eben gelesen: Die anerkannt beste Rasierseife der Welt von Virgilio Valobra wird nach Übernahme des Unternehmens nicht mehr produziert, obwohl nicht wenige Nutzer dieses Produkts bereit gewesen wären, erheblich mehr dafür zu bezahlen als bisher.
Wie kommt es zu so einem eklatanten Marktversagen?
Ja, das wäre logisch. Aber es gibt Leute die meinen sie könnten es besser und schrumpfen so eine aufgekaufte Firma erstmal kaputt. Sie wollen sich aufs Kerngeschäft konzentrieren und verlieren dabei die anderen Produkte und Geschäftsfelder aus den Augen.
Die Geldgier bezieht sich also auf das schnelle Geld das irgendwelche Finanzinvestoren machen wollen die von der Materie kaum Ahnung haben.
das ist eine der letzten Vergnügungen, die es in dieser immer wohlfeiler und ärmer werdenden Welt noch gab. Sowas wie Reisen, Essen gehen, Schwetzinger SWR Festspiele usw.
Ich habe sie so geliebt, die Rasierseife von Virgilio Valobra. Bereits die Packung: Ein kleiner, gefalteter Karton, darin das Stück Rasierseife, wie mit einem Holzspatel „nach Gefühl“ auf zwei Gramm genau auf das Einwickelpapier geklatscht - das Mandelaroma - dieser gleichzeitig feste und schmeichelnde Schaum, der sich unter dem Pinsel entwickelt: Das, zusammen mit den guten türkischen Derby-Klingen (leider kommt in dieser Liga nichts Gescheites mehr aus Solingen): Das war es wert, morgens drei Minuten länger zu brauchen. Das war eine Rasur, die sich anfühlte, als würde doch noch alles gut werden (hab ich - ohne das Wort Rasur - bei Martin Walser geklaut).
Die Seifenstücke von Haslinger sind schon auch gut, aber so einen Schaum wie von Virgilio Valobra wird es nicht mehr geben.
Nee, eine der letzten Vergnügungen ist es, wenn einem die Gespielin (mit der man auch verheiratet sein darf) im wahrsten Sinne des Wortes „um den Bart geht“.
Selbst wenn es „viele“ gibt, die mehr zahlen würden, so ist es gut möglich, dass es insgesamt zu wenige sind. Ich bezweifle sehr, dass es sich dabei um Marktversagen handelt.
Auf einem funktionierenden Markt hätte sich ein Gleichgewichtspreis eingestellt; wo dieser liegen könnte, zeigt etwa der Hersteller Klar aus Heidelberg, der mit einer deutlich geringeren Produktion zu deutlich höheren Grenzkosten produzieren dürfte als Virgilio Valobra das tat. Klar kalkuliert seine Preise so, dass sie zu diesen Kosten passen, und fährt gut damit.
Wie sich jetzt zeigt, wurde Virgilio Valobra von Proraso übernommen, um die dortige Produktion einzustellen, d.h. auf dem italienischen Binnenmarkt wegen Wegfall eines Mitbewerbers schlechtere Produkte zu besseren Bedingungen absetzen zu können. Proraso hat sich das Geschäft entgehen lassen, das er mit einem der weniger werdenden weltweit exportierten italienischen Produkte hätte machen können, weil er sich erhofft, mit Stillegung der Konkurrenz mit seinem eigenen Ramsch bessere Margen zu erzielen.
Wie sollte Adam Smiths unsichtbare Hand ohne Konkurrenz wirken können?
No ja, wie gesagt macht Haslinger eine Rasierseife, mit der man leben kann. Aber kein Vergleich - so einen gleichzeitig sanften, festen und voluminösen Schaum wie von Virgilio Valobra habe ich bei keiner anderen Rasierseife erlebt. Das ist ja auch der Grund, weshalb ich davon überzeugt bin, dass eine Preiserhöhung um vielleicht 40 - 50 Prozent nicht so sehr schwer zu realisieren gewesen wäre. Die Herren von Proraso starrten offenbar so gebannt auf das eigene Ziel „Valobra muss weg!“, dass sie nicht kapierten, was für eine Geschäft sie damit sausen ließen.
Wenn es eine Rasierseife gibt, die wenigstens in die Nähe von Virgilio Valobra kommt - immer her damit.