Hallo Thomas!
meine Tochter ist in der 10. Klasse auf dem Gymnasium und
schreibt in ca. 8 Wochen ihre ZK (zentrale Klassenarbeit).
Generell sind ja ab der 10. Klasse Formelsammlungen erlaubt,
so auch in der ZK. Allerdings verbietet der Mathelehrer die
Verwendung einer solchen in den Arbeiten.
Ist dies zulässig?
Weiß ich nicht. Ist aber auch irrelevant. Die Diskussion um die Zulässigkeit von Formelsammlungen (und Taschenrechnern) wird seit Jahrzehnten an allen Schulen - Hochschulen inbegriffen - geführt. Und sie wird überflüssigerweise geführt.
Wohl nur selten wird der Verfasser einer Mathe-Klausur Aufgaben stellen, die sich durch Einsetzen einiger Zahlen in eine Formel aus der Formelsammlung lösen lassen. Das kann schließlich jeder Depp, so daß man auf diese Weise keine Aussage erhält, ob der Unterrichtsstoff verstanden wurde. Ein paar Dinge müssen bei jedem Schüler der 10. Klasse auch ohne Formelsammlung Bestandteil der Existenz sein, die sich aus dem Schlaf gerissen abrufen läßt, neben Grundlagen der Algebra z. B. einfache Flächen in der Planimetrie, Binomsche Formeln, Lösungen quadratischer Gleichungen u. ä… Wenn ein Schüler diese elementaren Dinge nicht beherrscht, hilft ihm auch hektisches Suchen in einer Formelsammlung nicht weiter.
Setzt man die erwähnten elementaren Kenntnisse voraus, gibt es in der Hauptsache 2 Aufgabentypen:
- In einen Text oder eine Skizze eingekleidete Aufgaben, die verstanden werden müssen, um zum richtigen Lösungsansatz zu kommen. Hat man den Lösungsansatz, ist die Aufgabe mit wenigen einfachen Schritten zu lösen. Eine Formelsammlung hilft dabei nicht.
- Aufgaben, die elementare Fertigkeiten abfragen. Eine quadratische Gl. ist gegeben, aber nicht in der Normalform. Das muß der Schüler einfach nur erkennen. Auch dabei hilft keine Formelsammlung.
Du kannst ganz sicher davon ausgehen, daß eine Formelsammlung entbehrlich ist, wenn ihre Benutzung nicht erlaubt ist und daß der Schüler mit elementaren Kenntnissen und Verständnis die Klausur bestehen kann. Und wenn die Formelsammlung nicht vorgeschrieben, aber erlaubt ist, wird sie nichts nützen 
Anekdote dazu: Ich hab die Mathematik von 3 Studiengängen hinter mir, wobei 2 davon hinsichtlich Mathematik wirklich anspruchsvoll waren. Dabei wird man einigermaßen abgeklärt, kennt die Diskussionen um erlaubte Hilfsmittel und beteiligt sich daran nicht mehr, weil man weiß, welcher überflüssiger Käse das ist. So war also in einer Klausur jedes Hilfsmittel erlaubt. Man hätte einen PC und eine Sackkarre mit Büchern mitbringen dürfen. Einige Kommilitonen schleppten tatsächlich stapelweise Bücher und Unterlagen an. War natürlich Quatsch, denn wenn alles erlaubt ist, wird einem alles nichts helfen. So waren denn auch die Aufgaben. Man hat sie gesehen, durchschaut, in 2 Schritten und wenigen Augenblicken die Lösung hingeschrieben oder wäre andernfalls auch nach ewiger Brüterei und Sucherei in Büchern gescheitert. So kam, wie es kommen mußte - konzentrierte Stille, nur an einigen Plätzen Papiergeraschel und Getippe. Dann ein verzeifelter Ruf: „Mein Taschenrechner blinkt!“ Der arme Teufel hatte gar nicht bemerkt, daß sein Kopf gefragt war und nicht die Rechenkapazität irgendeiner Elektronik oder die Kenntnisse eines Fachbuchautors.
Gruß
Wolfgang