Videospiel als Kunstform?

Hallo!

Ich weiss, das ist ein umstrittenes Thema und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mit dieser Frage im richtigen Brett gelandet bin. Mir geht es um Meinungen ausserhalb der Videospielszene (wie dort das Urteil ausfällt, könnt ihr euch sicherlich denken) und da dachte ich, wieso denn nicht bei Kunstinteressierten anfragen.

Mir geht es auch nicht um irgendwelche x-beliebige, recht stumpfe Ballerspiele, auch wenn ich nicht ausschließe, dass es auch da künstlerisch anspruchsvolle Titel gibt. Ich denke an z.B. Rollenspiele, die durch eine großartige Hintergrundgeschichte bestechen, oder Spiele, die in den Spielern Kreativität und Phantasie wecken oder auch emotional berühren. Als Beispiele möchte ich dabei mal zwei Spiele anführen, die mit minimalen Mitteln sehr viel bewirken.

Minecraft - Das Spiel ist in vielen Bereichen sehr minimalistisch. Was dieses Spiel so besonders macht sind die Möglichkeiten, die sich dem Spieler eröffnen, sich kreativ „auszutoben“. Ein kleines Video als Beispiel, was allein durch das Entfernen und Positionieren von Blöcken in diesem Spiel möglich ist:
https://www.youtube.com/watch?v=CXxSz2fUMG0

Journey - Der Spieler landet in einer Wüste und Piktogramme erklären ihm die Steuerung. Danach ist man allein in der großen Wüste, der einzige Anhaltspunkt ist ein Berg am Horizont. Viel mehr will ich nicht verraten. Es ist sehr stimmig, die Musik (die heute abend gute Chancen hat, einen Grammy zu bekommen) passt sich der Umgebung und dem aktuellen geschehen an. Man trifft auf einen einzigen Mitspieler, dessen Namen man erst im Abspann erfährt, und die einzig mögliche Kommunikation besteht in Tönen, die sich nach der Hintergrundmusik richten. Es ist dabei egal, ob man mit dem Mitspieler zusammenspielt, oder sich nicht um ihn kümmert. Das Spiel ist aber darauf ausgerichtet, dass im Falle der Kooperation eine emotionale Verbindung zwischen den beiden Spielern entsteht, was auch gut funktioniert. Das Spiel ist auch der Grund für diesen Thread. Es ist sehr lange her, dass etwas eine so langanhaltende Gänsehaut und ein solches Gefühl der Überwältigung bei mir ausgelöst hat. Das letzte Mal war es der Einsatz des Chors zur „Ode an die Freude“ während von Beethovens 9. Sinfonie. Hier der Trailer zum Spiel (auch wenn das nichts ist im Vergleich dazu, es selbst zu spielen):
https://www.youtube.com/watch?v=_mF8KkDiIdk

Ich hoffe auf eine gute und fruchtbare Diskussion.

MfG,
TheSedated

Computerspiele sind erstmal nur ein weiteres Medium wie alle anderen.
Es gibt Computerkunst die interaktiv ist. Computerspiele sind in der Regel interaktiv aber nicht zwingend Kunst. Es ist die philosophische Frage nach dem was Kunst ist. Heidergger meint, dass Kunst nur dann Kunst sein kann, wenn ein Künstler diese Kunst macht. Aber ein Künstler definiert sich aus dem was er an Kunst geschaffen hat. Es ist so ein bischen wie mit dem Ei und der Henne. Was war zuerst da? Kann Jemand, der kein Künstler ist, Kunst machen? Und wenn Jemand erst dann Künstler ist, nachdem er Kunst geschaffen hat, wie kann dann Jemand den Anspruch haben Kunst zu schaffen, ein Künstler zu sein, ohne vorher Kunst geschaffen zu haben?

Computerspiele sind in jedem Fall Kultur. Es gibt zwar Leute die Computerspiele als primitive Unterhaltung und Zeitverschwendung erachten, aber das hat man vor einigen Jahrzehnten auch von Filmen behauptet. Und heute gelten Filme im Allgemeinen als Kulturgüter und teilweise auch als Kunst.

Es stellt sich also erstmal die Frage, was Kunst überhaupt ist, und ob der Programmierer, bzw der Spieledesigner die Absicht hat Kunst zu schaffen.

Minecraft für sich alleine ist wohl noch keine Kunst. Und die Möglichkeit in diesem Spiel kreativ tätig zu werden, macht es auch noch nicht zu Kunst. Auch die kreativen Werke der Spiele sind auch nicht automatisch Kunst nur weil sie kreativ sind. Es muss immer einen Künstler geben der den Anspruch hat Kunst zu schaffen.

Hallo,

wie schon gesagt, ist der Kunstbegriff schwer zu erfassen. In der Rechtsprechung wird folgende Definition gebraucht:

„Kunst ist jede freie schöpferische Gestaltung, in der Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse des Künstlers durch das Medium einer bestimmten Formsprache zur unmittelbaren Anschauung gebracht werden, wobei eine eigenschöpferische Leistung notwendig ist.“

In diesem Sinne würde ich Minecraft nicht unter Kunst fassen, zumal der minimalistische Stil nicht als künstlerischer Ausdruck der Entwickler intendiert war, sondern einfach nur die Folge mangelnder Zeit/Können eine ansprechend grafische Umgebung zu kreieren.

Bei Jounrey würde ich das anders sehen. Hier scheinen die Entwickler gerade zu wollen, dass das Bild stimmig wirkt und eine gewisse Emotion hervorruft.

Mfg

Hallo,

wie schon gesagt, ist der Kunstbegriff schwer zu erfassen. In
der Rechtsprechung wird folgende Definition gebraucht:

„Kunst ist jede freie schöpferische Gestaltung, in der
Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse des Künstlers durch das
Medium einer bestimmten Formsprache zur unmittelbaren
Anschauung gebracht werden, wobei eine eigenschöpferische
Leistung notwendig ist.“

Da wird Kunst definiert als etwas das von Künstler gemacht wird. Aber dann muss man eben auch „Künstler“ definieren. Wie bereits gesagt, ist nicht alles Kunst nur weil sich Jemand Künstler nennt und umgekehrt auch nicht.

In diesem Sinne würde ich Minecraft nicht unter Kunst fassen,
zumal der minimalistische Stil nicht als künstlerischer
Ausdruck der Entwickler intendiert war, sondern einfach nur
die Folge mangelnder Zeit/Können eine ansprechend grafische
Umgebung zu kreieren.

Der grafische Stil von Minecraft, ergibt sich aus dem Spielprinzip und sicherlich auch aus der Tatsache heraus, dass das nahezu ein Einmannprojekt ist.
Dass die Figuren die da rumlaufen, so minimalistisch aus Klötzchen bestehen, ist eine konsequente Fortsetzung der Klötzchenoptik die die ganze Spielwelt bestimmt.
Ich hab mal gelesen, dass der Programmierer anfangs mit einem Grafiker zusammenarbeitet, sich aber von diesem wieder trennte, weil er die Spielfiguren als relativ komplexe Animeegestalten bauen wollte. Das passte aber dem Designer nicht, weil er eben Klötzchenviehcher haben wollte.
In einer Umfrage forderte der Programmierer auch mal die Spieler dazu auf über die Form der Sonne und des Mondes abzustimmen. Das Ergebnis viel sehr knapp aus, aber die Mehrheit wollte quadratische Formen und keine runden.

Bei Jounrey würde ich das anders sehen. Hier scheinen die
Entwickler gerade zu wollen, dass das Bild stimmig wirkt und
eine gewisse Emotion hervorruft.

Journey kenne ich nur aus Videos. Mir ist nicht ganz klar was für Emotionen da hervorgerufen werden sollten.
Und Minecraft ist in seinem Erscheinen sicher nicht weniger stimmig, wenn auch weniger ansehlich und aufwendig.
Handwerkliche Fähigkeiten führen auch nicht automatisch zu Kunst. Es gibt viele Beispiele für große Kunstwerke die sicherlich keine guten
Beispiele für Handwerk sind.
Ausserdem halte ich das Spielprinzip von Journey, soweit ich das beurteilen kann, für ziemlich primitiv. Man wandert herum um Dinge zu finden mit denen man bessere Fähigkeiten erhält um damit weitere Dinge finden zu können.