gericht, man streitet ewig, produziert unglaubliche Kosten, und schließlich kommt letztinstanzlich dann eine mehr oder weniger faire Risikoverteilung dabei heraus. Das wäre genau das, was wir hier aktuell ganz sicher nicht gebrauchen können!