Hallo Fragewurm,
Fragen über fragen.
Ich fang mit der Technik mal bei Adam und Eva an und hoffe damit die letzten Klarheiten auch noch verschleiern zu können.
Für einen analogen Telefonanschluss benötigt man etwa die Frequenzen bis 12-15 kHz. Über das Kabel kann man aber auch noch höhere Frequenzen schicken.
Wegen den schlechten Empfangsbedingungen in der Schweiz wurde hier dann 1940 der HF-Telefonrundspruch eingeführt. Dabei hat man einfach zusätzlich noch 6 Langwellensender über die Telefonleitung geschickt, welche dann mit einem normalen Radio, natürlich mit LW, empfangen werden konnten. Die Sendefrequenzen lagen natürlich deutlich über den 15kHz für das Telefon (175-340kHz).
Mit der Einführung von ISDN gab es dann technische Probleme, ISDN benutzt Frequenzen bis etwas über 100kHz.
Die Grundidee des HF-Telefonrundspruchs verwendete man dann für DSL.
DSL belegt einfach die Frequenzen oberhalb von ISDN bis in den Bereich einiger MHz.
Anfangs hat man noch zwischen DSL mit analog und DSL mit ISDN unterschieden, beim DSL mit Analogem Anschluss konnte DSL schon etwas niedrigere Frequenzen als die 100kHz belegen.
Nun hat aber Alles auch sein Tücken.
Mit zunehmender Frequenz schwächt (dämpft) das Kabel die Signalstärke ab.
Die Dämpfung hängt nun hauptsächlich von der Kabellänge, dem Kabelquerschnitt und der verwendeten Isolation ab.
Anfangs hat man das DSL-Signal einfach in der Ortszentrale aufgeschaltet, weil dies, von der Infrastruktur her, am einfachsten war.
Da hat man dann aber Leitungslängen (hier ist die tatsächliche Länge der Kupferdrähte ausschlaggebend) von 4 bis 15km im städtischen Bereich. In ländlichen Gegenden kann es auch locker mehr sein.
Jetzt kann aber das Problem, dass man nicht mehr so genau wusste, welche Kabel vor Jahrzehnten eingebuddelt wurden. Üblich waren Kabel mit Drahtdurchmessern von 0.8mm und 0.6mm, Ein Kabel mit 0.6mm Querschnitt hat nun aber eine höhere Dämpfung. Am besten sind, auch heute noch, Kabel mit Papierisolation, wenn da allerdings Feuchtigkeit ins Kabel eindringt sieht es wieder schlecht aus.
Weiter ist noch etwas über den Aufbau des Telefonnetzes zu sagen:
Das Kabel bei dir im Keller führt nicht direkt zur Ortszentrale. Dies wäre zu ineffizient.
Je nachdem geht das Kabel zuerst einmal noch in den Keller des Nachbarhauses, wo auch wiederum Anschlussmöglichkeiten bestehen. Das Ende des Kabels landet dann in einem Verteiler. Diese Verteiler sind dann untereinander wiederum über Kabel verbunden und manche Verteiler haben eine direkte Leitung zur Ortszentrale.
Will man nun einen neuen Telefonanschluss aufschalten, muss man sich zuerst einen Weg über freie Leitungen von der Ortszentrale zum Haus suchen und in jedem Verteiler entsprechende Brücken (nennt man Überführung) löten.
Dadurch kann es eben sein, dass man zwar 800m Luftlinie überbrücken muss, die Leitungslänge aber 8km beträgt. Die Leitung der Nachbarwohnung, konnte günstiger geschaltet werden und beträgt nur 2km.
Gemacht hat man dieses System um mit möglichst wenig verbautem Kupfer die grösste Flexibilität zu haben. Vor 40 Jahren hatte ja noch längst nicht jede Wohnung auch ein Telefon.
Dies erklärt jetzt auch, wieso nicht einfach konkrete Zusicherungen über die maximale Datenrate gemacht werden können (das „bis zu“) und wieso der Nachbar einen schnelleren Zugang hat, als du, obwohl ihr das selbe Paket gebucht habt.
Mittlerweile ist man dazu übergegangen das DSL- und Telefon-Signal nicht in der Ortszentrale sondern im Strassenverteiler zusammen zu bringen. Dadurch muss man mit dem DSL-Signal nur noch einige 100m überbrücken, was dann eben höhere Datenraten erlaubt. Nennt sich dann VDSL. Das Telefonsignal macht dann alleine seine km bis zur Ortszentrale.
Der Internetanschluss des Verteilers erfolgt dann über Glasfaser (Was eben entsprechend beworben wird).
Die Glasfaser bis in die Wohnung ist noch Zukunft, bzw. wird nur in speziellen Fällen eingesetzt obwohl die Normen schon länger existieren.
Die internationalen Normen für ISDN wurden um 1970 verabschiedet, es dauerte dann aber rund 25 Jahre bis ISDN auch wirklich verfügbar war.
Das Ganze hat, neben dem technischen, immer auch noch einen Finanziellen Aspekt.
Man hat ja ein funktionierendes Netzwerk mit einem Wert von Billiarden €, welches man nicht einfach rausreissen und durch etwas neues ersetzen kann. Also kann man dies immer nur nach und nach umstellen und muss zudem zum alten System irgendwie kompatibel bleiben. Was würde das tollste regionale Net nutzen, wenn man damit keine Verbindung ausserhalb dieser Region herstellen kann?
Deshalb dauert die praktische Umsetzung immer gleich Jahrzehnte.
So, ich hoffe jetzt alle Klarheiten beseitigt zu haben.
MfG Peter(TOO)