Vierjähriger will nicht mehr in den Kindergarten

Hallo.

Da ging ein normal entwickelter Vierjähriger bisher gern in den Kindergarten, auf seinen Wunsch hin wurde sogar vereinbart, daß er an einem Tag „Mittagskind“ ist, also ganztägig drin bleibt, weil einer seiner Freunde auch Mittagskind ist.
Das hat gut geklappt, und als es ans Abholen ging, wollte er gar nicht mit heim.
Seit ca. zwei Wochen vor Weihnachten ein komplett anderes Bild: Er will kein Mittagskind mehr sein, und überhaupt mag er nicht mehr in seine Gruppe.
Auch eine Woche Weihnachtsferien hat daran nichts geändert.
Das Morgenritual Aufstehen - Frühstück - Anziehen besteht zu einem guten Teil aus Verweigerungshaltung mit „künstlicher“ (?) Weinerlichkeit,
Im Kindergarten angekommen, steigt er nur widerwillig aus dem Auto, will dann lieber mit in die Krippe zu seiner kleinen Schwester (auf die Idee ist er in den Monaten davor überhaupt nicht gekommen), wird mit Mühe und unter Tränen in seine Gruppe gebracht und weint neuerdings beim Abschiedswinken.

Das Kind selbst hat am Anfang erzählt, jemand hätte ihn gehauen/geärgert. Mittlerweile fällt ihm jeden Tag ein neuer Grund ein, warum er nicht mehr gehen will.

Die Kindergärtnerinnen meinen, das wäre so eine Phase, in der man keinesfalls nachgeben dürfe. Es gäbe natürlich Streitereien unter den Kindern, aber was besonderes wäre nicht vorgefallen, er würde sich ganz normal verhalten und alles schön mitmachen, allerdings würde er seit einigen Wochen auch verstärkt gefordert mit diversen Aufgaben in der „Lernwerkstatt“. Möglicherweise hätte er damit etwas Probleme.

Die Eltern möchten den Kleinen natürlich ernst nehmen, ihn verstehen und ihm helfen. Aber mit Erwachsenenlogik ist das wohl schwierig, wobei ich auch als Erwachsener nachvollziehen kann, wie es ist, „gefordert“ zu werden.
Haben die Kindergärtnerinnen recht: Zähne zusammenbeißen und durch? Irgendwann wird er sich schon an die Umstände gewöhnen?
Oder sollte man der Sache intensiver nachgehen? Und wie?

Gruß,

Kannitverstan

Halte dich an die Kindergärtnerinnen.

Sowas kommt vor und das ändert sich auch wieder. Die Kernaussage „das ist nur eine Phase“ trifft absolut zu. Nimm das nicht zu ernst - solange er da nicht den ganzen Tag weinend in der Ecke sitzt oder anderes abnormes Verhalten zeigt, kann man das als kindliche Laune abtun.

Weitere Ursachenforschung ist natürlich gut, muss aber nicht zwingend zu Ergebnissen führen. Denn in der Tat gibt es solche Phasen bei ganz vielen Kindern. Das hat viel mit der Erprobung von Selbstbestimmung/Macht und dem Antesten der hierzu von den Eltern gesetzten Grenzen zu tun, und muss nicht unbedingt einen konkreten Zusammenhang mit Negativerfahrungen/echten, ernst gemeinten Wünschen haben.

Ich erlebe den Tanz mit unserer an sich extrem Kindergarten/Hort begeisterten Tochter auch immer mal wieder. Mal nur an einem einzelnen Tag, mal auch mittelfristig. Und geht man dann auf die Rückzugsposition ein, sie zumindest früher abzuholen, muss man sich regelmäßig anhören, dass sie jetzt unmöglich schon nach Hause gehen könne (egal ob man dann tatsächlich früher oder doch zur normalen Zeit zum Abholen gekommen ist).

Hallo

Gibt es die Möglichkeit, sich sowas zu verbitten? Wenn ja, dann würde ich es dringend tun. Man muss doch nicht den Kindern schon im Kindergarten die Freude am Lernen vermiesen. Wenn das in der Schule geschieht, ist das noch früh genug.

Meinem Sohn haben sie mit sowas im Kindergarten den Spaß am Basteln und Gestalten genommen, und in der Schule auch noch am Malen.

Vielleicht ist das tatsächlich der Grund, weswegen er nicht mehr gehen will.
Ich finde das so kontraproduktiv. Kinder wollen schon von ganz alleine lernen und gut sein in dem, was sie machen. Mit Leistungsdruck von außen verdirbt man das leider und erzieht sie unter Umständen zu Leistungsverweigerern.

Viele Grüße

Geht das auch weniger aggressiv? Natürlich kann diese Lernwerkstatt mit der aktuellen Problematik zu tun haben, muss es aber nicht. Und selbst wenn, dann kann man dies sicherlich anders angehen, als sich diese gleich „zu verbitten“. Viele Kinder brauchen Anleitung und auch Anforderung, und so eine Lernwerkstatt kann für diese Kinder eine tolle Idee sein. Und Anforderung muss überhaupt nichts mit Überforderung zu tun haben. Du verteufelst hier etwas, das Du doch mangels persönlicher Erfahrung überhaupt nicht einschätzen kannst. Hier ist doch bislang nur ein Begriff gefallen, aber nichts zu Inhalten und Umfang in der konkreten Kindergartengruppe mitgeteilt. Warum springst Du dann darauf gleich so affektartig an?

Ich habe selbst die Erfahrung einer Kindergarten-„Pädagogik“ des bloßen „spielen lassen“, beobachten und „auf Ansprache unterstützen“ machen müssen. Unser Sohn ist damit nie glücklich geworden. Als das Team wechselte, und es plötzlich um „fordern und fördern“ ging, blühte er auf, entwickelte Begeisterung für den Kindergarten, …

Auch halte ich gar nichts von diesem „in der Schule ist das früh genug“-Argument. Es geht hier doch nicht um ein binäres ja/nein, sondern um eine fortlaufende Entwicklung. Und insoweit halte ich es für extrem wichtig, Kindergartenkinder entlang dieser Entwicklung zu begleiten und so langsam auf den Schulalltag vorzubereiten, der heutzutage ja glücklicherweise in den ersten Klassen auch ganz anders aussieht, als noch zu meiner eigenen Schulzeit. Insoweit ist dieser Schritt ja ohnehin schon kein gar so großer mehr.

Sorge bereitet mir ehrlich gesagt in diesem Zusammenhang eher die Tatsache, dass das Absehen vom Leistungsprinzip sich immer mehr ausdehnt, und inzwischen schon fast über die ganze Grundschulzeit erstreckt. Das macht dann den Schritt auf die weiterführenden Schulen nur um so schwerer. Das kann dann wirklich traumatisierend sein.

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Hallo

Weil ich Vorurteile gegen Kindergärten habe.
Außerdem haben sie doch selber gesagt, dass er mit diesem Lernprogramm Probleme haben könnte.

Ich bin übrigens nicht gegen ein Leistungsprinzip. Nur bestanden die Leistungen, die nach meiner Beobachtung im Kindergarten gefordert wurden, hauptsächlich darin, irgendwas von den Erzieherinnen Vorgefertigtes genau nach Bedienungsanleitung zu Ende zu bringen, entsprach also in etwa der Arbeit am Fließband.

Viele Grüße

Ach, und das hast Du in einer zumindest ansatzweise repräsentativen Auswahl an Kindergärten im ganzen Land festgestellt???

In meinem Umfeld habe ich ja schon viel über kleinere und größere Probleme in der ein oder anderen Kindergartengruppe oder auch mal insgesamt in einem Kindergarten gehört (ich habe auch mal eine komplette Belegschaft gegenüber dem Träger anwaltlich vertreten), aber der Vorwurf von „Fließbandarbeit“ ist mir noch nie über den Weg gelaufen.

Es mag aber natürlich auch ganz spezielle Eltern geben, die jegliche Vorgabe und jeglichen Wunsch der Erzieher nach Einordnung der Kinder in eine Gruppe und der Akzeptanz von für alle geltenden Vorgaben als unzulässigen Eingriff in die Grundrechte ihrer Kinder verstehen. Hubschrauber ick hör Dir schweben.

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Moin!

Nun, wie üblich wird es schnell ideologisch hier.

Meine Erfahrungen (Kinder 4 und 6, beide im KiGa seit sie jeweils kanpp 3 J. waren):
in der Tat gibt es solche Phasen.
Manchmal ändern sich die Cliquen und einer steht ein paar Tage außen vor.
Möglicherweise gibt es zu Hause Stress und die Wichte nehmen diesen mit „in die Arbeit“, was wir Erwachsenen ja nun auch alle kennen dürften.
Das alles ist kein Beinbruch und geht meist vorbei.

Dennoch gilt es, wenigstens 2 mal die Woche (so versuche ich es in der Realität einzuhalten) etwas detaillierter mit den Kindern zu sprechen. Ich nehme sie mir einzeln „vor“ und gehe z.B. mit dem Kind spazieren oder wir reparieren irgendwas gemeinsam im Keller.
Dabei frage ich wie die Woche war, was so los ist und lasse die Kinder dann einfach erzählen.
So kommt, zumindest in diesem Alter noch, das meiste ans Tageslicht was sie so bewegt.

Wenn das Kind dann erzählen sollte, dass es dauernd verprügelt würde oder es ständig Ärger mit einer bestimmten Erzieherin gebe, wäre dies der Anlaß, das näher zu hinterfragen und mit den Beteiligten zu sprechen.

Man sollte hier nicht over-protective sein. Streitereien zwischen den Kindern regeln sich meist schnell.
Manche Sachen erfordern allerdings auch klare Handlungen von Eltern.
Gängeleien von „schwierigen Jungs“ in den Grundschulen sind nach wie vor üblich und hier muss den Lehrerinnen (es sind nie Lehrer) ein Pflock eingeschlagen werden. Bei meinem Neffen erfolgt dies nun mittels Schulamt. ich weiß, dass wir alle in der Familie nicht überspannt reagiert haben, aber viele denken dies. Da muss man dann halt auch durch, es geht um die eigenen Kinder. Wenn ein Kind schon in der Grundschule jeden Tag Horror vor dem Alltag hat, stimmt etwas nicht, auch bei der Schule. Das ist einfach klar.

Es gibt nicht wenige Kinder, die vielleicht etwas langsamer oder zurückhaltender sind und möglicherweise auch nicht viel zu Hause erzählen.
Hier droht dann die Gefahr, dass das Kindergartenkind schon das meiste mit sich selbst ausmacht und das Leiden lernt. Das muss nicht sein. Kinder benötigen ein gesundes Selbstvertrauen. Dieses muss von allen Beteiligten aufgebaut werden.

Wohl gemerkt, ich bin ein gebranntes Kind, was Kindergärtnerinnen und Grundschullehrerinnen betrifft.
Dennoch versuche ich heute als Vater, objektiv zu sein. Bislang klappte das.
Wir haben aber auch ein extrem stabiles Familiensystem und meine Frau und ich sind sicherlich nicht unbedingt dumm und lebensfremd. Den kindern sieht man an, aus welchem Stall sie kommen. Sie sind freundlich, lebhaft und einigermassen bescheiden. Dies gilt aber auch für die Kinder einer Freundin, die allein ist und es sehr schwer hat. Sie macht die emotionale Seite richtig klasse. Wenn es Stress gibt, sind ihre Kids bei Freunden. Geht auch. Nur muss das System stimmen. Fragen Sie sich selbst, ob man in Ihrem Umfeld unter lauter abgeschotteten Egos bzw. Egofamilien lebt, oder ob man wirklich miteinander lebt. Ist Ersteres der Fall, ziehen Sie aufs Land.

Wo es Probleme finanzieller oder beziehungstechnischer Art gibt, darf man die Kinder nicht vergessen. Sie leiden immer mehr, denn sie können es nicht einschätzen, ob sie wegen Papas Jobverlust nun morgen verhungern oder nur den Urlaub verschieben müssen.
Deshalb muss man als Elternteil auch genau darauf achten, was man selbst sagt und wie.

Zurück zur obigen Frage: rede mit Deinem Kind. Nicht drängelnd dabei. irgendwann kommt dann schon raus was los ist.

M.

Hallo.

Natürlich wurde das Kind schon am Anfang dieser „Phase“ in einer ruhigen Minute gefragt, was denn los sei.
Und wie’s im Kindergarten gelaufen ist, wollen Mama und Papa sowieso jeden Tag wissen, wobei hier recht wenig erzählt wird.
Damals hatte ihn wohl jemand geärgert, zwischenzeitlich war der ganze Kindergarten „blöd“ und er wollte lieber in die Schule, zuletzt hatte er Angst, daß ihn die Mama nicht mehr abholt.
Mittlerweile scheint sich das Ganze aber wieder zu legen. Die zeitweise fast panische Verweigerungshaltung ist kaum noch spürbar, und er erzählt auch wieder positiv von seinem früheren „Kontrahenten“.
Werde das Ganze trotzdem aufmerksam verfolgen und hoffe, daß er bald wieder richtig gern in den Kindergarten geht.

Danke & Gruß,

Kannitverstan

Wahrscheinlich fühlt sich das Kind nicht mehr gemütlich dort. Mag sein, dass Erzieherinnen oder andere Kinder es schlecht behandeln