Hi,
So klingen Stammtischphilosophen nach ein paar Gläsern Wein…
Selbstverständlich weiß man nicht alles; die von Dir zitierten Aussagen sind ziemlich trivial und naiv. Sie deuten in meinen Augen darauf hin, daß derjenige, den Du zitierst, wenig Ahnung von wissenschaftlichen Prinzipien hat.
Ein guter Wissenschaftler versucht nie, eine Theorie zu beweisen, sondern sie zu widerlegen! Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen und nachdenken, was das bedeutet: Es läuft doch sonst alles auf reine Glaubensfragen hinaus. Wenn ich an Erdstrahlen oder Astrologie glauben will, dann finde ich immer zig „Beweise“, die dafür sprechen, und kein Wissenschaftler wird mich jemals umstimmen können. Die Wissenschaft baut aber darauf, daß etwas universell und unabhängig von persönlichen Meinungen gilt, und daß es Angriffen und Experimenten überall und immer widerstehen kann.
Daher wird die Schwerkraft in der Andromedagalaxie genauso funktionieren wie hier (und das kann man auch so beobachten); sonst kann man ja etwas beliebiges annehmen, z.B. daß dort ein kleiner gelber Gott die Spiralarme bewegt oder sonst irgendwas.
Ein Modell oder eine Theorie ist nur eine Skizze oder Abbildung der Wirklichkeit, um Vorhersagen zu machen. Täglich überprüfen zigtausende Wissenschaftler auf die eine oder andere Art, ob die Wirklichkeit von Voraussagen der Theorien abweicht, an Beschleunigern, Teleskopen, mit Lasern, in Kristallen, etc etc. Wer es zB schafft, wiederholbar eine Abweichung von den Einstein’schen Theorien zu finden, hat doch den Jackpot. Es ist immer dieser laienhafte Glaube, daß Wissenschaftler ihre Theorien „lieben“ und mit Zähnen und Klauen verteidigen. Ein ordentlicher Wissenschaftler versucht das Gegenteil, hält sich dabei aber immer an Regeln wie: Universalität, Folgerichtigkeit, Wiederholbarkeit, etc.
Derweil sind die bestehenden Theorien gute Arbeitshypothesen. Wenn man nicht so arbeitet, dann wäre ja alles beliebig, individuell und nur eine Frage von Glauben und Emotionen.
Es wird keinen „radikalen Wandel“ in unseren Verständis des Universums geben, außer man kippt das wissenschaftliche Prinzip als solches. Damit wären wir dann wieder im Mittelalter. Vielleicht muß man es einfach aushalten, daß man die Dinge nie ganz erklären oder verstehen kann. Der menschliche Verstand kann nur Bilder und Modelle nutzen, die keine Entsprechung im Alltagsverständnis haben. Dann gibt es halt „Dunkle Energie“ als ein Konstrukt, um die Beobachtungen zu erklären. Das Universum ist viel kom -pli -zierter als wir uns vorstellen können (um Terry Pratchet zu zitieren), und wir sind nur Primaten.
Es ist im übrigen nicht Aufgabe der Wissenschaft (sondern von Religion und Philosophie), den dahinterliegenden Sinn zu suchen.
Der Glaube, daß eines Tages eine Lichtgestalt mit „radikal neuen“ Gedanken auftreten wird und alles neu ordnet und ändert, ist daher kindlich.
Gruß
Moriarty
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]