Viele Probleme = einige Probleme?

  Hallo,

nachdem meine Freundin und ich schon lange über unsere gemeinsamen Bekannten /zweitweise waren es dieselben Arbeitskollegen) sprechen- oder auch den Problemen, die man bei anderen miterlebt-- kommen wir sehr oft auf einen immer wiederkehrenden Nenner.
Nämlich, daß der Mensch vor allem eines - geliebt und angenommen werden will.

Letztlich egal, wie sich Probleme oder Verhalten zeigt-- sehr oft lässt sich (wenn genug Wissen über Mensch und Umstände besteht) alles wieder genau auf diesen Satz reduzieren.

Damit habe ich nun für die gesamte Therapeuten/Psycholgiearbeit am Menschen folgende Frage:
Ist es letztlich nicht so, daß man einen großen- vielleicht größten?- Prozentsatz auf ganz wenige Grundproblemsätze reduzieren kann?
WIe der Satz oben „der Mensch will geliebt und angenommen werden“?

Bei psychiatrischen Krankheiten ist das sicherlich nicht anwendbar- aber wenn wir von den vielen Problemen ausgehen, die der Mensch in seinem Leben hat- wieviel total reduzierte Fragestellungen gibt es dann tatsächlich?
Viele- oder tatsächlich nur eine Handvoll??

kitty

max. 2
Hallo,

nachdem meine Freundin und ich schon lange über unsere

gemeinsamen Bekannten /zweitweise waren es dieselben
Arbeitskollegen) sprechen- oder auch den Problemen, die man
bei anderen miterlebt–

bei und nennt man das tratschen :wink:

Nämlich, daß der Mensch vor allem eines - geliebt und angenommen werden will.

Kein wunder, wir sind soziale Wesen.

Wieviel total reduzierte Fragestellungen gibt es dann tatsächlich?
Viele- oder tatsächlich nur eine Handvoll??

  1. sexueller Frust
  2. sozialer Frust,
    wobei ich nicht sicher bin, dass sich 1. nicht auch auf 2. zurückführen läßt :wink:
    Gruß Uwi

Das ist der Ur-Grundsatz, wenn Du so willst

  Hallo,

Mahlzeit Kitty,
nur mal so als Information nebenbei:

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nachdem meine Freundin und ich schon lange über unsere
gemeinsamen Bekannten /zweitweise waren es dieselben
Arbeitskollegen) sprechen- oder auch den Problemen, die man
bei anderen miterlebt-- kommen wir sehr oft auf einen immer
wiederkehrenden Nenner.
Nämlich, daß der Mensch vor allem eines - geliebt und
angenommen werden will.

Ja, das stimmt. Das ist der Ur-Grundsatz, wenn Du so willst.
Schließlich sind wir als Säuger nun einmal ur-soziale Wesen.
Kleinkinder können sogar sterben, wenn sie keine Liebe er-
fahren (obwohl sonst alles vorhanden ist, wie Nahrung und
Kleidung, Bettdecke, Sauberkeit, usw.).

Ein besonders abschreckendes Experiment berichtet eine Chronik aus dem Jahr 1285 über Kaiser Friedrich II. (1194-1250). Er wollte herausfinden, welche Sprache Kinder sprechen, wenn ihnen niemand etwa vorspricht, von dem sie lernen können. Friedrichs Vermutung ging in Richtung des Hebräischen als ältester Sprache. Aber auch Griechisch, Latein oder Arabisch hätten möglich sein können. Um das herauszufinden ließ der Kaiser Neugeborene in einen Turm bringen. Dort durften die Ammen und Pflegerinnen ihnen Milch geben, sie stillen, baden und trockenlegen, aber auf keinen Fall sie liebkosen oder mit ihnen sprechen. Das Ergebnis war niederschmetternd. Keines des Kinder überlebte. Ohne Zuwendung oder zärtliche Berührung waren sie nicht überlebensfähig.

Ich bin mir nicht sicher, ob das Experiment in der Nazi-Zeit wiederholt wurde.
Glaube ich aber schon (in Konzentrationslagern), mit dem gleichen Ausgang.
Siehe auch:

  • Hospitalismus

  • Kaspar Hauser Syndrom

  • sensorische Deprivation

  • Wolfskinder (die immerhin von den Wölfen so viel soziale und emotionale Zu-
    wendung erhielten, dass sie überlebten und aufwuchsen. Jedoch später trotz
    intensivster Bemühungen im Erwachsenenalter nicht mehr richtig/vollständig in
    das Leben bei den Menschen integrierbar waren. Betrifft auch Sprache, Denk-
    en, Verhalten und viele andere Fähigkeiten und Eigenschaften).

Bei psychiatrischen Krankheiten ist das sicherlich nicht
anwendbar- aber wenn wir von den vielen Problemen ausgehen,

Wieso nicht auch bei psychiatrischen Erkrankungen? Selbst-
verständlich steckt das auch hier am Ende (alles aufgedröselt)
immer dahinter. All you need is love! Und die Zeit heilt alle Wun-
den, aber nur, wenn man irgendwann später einmal Liebe und
ein bisschen Wohlergehen erfährt. So wird vor allem sozialer u.
emotionaler Stress/Probleme/Verletzung als Auslöser f. etliche
psychische Störungen diskutiert, die vielleicht als Veranlagung
schon in einigen von uns liegen. Die aber ohne weiteres Zutun
nicht zum Ausbruch gekommen wären.

die der Mensch in seinem Leben hat- wieviel total reduzierte
Fragestellungen gibt es dann tatsächlich?
Viele- oder tatsächlich nur eine Handvoll??

Eher eine handvoll Fragestellungen. Dabei geht es vordergründig
alleine um das rundum Versorgtsein, also um die Bedürfnisbefriedi-
gung des Menschen. Kennst Du die Bedürfnispyramide v. Maslow?

Siehe auch:

http://www.niklasbringtdieweltinordnung.wordpress.co…

http://www.niklasbringtdieweltinordnung.files.wordpr…

kitty

Grüße,
Yedi386

Hallo kitty,

ich schreibe das Folgende als Laie, der sich aber Gedanken macht.

kommen wir sehr oft auf einen immer
wiederkehrenden Nenner.
Nämlich, daß der Mensch vor allem eines - geliebt und
angenommen werden will.

Darauf läuft es hinaus, von einer Seite betrachtet. Der Mensch ist halt ein soziales Wesen, der sich nur in mit Gesellschaft wohlfühlt. Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude.

Eine Stufe weiter, wenn du dich selbst liebst und annimmst, ist das Lieben und Annehmen mindestens genauso wichtig wie das Geliebt- und Angenommenwerden.

Letztlich egal, wie sich Probleme oder Verhalten zeigt-- sehr
oft lässt sich (wenn genug Wissen über Mensch und Umstände
besteht) alles wieder genau auf diesen Satz reduzieren.

Auch das lässt sich von der passiven und der aktiven Seite betrachten. Man leidet, wenn man nicht das bekommt, was man braucht, oder man leidet, wenn man nicht das tut, was man will.

Auf die letztere Variante desselben Dilemmas würde ich den Hauptaugenmerk legen, denn sein eigenes Verhalten kann man ändern, das der anderen höchstens in nichtvorhersehbarer Weise beeinflussen.

Damit habe ich nun für die gesamte
Therapeuten/Psycholgiearbeit am Menschen folgende Frage:
Ist es letztlich nicht so, daß man einen großen- vielleicht
größten?- Prozentsatz auf ganz wenige Grundproblemsätze
reduzieren kann?

Ich würde sagen ja. Sich selbst zu erkennen, seine Intentionen, Bedürfnisse, Gefühle, Stärken und Besonderheiten, die Vergangenheit, die Umwege, die man zu gehen pflegt, das zu erkennen ist doch wohl die Aufgabe jeder Therapie.

Und ich würde noch draufsetzen, die Stärken zu erkennen ist allemal besser als Mängel zu flicken.

Bei psychiatrischen Krankheiten ist das sicherlich nicht
anwendbar …

Es ist schon auffällig, wie sehr man in den letzten Jahrzehnten vom „alles ist anerzogen“ zum „alles ist angeboren“ übergegangen ist. Aber eine fundierte Aussage kann ich dazu nicht abgeben.

aber wenn wir von den vielen Problemen ausgehen,
die der Mensch in seinem Leben hat- wieviel total reduzierte
Fragestellungen gibt es dann tatsächlich?
Viele- oder tatsächlich nur eine Handvoll??

Nun ja, es gibt von den echten Geistenskrankheiten abgesehen schon einige Möglichkeiten, ein unbefriedigendes Leben zu kompensieren, Depressionen, Aggressionen, Ängste, Zwänge Süchte und evtll. andere.

Daneben gibt es von mir in jetzter Zeit, aber natürlich schon vorher von anderen, sogenannte Säulen des Lebens, sprich Familie, Partnerschaft, Freunde, Arbeit, Hobbies, Selbstzufriedenheit, öffentliches Engagement, Bekannte und Nachbarn etc. Mag sein, dass auch Erfolg, Geld, Macht u.ä. eine Rolle spielen, da fehlt mir die Erfahrung.

Die Frage, mit der man sich in Therapie begibt, ist die vordergründig drängenste, und manchmal auch die zuerst anzugehende. Aber wenn eine Frau erzählt, sie sei zu schlapp, um sich für ihren Mann hübsch zu machen, sodass er sie dauernd schlägt, ist ein Überwinden der Faulheit nicht primäres Ziel der Therapie. Zugegeben ein an den Haaren herbeigezogenes Beispiel. Es muss zuerst die Säule gestützt werden, die eingeknickt ist, das gibt Kraft, die anderen aus- bzw. aufzubauen.

Soviel laienhaftes, Zoelomat