Viele prekaer Beschaeftigte leisten sich eine Putzhilfe

denkt zumindest dieser FAZ-Autor:

Er schreibt: „Klagen über die eigene prekäre Beschäftigung, aber zu Hause schwarz
putzen lassen? In vielen Haushalten ist das offenbar Realität. Das
Institut der deutschen Wirtschaft klagt über Doppelmoral.“

Also, da geht jemand fuer den Minimumlohn arbeiten und weil er so viel Geld verdient leistet er sich zuhause eine Putzhilfe. In welcher Welt lebt wohl der Autor?

Dass das Institut der deutschen Wirtschaft lieber den Fokus auf Privatleute lenkt anstatt darauf hinzuweisen dass der Loewenanteil der Schwarzarbeit bei Betrieben stattfindet ist schon ziemlich dreist - dass die FAZ sich fuer sowas hergibt hat mit Journalismus nicht mehr viel zu tun.

Ist die FAZ noch eine Qualitaetszeitung?

Gruss
Desperado

Hi,
also ich lese das anders. Anscheinend hat der Autor nach einer möglichst reisserischen Schlagzeile gesucht. Im Artikel schreibt er jedenfalls: "Die Bürger kritisieren Politiker, zu wenig zu tun oder die Unternehmen, prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen, aber finden es im eigenen Haushalt völlig selbstverständlich, der Haushaltshilfe keinen bezahlten Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu gewähren.“
Also meint er ja offensichtlich nicht Mitbürger, die selbst in prekären Beschäftigungsverhältnissen stehen.
Ob das zur Seriosität des Blattes beiträgt…
Gruß Nita

Hallo,

ich pflichte nita bei.

Hier die Studie https://www.iwkoeln.de/_storage/asset/324735/storage/master/file/12422961/download/IW_Report_9_2017_Schwarzarbeit.pdf in der Du weder das Wort „Doppelmoral“ noch „prekär“ finden wirst.

Gruß
vdmaster

Wenn der Autor schreibt: „Klagen über die eigene prekäre Beschäftigung, aber zu Hause schwarz
putzen lassen? In vielen Haushalten ist das offenbar Realität.“

Dann ist er offenbar der Ansicht dass prekär Beschäftigte Putzhilfen (schwarz) beschäftigen. Dass die Realität ganz anders ist und die Überschrift im Artikel abgeschwächt wird ist das Merkmal von Medien wie Bild. Dass sich die FAZ zu so etwas hinreißen läßt zeigt wohl dass sie die Intellektuellen als Zielgruppe vergraueln will und stattdessen auf Masse setzt.

Noch verwerflicher finde ich dass damit prekär Beschäftigte diskreditiert werden denn wer sich eine Putzhilfe leisten kann kann ja gar nicht so arm sein… Einige werden so etwas bestimmt glauben.

Dass der Autor „die Bürger“ als homogenes Kollektiv beschreibt spricht auch Bände…

Hat die FAZ nur noch prekär beschäftigte Praktikanten die davor bei Bild gearbeitet haben? Wieso gibt es keinen Chefredakteur der sich die Artikel vor der Veröffentlichung durchliest?

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Ich konkretisiere: Der, die, das FAZ-Autor hat Dummfug geschrieben und in wahrheitsverzerrender, reißerischer Aufmachung dem Artikel einen Drive gegeben, der mit den Aussagen des Autors der Studie nicht übereinstimmt.

Leider ein Unart, die vielleicht das Ziel verfolgt, besondere Aufmerksamkeit beim Leser hervorzurufen. Aber aus Untersuchungen von Medienkonsumenten weiss man, dass sehr viele nur Überschriften oder die paar Zeilen Zusammenfassung lesen. Die, die nun nicht den Artikel selbst lesen, werden somit automatisch falsch informiert.

Für mich sind das bereits Fake News, da ein Fake bereits bei einer Verfälschung vorliegt https://de.wikipedia.org/wiki/Fake. Allerdings ist die Abgrenzung zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit - wie im richtigen Leben - mitunter fliessend.

Wichtig ist natürlich, dass bspw. Trump, MLP oder die AfD immer vorsätzlich faken, während „die Guten“ allerallerhöchstens nur etwas schluddrig waren. Wahrscheinlich wg. der Traumatisierung durch Fakes der Vorgenannten und dem tgl. drohenden Untergang Europas, des Friedens und der Welt insgesamt. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Allerdings kann es auch einen gut bezahlten Ing. geben, der wg. der Befristung seines Arbeitsplatzes prekär beschäftigt ist, nicht wg. der Höhe seines Arbeitsengelts. In der Zahl überwiegen dürften zweifelsfrei die mit prekärer Situation aufgrund geringen Entgelts liegen. Ich zweifel massiv daran, dass so jemand sich zweimal die Woche eine Putzfrau kommen lässt.

Gruß
vdmaster

Naja, so außergewöhnlich ist das ja nun nicht, dass „prekär Beschäftigte“ (das Segment geht ja schon auch über den Mindestlohn hinaus bis hinein in die untere Mittelschicht) Schwarzarbeit vergeben: Putzen lassen, Auto reparieren lassen, was am Häuschen machen lassen, Kinderbetreuung usw.

Gerade wer wenig verdient, ist auf Schwarzarbeit angewiesen.
Wer viel verdient, der braucht kein „Doppelmoral“, der kann sichs „einfach“ machen.

Natürlich ist sie das.
Aber sie hat eine politische Ausrichtung, mit der man gern mal dumm herummoralisiert anstatt soziale Sachverhalte analytisch zu betrachten.
Eine gewisse „soziologische Blindheit“ ist definitiv die Schwäche der FAZ.

Gruß
F.

5 Sternchen für diesen Satz.

Dahinter steht häufig die Notwendigkeit, sich mit Dingen wie Familie, Kinder, Pflege, Mehrfachbeschäftigung im Niedriglohnsektor, Aufstockung minimalster Rente usw. auseinander setzen zu müssen. Da ist es rechnerisch tatsächlich günstiger, für billiges Geld die „Drecksarbeit“ andere machen zu lassen, um wenigstens ein wenig Lebensqualität für sich selbst (und Familie etc.) zu erhaschen und grundlegende Bedürfnisse zu befriedigen.

Es herrscht übrigens verbreitet nicht nur die Vorstellung, dass arme Menschen schmuddelig, nachlässig und messieartig sind, sondern gar die Erwartung, dass sie so sein müssen, damit die persönliche Abgrenzung und Überlegenheit erfolgreich ist.

Franz

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Was aber hauptsächlich daran liegt, dass du offenbar eine ziemlich eigenwillig Definition hast.
Jemand, der sich ständig über den inflationären Einsatz der Nazikeule beschwert, sollte hier vielleicht etwas mehr Zurückhaltung an den Tag legen :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Aus Deinem Link

werden in der Regel absichtlich lancierte bzw. veröffentlichte Aussagen bzw. Falschmeldungen bezeichnet

und im FAZ-Artikel ist die verfälschte Darstellung (Falschmeldung) durchaus verwirklicht. Über Vorsatz und Fahrlässigkeit hatte ich mich hinreichend geäußert.

Sollte man sich etwa nicht über den Einsatz solcher Keulen beschweren?

Wieso? Weil in der Studie weder „Doppelmoral“ noch „prekär“ vorkommt? Dir ist doch sicher nicht entgangen, dass der Autor der Studie im Artikel mit genau diesen Wörtern zitiert wird, oder? Hier wird genau gar nichts verfälscht und hier von Fakenews zu sprechen, ist völlig an den Haaren herbeigezogen.

Fakenews wäre beispielsweise irgendwelche erfunden Zahlen über die Russlandsanktionen zu lancieren, um sich innenpolitisch zu profilieren. :smirk:

Du meinst den einen Satz, in dem du deine bescheidene Meinung zu Vorsatz und Fahrlässigkeit kund tust?

Kann man gerne machen. Nur wenn man dann selber bei jeder Gelegenheit die eigene Keule schwingt, nennt man das „Doppelmoral“. Wer Wasser predigt und Wein trinkt ist halt nicht wirklich glaubwürdig.

„Die Bürger kritisieren Politiker, zu wenig zu tun oder die Unternehmen,
prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen, aber finden es im
eigenen Haushalt völlig selbstverständlich, der Haushaltshilfe keinen
bezahlten Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu gewähren.“

ist etwas grundlegend anderes als

Klagen über die eigene prekäre Beschäftigung, aber zu Hause schwarz putzen lassen?

Diese Zusammenfassung ist schlicht falsch oder vermittelt eben den falschen Eindruck, den bspw. Desperado gewann.

Welche Zusammenfassung? Der Reporter hat hier eine Frage gestellt, auf die er in weiterer Folge im Artikel eingeht und unter anderem den Autor der Studie zu Wort kommen lässt.

Und vielleicht hätte Desperado den Artikel einfach mal lesen sollen, nur mal so als Anregung :smirk:

So, so.

Klagen über die eigene prekäre Beschäftigung, aber zu Hause schwarz putzen lassen? In vielen Haushalten ist das offenbar Realität.

Ein Satz wird nicht allein durch ein verschämt gesetzes Fragezeichen zur ernst gemeinten Frage, wenn man die Antwort offenbar gleich als Feststellung mitliefert.

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, auch wenn Du noch hundertmal daran herumprokelst.

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