Wenn Männer nach sturmerprobten Jahren der Ehe, wieder Kontakt zu ihrer Jugendliebe oder auch Jugendfreunden suchen, dann ist sie da, die Erkenntnis, dass das Leben nicht unendlich ist und sich nun unwiderruflich dem Ende zu neigt, dass man es geschafft hat, oder nicht, was immer das auch heißen mag und dass man sich eigentlich auch gleich in die Kiste legen könnte, weil einem sowieso alles egal ist, kurz, die Midlifecrisis.
Oh nein, man ist nicht verliebt in die alte Liebe, man ist ja nicht blöd und weiß natürlich, dass sie unter den Jahren genauso gelitten hat, wie die Ehefrau. Man sucht ja auch nicht nach ihr, was soll man mit dem alten Weib? Man sucht nach Erinnerung, Nostalgie.
Noch einmal soll die Nachtigall singen, der Mondschein die Wege versilbern, noch einmal Elvis aus dem Autoradio und in der Luft der Duft nach Jasmin, oder nach billigem Mädchenparfüm und Super verbleit…
Ja und das erklär dann mal deiner Ehefrau, die dich an der kurzen Leine hält und überall die ehemalige Rivalin wittert. Und zwar ohne dich in Widersprüche zu verwickeln. Schwierig!
Gegen die Midlifecrisis an sich gibt es ja Mittel…
Als da wären zu nennen, zuerst die junge frische Geliebte, mindestens 20 Jahre jünger, die einen mit ihrem jugendlichen Schwung und Elan fort reißt und darüber hebt, über diese böse gezackten Lebensklippen. Das was wir eben halt hatten, der zweite Frühling, eine Neuauflage sozusagen, ähnlich wie der erste, blos mit mehr Genuss und Bedacht und Dankbarkeit praktiziert und meistens auch mit mehr Kreuzschmerzen.
Oder man fängt das Rosen züchten an, intensiv und gründlich, von der Pike auf. Wer in seiner Freizeit sein Grundstück umgewühlt und eigenhändig gemistet hat, hat abends kein großes Interesse mehr an Beinen und Busen.
Ein neues Hobby halt, mit dem man sich beschäftigen kann und das einen ablenkt, vom Elend der Welt. Wobei, wir wollen es nicht verschweigen, junge Geliebte und neues Hobby zusammen, natürlich wahre Wunder vollbringen können.
Oder man schafft sich endlich sein eigenes Reich, im Keller, auf dem Speicher, im Gartenhaus, einen Platz mit einem festen Schloss an der Tür, wo man sich sicher zurück ziehen kann vor Frau und Kindern und dem Elend der Welt an sich und wo man sich endlich all die Bilder von nackten Mädchen, die man hinter dem großen Atlas im obersten Bücherregal heimlich gesammelt hat, an die Wand pappen kann.
Zuletzt bleibt dann noch der Psychiater, der einem meistens ein unschädliches und infolge dessen völlig unwirksames Antidepressivum verschreibt, bei dem hauptsächlich der Glaube die Berge versetzt.
Klar, man könnte auch mit der Ehefrau reden, ihr, wenn sie nicht gerade mit der eigenen Krise beschäftigt ist, sein Leid klagen, Verständnis und kluge Ratschläge ernten. Sie könnte 10 Pfund abnehmen, sich neue Unterwäsche kaufen und ein neues Parfüm benutzen, was Frauen an sich mit Leichtigkeit für den neuen Geliebten tun.
Man könnte zusammen mit ihr einem neuen Hobby nachgehen, Rosen züchten, reisen, die nähere Heimat (wer kennt die schon?) neu entdecken, sozusagen ein neues, anderes Leben anfangen. Man könnte ihr den strammen Hintern tätscheln und sie im Sonnenschein im Garten unter dem blühenden Holunder verführen.
Aber wer macht das schon?
Gruß, Nemo,