Hallo
In einem Text heißt es vo solcando… (un mare)
Für eine Übertragung ins Deutsche habe ich den Originaltext (und nur mein rudimentäres Italienisch dafür), und eine englische Version, die evtl. per google-Übersetzung entstanden ist.
Die englische Übersetzung liest sich I’m drifting down
ich meine vom Original her, dass es eher heißen sollte ich durchpflüge, liege ich da richtig?
Danke und Grüße
… das auch nicht genau, ist das Italienische die passive Form? Dem Sinn nach suche ich einen Ausdruck zwischen dem durchpflügen (wohl eher passiv, das geht mit diesem Verb im Deutschen nicht) und dem zu sanften ich treibe (oder werde getrieben / lass mich treiben).
Servus,
die Form solcando ist gerundio semplice, das „einfache Gerundium“. Da gibt es kein Aktiv oder Passiv.
Von der Bedeutung des Verbs her ja: Da ist die Metaphorik im Deutschen wie im Italienischen - „52 Jahre lang durchpflügte die stolze Viermastbark Pamir die sieben Meere.“
Im Deutschen gibt es kein Gerundium. Für die Wiedergabe des italienischen gerundio ist das Verb entscheidend, das dabei steht. ‚Vo‘ sagt mir an dieser Stelle überhaupt nichts (was nichts heißen soll - im Vergleich zum Italienisch von Dante Alighieri ist das meinige maximal der Dreck unterm Daumennagel). Es könnte eine parallele Form (z.B. regional) von andare oder von volere sein.
Schöne Grüße
MM
Schade, Dante können wir dazu leider nicht fragen. Die Zeit würde passen, die Gegend auch, bei ihm könnte man es auch finden… als Form von andare habe ich es mal irgendwo gesehen gehabt finde es aber leider nicht wieder.
Danke
laut https://en.wikipedia.org/wiki/Tuscan_dialect (→ 3.2.5) ist es toskanischer Dialekt:
Andare: It. vado Tusc. vo (I go)
Gruß
Kreszenz
Bei Mozart gibt es Io vo’ bene al sesso vostro und als Spruch ce vo ce vo. Dort scheint es sein zu sein? Wird nur verwirrender.
Danke #Kreszentia
Servus Kreszenz aka die Unermüdliche,
damit wird das eindeutig und klar:
andare plus gerundio presente bezeichnet einen Zustand, der sich mit der Zeit wandelt - ein bissele ähnlich mit dem französischen futur proche , das ebenfalls mit aller konstruiert wird und dem schönen südschwäbisch bis alemannischen Adverb „ gau “ / „ gô “, dessen Etymologie ich nicht kenne, aber das schon auch klingt, als hätte es was mit dem mittelhochdeutschen gan zu tun.
Das vorgelegte vo solcando könnte man wörtlich etwa mit „ich bin im Begriff, auf See zu gehen“ wiedergeben, bräuchte für den Liedtext allerdings eine poetische Formulierung dafür. Sowas wie
Ein Wind weht von Süd und zieht mich hinaus auf See,
Mein Kind, sei nicht traurig, tut auch der Abschied weh.
Mein Herz geht an Bord und fort muß die Reise gehn,
Dein Schmerz wird vergehn und schön wird das Wiedersehn…
Aber das war ja der andere, das ist schon belegt!
Schöne Grüße
MM
Servus,
hier
ist durch den Apostroph eine Auslassung gekennzeichnet, ausgeschrieben stünde da
lo voglio bene al sesso vostro
Bei
kann ich nur spekulieren, das könnte gut die 3. Person Singular zum toskanischen vadere sein.
Schöne Grüße
MM
möchte ich noch was nachschieben, obwohl das nur noch sehr am Rand mit dem vorgelegten Thema zu tun hat: Da gibt es noch in naher Nachbarschaft zu gau/gô, ebenfalls in diesem Reservat des Mittelhochdeutschen an der Grenze vom Schwäbischen zum See-Alemannischen das Adverb aheba, in dem deutlicher wird, dass es formal ein Infinitiv und von der Funktion her wahrscheinlich ein Überrest eines deutschen Gerundiums ist.
Da sagt man
„Mer sottat etz ganga, 's werd gau Naacht“ = „Wir sollten jetzt gehen, es ist dabei, dunkel zu werden“
aber, z.B. im Oktober
„S naachtet aheba wolle ei“ = „Es wird jetzt nach und nach schon recht schnell dunkel“
(für Leser nördlich des 48. Breitengrades: aheba = anfangen)
Schöne Grüße
MM