Volkskunde

Liebe/-r Experte/-in,

ich habe nächste Woche meine Magisterprüfung über die Schwepunktthemen „Tod und Bestattung“ und „Sage“. Kennen Sie sich in diesem Thmenbereich aus (zumindest ein bisschen) bzw. haben Sie eines der folgende Bücher gelesen:

„Wohin die Toten gingen“ (Martin Illi)/ „Raum für Tote“ (Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal) / „Der organisierte Tod“ (Gisela Schiller) / „Geschichte des Todes“ (Philippe Ariès) / „Einführung in die Sagenforschung“ (Leander Petzoldt) / „Formen der Volkspoesie“ (Hermann Bausinger)

ich bin für jedes bischen hilfe dankbar

Hallo und schönen Sonntag!

An allgemeiner Literatur würde ich folgende drei Bücher empfehlen:

  • H. Bausinger: Volkskunde.
  • W. Kaschuba: Einführung in die europäische Ethnologie.
  • R. Brednich: Grundriß der Volkskunde
    Da gibt es gute Hinweise bzw. einen guten Überblick auf deine Themen.

Zum Thema Tod würde ich empfehlen: Bricolage 5. Innsbrucker Zeitschrift für Europäische Ethnologie. Thema: Medikale Kulturen.
Ganz allgemein würde ich die Werke von Eberhard Wolff sichten (http://www.mhiz.uzh.ch/aboutus/Team/wiss/EberhardWol…).
Auch das Buch „Der entseelte Patient – die moderne Medizin und der Tod“ würde ich mir anschauen.

Zum Thema Sage / Märchen fällt mir ein: Rolf Brednich hat einiges über Sagen und Märchen geschrieben und gilt als ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet. Und ganz allgemein gibt es die „Enzyklopädie des Märchens“, in die ich einen Blick werfen würde.

grüße und viel Erfolg,
Michael

Hallo Dominik,
von den genannten Büchern habe ich den Ariès gelesen, ich kenne auch Leander Petzold und von Bausinger einiges, aber gerade das genannte Werk nicht.
Womit ich eventuell helfen könnte: ich könnte meine
Materialsammlung durchsehen zum Thema Tod, Bestattung, Friedhof (z. B . Plazidus Berger) und Ihnen meine Exzerpte zur Verfügung stellen. Ich sitze auch gerade über einer umfänglicheren Arbeit über die alpenländische Volksreligiosität. Da kommt natürlich auch das Brauchtum um Sterben, Tod, Bestattung zur Sprache. Unter Wahrung meiner Autorenrrechte (ich möchte die Schrift veröffentlichen) könnte ich Ihnen
auszugsweise Teile des MS zugänglich machen. Hilft Ihnen das. Wenden Sie sich doch bitte unmittelbar an folgende E-Mail-Adresse: [email protected].
Mit besten Grüßen
Klaus Notz

Lieber Dominik,
leider habe ich keines dieser Bücher gelesen. Ich kenne auch keine Sagen zu diesem Thema.

Ich kenne mich nur insofern aus, als dass meine beiden Eltern bereits verstorben sind und ich ihre Trauerfeiern organisiert habe (nach ihren Wünschen).

Für meinen Vater habe ich wunschgemäß eine böhmische Bestattung organisiert. Die ging so:

In der Aussegnungshalle wurde „Die Moldau“ von Smetana gespielt. Mein Vater hatte sich dies gewünscht, „damit alle erst einmal so richtig schön weinen können“ (so hatte er es vor seinem Tod formuliert).
Zum Grab hin blies eine böhmische Kapelle einen Trauermarsch. Am offenen Grab wurden diverse Grabreden gehalten.
Nachdem der Sarg in’s Grab abgelassen worden war, spielte die Blasmusikkapelle ein fröhliches Lied bis zur böhmischen Wirtschaft vor dem Friedhof hin. Auch dies der Wunsch meines Vaters.
Im Gasthaus gab es böhmisches Essen und alle Gäste unterhielten sich angeregt über ihre Erinnerungen an meinen Vater.
„Eine schöne Leich“, sozusagen. So sagt man in Bayern, wenn die Begräbnisfeier schön war.

Meine Mutter hingegen wollte im engen Kreis bestattet werden und hatte ansonsten keine Wünsche geäußert. In der Aussegnungshalle wurde eine Opernarie von Mozart gespielt (eine Sopranstimme, denn meine Mutter hatte selbst gerne Opern gesungen).
Keiner hielt eine Grabrede, es gab keine Kapelle, niemand traute sich zu weinen. Es kamen wenige Leute. Wir gingen danach in ein Café zum Kuchenessen. Die Gespräche über meine Mutter waren recht mühsam.

Ich persönlich glaube, dass die böhmische Variante es den Hinterbliebenen viel eher erlaubt, ihre Gefühle zu spüren, zu zeigen, zu teilen und sich so „besser“ an den Verstorbenen erinnern können.

Ich habe diese Erfahrungen hier ale einen kleinen Beitrag zur „Feldforschung“ aufgeschrieben. Beide Bestattungen fanden in München statt.

Mit den besten Grüßen
Anna

Hallo es gibt noch ein Buch von einer Nicole Rieskamp zu diesem Theme ziemlich Aktuell wenn ich mich recht erinnere. Ansonsten habe ich mich selbst nie mit diesem Thema beschäftigt!

Hallo Dominik,

erst einmal Entschuldigung, dass ich erst jetzt antworte, ich war leider einige Tage offline.

Zum Thema Tod im Zusammenhang mit meinen volkskundlichen Kenntnissen fällt mir der „Totentanz“ ein, den eine Gruppe der Arbeitsgemeinschaft Sing-, Tanz- und Spielkreise Baden-Württemberg jährlich aufführt.

Mehr kann ich leider nicht zu diesem Thema beisteuern.

Viel ERfolg wünscht

Gisela Schöpflin