Hallo
Vor 1945 haben ja nichtslawische Mitteleuropäer in geraubten
Häusern von Slawen (Polen) gelebt.
Das mag in Einzelfällen so gewesen sein, war aber im allgemeinen nicht so. Wer 1939 bis 41 als Nichtslawe im besetzten Polen angesiedelt wurde, war kein Mitteleuropäer, sondern kam aus Rumänien, Galizien, Weißrussland und vergleichbaren Gegenden, hatte dafür seinerseits ein Haus an die verbleibenden Slawen abzugeben und im übrigen vermutlich auch keine genaue Ahnung, wo er da eigentlich genau hinkam.
Ich denke auch, dass das
entweder knallharte Nationalisten waren oder sich morgens
nicht mehr gut im Spiegel ansehen konnten. Oder eben dachten:
was kann ich dafür. Die Häuser sind ihnen ja zugewiesen
worden.
Dies wird sich ein Flüchtling denken, der gezwungen wurde, seine Heimat unter entschädigungsloser Zurücklassung seiner sämtlichen unbeweglichen Habe zu verlassen. Das möchte ich bei den Serben eigentlich ausschließen, die von Serbien nach Serbien umzogen mit der Aussicht, ihre kargen Berghütten gegen großzügige deutsche und ungarische Höfe in einer fruchtbar gemachten Tiefebene eintauschen zu können und sich dabei auch noch irgendwie als Helden fühlten. Sonst wären sie ja wohl heute keine verbohrten Nationalisten, oder?
Das musste jetzt irgendwie sein, weil dein Satz ‚Stelle ich
mir als nichtslawischer Mitteleuropäer jedenfalls so vor …‘
so klingt, als seien die Slawen eventuell eine andere Art von
Menschen, die den Hausraub anders empfinden als
Mitteleuropäer.
Man wird in aller Regel davon ausgehen müssen, dass ein Täter eine Tat anders empfindet als ein Opfer, sei er nun Slawe oder nicht. Indessen sind die Täter (und Nutznießer) von Vertreibungsverbrechen des 20. Jahrhhunderts halt in aller Regel Slawen. Ohne Deformation des kollektiven Gedächtnisses hält man das nicht generationenlang durch.
Und was jetzt auch noch sein muss, weil du Polen ins Spiel gebracht hast: Die Vertreibung von Deutschen aus ihren angestammten Siedlungsgebieten in Polen und Tschechien begann bereits 1918. Eine entsprechende Beschlussfassung kann sogar bis zum Panslawistischen Kongress des Jahres 1848 in Prag zurückverfolgt werden, wonach binnen hundert Jahren die slawische Sprachgrenze bis zur Linie Stettin-Triest vorverlegt werden sollte. 97 Jahre später war der Auftrag erfüllt.
smalbop