Vollgeldstrategie: Was ist davon zu halten?

Immer wieder ist zu lesen, dass die Banken mit ihrer Kreditvergabe aus der Luft Geld schöpfen, Die Kredite sind also nur zu einem geringen Prozentsatz gedeckt und so können die Banken (und subsidiär die Staaten) bei einem Ausfall der Kredite zur Kasse gebeten werden, was sich in der letzten Finanzkrise deutlich gezeigt hat.

Es gibt nun Bestrebungen dieser Praxis mit sogenanntem Vollgeld ein Ende zu setzen. (d. h. nur noch die Nationalbank hat das Recht Notengeld und Giralgeld zu schöpfen) Damit hätte nach meinem Verständnis der Materie endlich wieder die Zentralbank die ganze Kontrolle über die Geldmenge, was ja letztlich auch ein entscheidender Faktor ist um die Währung zu stabilisieren.

Ich denke nicht, dass sich diese Idee auf politischer Ebene durchsetzen wird, weil die Macht der Finanzindustrie zu gross ist. Trotzdem würde mich Deine Meinung interessieren und vor allem mit welchen Auswirkungen die ganze Volkswirtschaft zu rechnen hätte.

Grusz
Küde

Immer wieder ist zu lesen, dass die Banken mit ihrer
Kreditvergabe aus der Luft Geld schöpfen,

Ja, das liest man leider immer öfter. In der Regel von Leuten, die nicht einmal einen Buchungssatz auf die Reihe bekommen oder die Bilanz eines Kreditinstitutes studiert haben.

Durchaus möglich, daß es da einen Zusammenhang gibt.

Es gibt nun Bestrebungen dieser Praxis mit sogenanntem
Vollgeld ein Ende zu setzen. (d. h. nur noch die Nationalbank
hat das Recht Notengeld und Giralgeld zu schöpfen) Damit hätte
nach meinem Verständnis der Materie endlich wieder die
Zentralbank die ganze Kontrolle über die Geldmenge, was ja
letztlich auch ein entscheidender Faktor ist um die Währung zu
stabilisieren.

Einerseits waren es die Zentralbanken, die die Märkte in den letzten Jahren mit Geld geflutet und die Geldmengen drastisch erhöht haben, andererseits ist mir nicht klar, welche Währung mehr Stabilität brauchen sollte.

Ich denke nicht, dass sich diese Idee auf politischer Ebene
durchsetzen wird, weil die Macht der Finanzindustrie zu gross
ist. Trotzdem würde mich Deine Meinung interessieren und vor
allem mit welchen Auswirkungen die ganze Volkswirtschaft zu
rechnen hätte.

Meiner Meinung nach wird das wieder eine der fruchtlosen Diskussionen, die in den letzten 15 Jahren hier schon zigmal geführt worden sind. Deswegen plädiere ich dafür, daß den Menschen schon in der Grundschule zumindest ein Grundwissen an Volks- und Betriebswirtschaft vermittelt wird.

Soweit mir bekannt ist, haben die Zentralbanken die Geldschläusen geöffnet, weil sich die Banken unter sich nicht mehr über den Weg getraut haben und dass Banken Geld schöpfen können ist wohl eine alte Tatsache

Es ist in der Tat keine schlechte Idee, Volks- und Betriebswirtschaftslehre bereits in der Schule zu vermitteln. Wie sagte doch schon Henri Ford: „Wenn die Leute wüssten, wie unser Finanzsystem aufgebaut ist, hätten wir nicht erst morgen eine ausgewachsene Revolte“

BWL und VWL in Grundschulen
Ein ambitioniertes Projekt.
Was genau willst Du denn 9- und 10-jährigen vermitteln?

Soweit mir bekannt ist, haben die Zentralbanken die
Geldschläusen geöffnet, weil sich die Banken unter sich nicht
mehr über den Weg getraut haben

Was nichts daran ändert, daß die Notenbanken den wesentlichen Einfluß auf die Geldmenge haben und hatten und nicht die Kreditinstitute. Letztere unterliegen ganz anderen und viel relevanteren Restriktionen als nur der Mindestreserve, die im Zusammenhang mit den vermeintlich nahezu unbegrenzten Geldschöpfungsmöglichkeiten der Kreditinstitute immer wieder angeführt werden. Neben Liquiditäts- und Kapitalvorgaben sind dies vor allem die Kunden, die Kredite eben nicht in dem Maße nachfragen, wie sich das einerseits die Politik und die Notenbank das wünschen und sich die Vertreter der „Banken machen so viel Geld wie sie wollen“-Theorie das gerne ausrechnen.

und dass Banken Geld schöpfen
können ist wohl eine alte Tatsache

Prinzipiell nicht falsch, aber immer wieder gerne falsch verstanden.

Die Leute wollen Kredite nicht
Arme Kreditinstitute, mir kommen da doch glatt die Tränen.
Ich weiß noch gut die Worte des Filialleiters, der sagte, mein Projekt sei schlüssig, aber ich kriege keinen Kredit, vor 30 Jahren hätten sie sowas auf jeden Fall finanziert.
Ohne Zwischenfinanzierung habe ich das trotzdem einigermaßen erfolgreich durchgezogen, aber es wurde für mich deswegen viel teurer (nicht bloß um ein paar tausend Euros) und nicht so optimal.
Jetzt habe ich die Faxen dicke, betrachte Banken nur noch als Geldpostamt, Kredit werde ich mein Lebtag nicht mehr nachfragen, und über Anlagemöglichkeiten mache ich mir meine eigenen Gedanken.

Ich weiß noch gut die Worte des Filialleiters, der sagte, mein
Projekt sei schlüssig, aber ich kriege keinen Kredit, vor 30
Jahren hätten sie sowas auf jeden Fall finanziert.

Jaja, jeder wird einen Einzelfall parat haben, den die Kreditinstitute nicht finanzieren wollten. Darüber kann man so wunderschön meckern und im nächsten Satz über die Kreditinstiute echauffieren, die in den USA, in Spanien und überhaupt überall alles finanziert und dabei Milliarden verbrannt haben. Komischerweise gelingt es den wenigsten, den innewohnenden Widerspruch zu erkennen. Ganz zu schweigen von der Fähigkeit zur Selbstreflektion und der Erkenntnis, daß die eigene Idee vielleicht doch nicht der ultimative Selbstläufer ist.

Bzgl. der Kreditnachfrage verweise ich auf die Monatsberichte der Bundesbank der letzten sechs Jahre (grob gepeilt).

Oh ja, da hast Du vollkommen recht.
Auch ich verstehe nicht die Logik von grotesker Verschwendungssucht einerseits und Verweigerung der selbstgewählten gesellschaftlichen Aufgaben andererseits und nochmal andererseits das Gejammere (das machst Du hier schon seit zehn Jahren), daß die Leute keine Kredite mehr kaufen wollen.

selbstgewählten gesellschaftlichen Aufgaben andererseits und
nochmal andererseits das Gejammere (das machst Du hier schon
seit zehn Jahren), daß die Leute keine Kredite mehr kaufen
wollen.

Keine Ahnung, woraus Du ein vermeintliches Gejammere liest. Ich erwähne das Thema nur, wenn es entweder darum geht, daß die Kreditinstitute angeblich zu wenig Geld verleihen oder daß die Mindestreserve die angeblich entscheidende Restriktion der Geldschöpfung ist. Beides ist offensichtlich Unsinn.

Die wesentliche Frage ist aber, ob es überhaupt gut und sinnvoll ist, wenn die (faktisch abhängigen) Zentralbanken die Kontrolle über die Geldschöpfung haben. Die Geldschöpfung würde aber auch bei den mir bekannten Vollgeldkonzepten immer noch fragwürdig bleiben, da das Problem der Staatsschulden ungelöst bliebe.

Zu den Auswirkungen empfehle ich dies:
http://bit.ly/1sen4aT

Ist aber so. Du hast schon vor zehn, fünfzehn Jahre hier im Forum darüber geklagt, daß du Kreditlinien einräumen kannst noch und nöcher, und es wird die Ausreichung nicht abgerufen.
Ich gebe gerne zu, daß ich das mit der Geldschöpfung oder nicht etc. nicht verstanden habe. Ist mir auch wurscht, rational ignorance.

Ist aber so. Du hast schon vor zehn, fünfzehn Jahre hier im
Forum darüber geklagt,

Es gibt einen Unterschied zwischen „seit zehn Jahren“ und „vor zehn, fünfzehn Jahre[n]“ und wenn ich jetzt noch wüßte, welchen Beitrag Du meinst, könnte ich Dir wahrscheinlich heute noch erklären, was damals eigentlich gemeint war.

Ich gebe gerne zu, daß ich das mit der Geldschöpfung oder
nicht etc. nicht verstanden habe. Ist mir auch wurscht,

Na, dann passen Deine jüngsten Einlassungen ja prima zum Thema.

Erstens habe ich keine Einlassungen zum Thema verfaßt, sondern Kommentare zu Deinen Einlassungen, was ja meinem Verständnis nach zur bestimmungsgemäßen Nutzung dieses Forums gehört. Zweitens bin ich nur ein einfacher Forumsnutzer und kein Überwachungsapparat, kann somit nicht alle Deine Beiträge korrekt wiedergeben und Jahreszahlen zuordnen.
Ich habe beobachtet, daß manche Forumsnutzer genau protokollieren, zu denen gehöre ich nicht, rational ignorance, („Hidden Order“ von David Friedman, NY, 1996).