Verwortageln

Seid gegrüsst, Wissende:smile:

ich verwende, selten, aber doch das wort *verwortageln*, wenn ich etwas misslungenes, schiefgelaufenes, verwirrtes meine. Der Kluge sagt mir darüber gar nichts, Wehle zitiert dazu Jacob und bringt das wort in beziehung zu *tag* und *teig*, und zum schwedischen *för varje dag*. Duden hab ich im moment keinen zur hand. Alle diese erklärungen leuchten mir nicht wirklich ein - nun kam mir der gedanke, dass es überhaupt nichts mit *tag* und *teig* zu tun haben könnte sondern sich ev. *verworrtakeln* schreibt - und dann - über diverse umwege - aus der seemannssprache kommt. Eine völlig verwor®tag(k)elte Idee?
liebe grüsse aus wien:smile:
jenny

Seid gegrüsst, Wissende:smile:

  • auch du, Fragende, sei gegrüßt! :smile:

ich verwende, selten, aber doch das wort *verwortageln*, wenn
Duden hab ich im moment keinen zur hand.

In dem hab ich’s auch nicht gefunden, wohl aber im ÖWB: verwordagelt, verwordakelt - verunstaltet, aus der Form gebracht

Mein Salzburger Mundartwörterbuch verrät Folgendes:
verwoadageln - unvorteilhaft verändern, verderben, verdrehen; zu „verwandeln“, Iterativ hiezu; mhd.‚verwandeln‘ - umwenden, verändern, in das Gegenteil verwandeln; es ist möglich, dass dahinter auch ‚dageln‘ (klecksen, malen) steckt; das W. wird ähnlich wie „verhoadageln“ gebraucht, ist aber nicht dasselbe.
verhoadageln - verderben, verdrehen, verspotten, entstellen; wörtl. „verhohnekeln“ verhöhnen;

Ein bisschen klarer, oder eine vawoadaggelte Antwort?

Grüße aus dem Pinzgau!
Helene

@MOD: Verschieben ins Dialektbrett?

Liebe Helene:smile:
vielen dank für deine schnelle antwort, die insoferne nicht *verwortagelt* ist, als ich mir mein seemannsgarn dann doch eher wieder abschminke…*g*…scheint doch eine urösterreichische angelegenheit zu sein, das verwortagelte - auch wenn ich noch immer nicht 100% weiss, wo es genau herkommt…auch *dageln* empfinde ich persönlich nicht wirklich schlüssig…aber immerhin bin ich um eine erklärung reicher:smile:
lieben gruss ins salzburgische aus wien:smile:
jenny

@MOD: Verschieben ins Dialektbrett?

wär keine schlechte idee, jetzt, wo’s österreichisch wird…*g*

So, Helene,
bist mal wieder schneller und besser!

Ich habe nur das gefunden und geschrieben:

Hallo, liebe Jenny aus Wien?

Was hast du denn verwortakelt?

In dieser Form, also: verwortakeln , aber auch so wie du es schreiberst, also: verwordageln , taucht diese Wort im kleinen Wörterbuch „Auf gut Österreichesch, Ein Wörterbuch der Alltagssprache" von Herbert Fussy auf.

Leider gibt es dort keine etymologischen Erklärungen, aber in der ersten Form könnte man, so wie du schon vermutet hast, die Wörter „wirr“ und „takeln“ erkennen.

Letzteres kennt man aus der Schifffahrt und die Takelung kann durch Ungeschicklichkeit verwirrt werden und dann kann man nicht mehr segeln.

Vermutlich ist das Wort über die KuK-Gebirgsmarine in den Wortschatz der Leute eingedrungen. :wink:

Ich hoffe, diese Spekulation kommt dir nicht zu wild vor.

Herzliche Grüße nach Wien. Die Mail, vor der zu zittern nicht nötig ist, ist fast fertig.
Fritz

Was sagst du dazu?

@MOD: Verschieben ins Dialektbrett?

Werde ich beantragen.

2 Like

Lieber Fritz:smile:
auch dir danke für die schnelle antwort.

Letzteres kennt man aus der Schifffahrt und die Takelung kann
durch Ungeschicklichkeit verwirrt werden und dann kann man
nicht mehr segeln.

wie gut ich das weiss!!!

Vermutlich ist das Wort über die KuK-Gebirgsmarine in den
Wortschatz der Leute eingedrungen. :wink:

unterschätzt du die österreichische marine da nicht ein bisschen?
immerhin hatten wir mit triest einen richtig schönen grossen (gebirgs?)hafen und tegetthoff und die schlacht bei lissa kennt heute noch jedes Ösi-kind…jawollja!!!
Ich grüsse dich - in erwartung:smile:
jenny

Hallo Jenny!

Hier findest du eine Aufstellung über den Bekanntheitsgrad dieses Wortes:
http://psb1.uibk.ac.at/retti/oewb/dat/367.html

Überhaupt ist diese Seite
http://psb1.uibk.ac.at/retti/oewb/
recht interessant, geht es doch ums österreichische Deutsch.Blätter mal im Fragebogen!

Servus!
Helene

1 Like

dank dir:smile: (owT)
.

Griasti liebe Helene,

auch in OÖ verwenden wir dageln = malen.

Du bist heute audagelt = zu stark geschminkt, angemalt.
Der hat de Wand audagelt = er hat eine Wand angemalt.
Du malst kein Bild du tust nur rumdageln = du zeichnest nicht genau, du kleckst nur.
Beim fotografieren, kann ein Bild vawoadageln = ein Bild unscharf sein.
Man kann auch eine Situation vawoadagelt sehen = nicht klar
sondern verschwommen, verdreht.

Vawoadagln, passiert ohne böse Absicht!

Vahoadagln kenne ich auch und zum Unterschied vom Vawoadagln drückt es auch für mich Böswilligkeit aus.

Liebe Grüße aus Linz von
Kerbi

Mein Salzburger Mundartwörterbuch verrät Folgendes:
verwoadageln - unvorteilhaft verändern, verderben, verdrehen;
zu „verwandeln“, Iterativ hiezu; mhd.‚verwandeln‘ - umwenden,
verändern, in das Gegenteil verwandeln; es ist möglich, dass
dahinter auch ‚dageln‘ (klecksen, malen) steckt; das W. wird
ähnlich wie „verhoadageln“ gebraucht, ist aber nicht dasselbe.
verhoadageln - verderben, verdrehen, verspotten, entstellen;
wörtl. „verhohnekeln“ verhöhnen;

Servus, Kerbi:smile:

Du bist heute audagelt = zu stark geschminkt, angemalt.

da komm ich dann aber nochmal auf mein seemannsgarn zurück *g*
denn dafür verwenden wir doch auch das wort *auf’takelt oder ?
jedenfalls ist meine frage nach der etymologie noch immer nicht wirklich beantwortet…aber dafür hab ich viele schöne neue, keineswegs verwordagelte ausdrücke kennengelernt!
liebe grüsse aus wien
jenny

Danke Fritz,

Du bringst Licht ins Dunkel.

Mir scheints nun logisch, daß das Wort von verworren und takeln
kommt.

Oder?

Gruß
Gerald

Hallöchen:smile:
leider hat der liebe Fritz ausnahmsweise eben auch keine völlige klarheit in die sache gebracht…sondern nur mein seemannsgarn weitergesponnen…und die sache lässt mir auch immer noch keine ruhe…*g*
wenn ich das englische *to tackle*, das ja den selben wortstamm hat, wie takeln…hernehme, neige ich wieder mehr zum *verworrtakeln*…lese ich die ausführungen der wissenden österreicher/innen, kommen mir wieder zweifel…
noch immer neugierige grüsse aus wien
jenny

Dåiggn - Dalken
Servus Jenny!

…und die sache lässt mir auch immer noch keine ruhe…*g*

Wie du siehst, mir auch nicht. :wink:

lese ich die ausführungen der wissendenösterreicher/innen, kommen mir wieder zweifel…

Kerbis Überlegungen

auch in OÖ verwenden wir dageln = malen.

Du bist heute audagelt = zu stark geschminkt, angemalt.
Der hat de Wand audagelt = er hat eine Wand angemalt.
Du malst kein Bild du tust nur rumdageln = du zeichnest nicht genau, du kleckst nur.
Beim fotografieren, kann ein Bild vawoadageln = ein Bild unscharf sein.
Man kann auch eine Situation vawoadagelt sehen = nicht klar
sondern verschwommen, verdreht.

scheinen mir näher an der Sache zu sein.
Dazu noch meine ganz persönliche ‚Betrachtung‘, bestätigt durch den (unvermeidlichen!) Grimm:
Wir kennen das Wort „Dåiggn“ für eine undefinierbare, breiige Masse, egal ob es sich um Hühnerfutter (Hennadåiggn)oder den Schlamm, durch den wir als Kinder (und auch heute noch!) gerne wateten und der sich dann so schön zwischen den Zehen durchquetschte, oder einen ‚Dalken‘-Teig handelt.
Nun hab ich im Grimm nachgesehen und u.a. Folgendes gefunden:

„…hier fällt der nebenbegriff des verächtlichen ganz weg, tritt aber in verdalken durch ungeschicklichkeit verderben, in dalk dalk, spottname eines dummen ungeschickten menschen in Baiern und östreich (SCHMELLER 1, 368. CASTELLI 104) hervor, ebenso in talk geschwätz Brem. wörterb. 5, 8.
Ursprünglich scheint dalken so viel als schwerflüssig sein wie eine zähe materie, bildlich heiszt es daher mühsam oder schwerfällig reden, sich ungeschickt benehmen, dann ausführlich und umständlich erklären.“

Mehr noch unter :smile: http://germa83.uni-trier.de/DWB/welcome.htm, Suchbegriff ‚Dalken‘

Ein bissl Neugierde abgebaut?
Hoff i do, waö: De Åntwort is gwiss nit dåiggat, gö? :smile:
A schen Gruaß ausn Pinzga!
Helene

1 Like

Helene:smile:

Wie du siehst, mir auch nicht. :wink:

dafür kriagst ung’schaut a busserl!!!..*lach*

auch in OÖ verwenden wir dageln = malen.

jaja…*dageln* ist ganz sicher auch an *der sache*…davon bin ich überzeugt…aber ist das der anfang vom ende ?

Wir kennen das Wort „Dåiggn“ für eine undefinierbare, breiige
Masse, egal ob es sich um Hühnerfutter (Hennadåiggn)oder den
Schlamm, durch den wir als Kinder (und auch heute noch!)
gerne wateten

natürlich kenne ich beides…das wort und das tun:smile:
und das *dalkerte* gibt es auch im wienerischen…schon nestroy sang:
a dalkerte g’schicht!
und ich verwende dalkert selbst…aber eben anders als verwortageln.
(a dalkerte g’schicht* ist eine blöde geschichte, aber reparabel…
a verwortakelte g’schicht ist unentwirrbar, nicht erklärlich…)
und im *verwortag(k)eln* fehlt mir irgendwie das *L*…würden wir nicht sonst verwordalgen, verwordaiggen, und wie sie alle heissen, unsere schönen verformungen, sagen?

Ich sehe, ich verenn’ mich g’rad in eine intuitive g’schicht, aus der i nimmer aussi kumm…*lach*

http://germa83.uni-trier.de/DWB/welcome.htm

ein superlink, den ich kenne - aber danke:smile:

Ein bissl Neugierde abgebaut?

eher noch angestachelt…aber ich bin ja auch unrettbar…*g*

Hoff i do, waö: De Åntwort is gwiss nit dåiggat, gö? :smile:

naaa…des sicha ned, im gegenteil!!!

lieben gruss aus wien ausse inan pinzga:smile:

jenny

Schönen Abend Jenny,

Du bist heute audagelt = zu stark geschminkt, angemalt.

da komm ich dann aber nochmal auf mein seemannsgarn zurück *g*
denn dafür verwenden wir doch auch das wort *auf’takelt oder ?

(au)andageln, anhirseln, anmalen = zu tief in den Schmink-Tiegel greifen

auftakeln, aufbrezeln, aufdonnern = zu viel Schnikschnak an sich zu tragen

Es ist ein Unterschied in unserer Mundart, auf wird „af“ gesprochen und an „au“.

In Oberösterreich gibt es einige gute Links mit Mundartgedichten oder Erzählungen, aber kein Dialektwörterbuch im Netz.
Dieser Link ist vom Jänner 2004, also erste Anfänge machen wir schön langsam. Da findest du auch ganz unten das vawoadagln und „woa“
heißt für mich „wahr“ und nicht wirr. Unter „D“ das dageln = malen, nur dageln bedeutet nicht schön malen, sondern klecksen.

http://www.oberoesterreich.com/download/dialekt-abc…

Das vawoadageln wird bei uns sehr viel verwendet z.B. wenn ich eine Handschrift nicht lesen kann, sage ich
„so wos vawoadag(e)lds kau i ned lesen“.
Übersetzung: So eine Schmiererei kann ich nicht lesen

woadagelndes von
Kerbi

1 Like

@Kerbi + Abu:smile:dank und ich gebe mich geschlagen
die schöne *provinz* hat den wasserkopf überzeugt!!!

Servus, Kerbi:smile:

vielen dank für den link - hochinteressant, auch wie sich *wiener* ausdrücke verändern…bzw. wie das wienerische andere mundarten *eingemeindet*
Aber du musst zugeben, im urösterreichischen seemanssprache zu entdecken, war ein zu verlockender gedanke…*g*
liebe grüsse aus wien ins schöne oberösterreich, mit dem mich sehr viel privates verbindet:smile:
jenny

Guatn Morgn, Kerbi!

Es ist ein Unterschied in unserer Mundart, auf wird „af“
gesprochen und an „au“.

u und å und o und alle Färbungen dazwischen - die Feinheiten, die die Mundart zu bieten hat, kennt die sog. Hochsprache nicht.
Und nocha werd ma no andiam (= manchmal) bled ugredt und fi dumm ugschaut, wånn ma an Dialekt redt.

Link ist vom Jänner 2004,
http://www.oberoesterreich.com/download/dialekt-abc…

Der gabat a scho wieda a nettla Diskussionsgrundlågn her… :smile:

Seawos!
Helene

Weanrisch wiad Wödschbroch…
…im wöald weid Web

Jenny, diese Seite kennst du doch, oder?

http://www.par.univie.ac.at/local/w6/

Griaß åf Wean!
Helene (u.a. H.C.Artmann-Fan)

Ja, liebe Helene, und guten morgen!
die seite kenne ich, und ich stelle fest, dass meine mundart/dialekt seiten bald die *deutsch* seiten in den favoriten überrunden…*g*
in diesem sinne: österreichisch IS scho a wödsprach’ *lach*
schönes wochende dir:smile:
jenny