Vom Klardenken zum Klarträumen?

Buenas tardes,

der vorherige Thread über Klarträume hat mich noch weiter beschäftigt, wie man hier sieht. Da jeder Mensch träumt, sind Träume seit Jahrtausenden ein Thema, zu dem der Mensch die wildesten Fantasien entwickelt hat. Ich habe ein Interesse, mehr Klarheit zu erhalten über Klarträume:

  1. Im vorherigen Artikel wünschte sich ein User einen Traum mit Friedrich dem Großen. 2) Ein anderer glaubte, dass dies möglich sei. 3) Ein dritter meinte, man könne ungefähr so klar träumen, wie man es halt will.

Ich halte diese Vorstellungen schlicht für eine esoterische Wunschprojektion. Um mehr Klarheit über Klarträume zu gewinnen, wäre es grundlegend wichtig, überhaupt in etwa zu wissen, wie die menschliche Psyche funktioniert. Seit Sokrates ist die Idee in unserer Kultur weiter entwickelt worden, dem Unbewussten mehr Aufmerksamkeit zu schenken und durch die Erweiterung des Bewusstseins zu mehr Wissen zu gelangen.

Sigmund Freud ist es zu verdanken, dass der Begriff des Unbewussten heute in allen höheren Kulturen bekannt geworden ist, und das weltweit. Wenn das Unbewusste nachts im entspannten Zustand des Körpers so eigenartige Fantasien projiziert, dass wir selbst noch am Tage damit beschäftigt sind, muss das für uns Menschen über die übliche Kulturprägung hinaus von irgendeiner Bedeutung sein, sogar schon rein physiologisch auf unser Gehirn bezogen und auch auf unser Denken und Handeln.

Der ehemalige Berliner Bürgermeister Schultz hat behauptet, er würde nie träumen. Hingegen ist meine Meinung, dass er vielleicht geträumt hat, es aber sofort nach dem Aufwachen wieder vergaß, weil sein Selbstbewusstsein gleich wieder mit funktionalen Dingen seines Alltags beschäftigt war. Noch hinzu kommt, dass die Schlaftiefe völlig verschieden sein kann, und zwar sowohl in einer einzigen Nacht wie auch in verschiedenen Lebensabschnitten und dazu verschieden von Mensch zu Mensch. Der ehemalige Bürgermeister Schultz war vielleicht besonders gestresst?!

Wissenschaftler haben behauptet, dass Männer deshalb früher sterben als Frauen, weil sie sich oft nicht so tief entspannen können, im Gegensatz zu den meisten Frauen. Anscheinend nehmen Männer auch in den Schlaf ihre Alltagsprobleme mit, was Frauen weniger tun. Aufgrund unterschiedlicher Schlaftiefen kann man annehmen, dass die Fähigkeit zur tieferen Entspannung im Schlaf Männern weniger möglich ist als Frauen, die tagsüber weniger unter Stress zu leiden haben. Der Stress ist für Manager (nicht für diejenigen, die ganz oben sitzen, sondern die in der Mitte oder ganz unten in der Gesellschaft stehen) besonders gefährlich. Man spricht oft von der Manager-Krankheit, bei denjenigen, die jede Nacht nur ganz „flach“ schlafen. So kippen oft erfolgreiche Jungmanager plötzlich um und sterben schon früher am Herzinfarkt. Das ist alles andere als ein Erfolg. Der Stress bewirkt, dass Männer oft nur sehr kurz und sehr unruhig schlafen und auch weniger und flach träumen.

Zum Begriff Klarträume ist meiner Meinung nach folgende Klarheit im Denken anzustreben: 1) Einer vorgeplanten Person im Traum zu begegnen, halte ich für unmöglich, wer das glaubt, soll es zuerst sich selber beweisen.

  1. Das Unbewusste ist untrennbar mit der Körperentspannung identifiziert. Was das Unbewusste im Traum produziert, hängt davon ab, wie sehr man emotional mit seinen Ängsten und Wünschen (besonders auch mit sexuellen Fantasien) umgeht, wobei starke Wünsche und Ängste gerade dadurch im Unterbewusstsein die größten Fantasien produzieren, wenn sie permanent verdrängt werden. Es ist so ähnlich, wie wenn man versucht, einen Ball längere Zeit unter Wasser zu drücken, irgendwann erlahmt die Kraft und der Ball schnellt wieder nach aus dem Wasser hinaus, aber nicht genau an der gleichen Stelle, sondern an einer ganz anderen Stelle. Psychologen sprechen hier von einer Verschiebung, das heißt, das Unbewusste produziert Fanatasien, die selbst noch am Traum dem Selbstbewusstsein nicht offen gegenübertreten, sondern sogar noch im Traum unterdrückt gehalten werden müssen vor den überhöhten Idealen der Alltagsfassaden.

  2. Ich verstehe nicht, wenn man zum Beispiel ein Interesse an einer bestimmten Person hat (im vorigen Thread mit dem Beispiel von Friedrich dem Großen) und man diesen Wunsch in einen Traum hinein fantasiert, anstatt sich intensiv am Tage in einem Buch mit dieser Person zu beschäftigen.

Es gibt von dem Regisseur Wim Wenders einen Film, in dem man mit einem Apparat seine Träume rekapitulieren kann, als Bewusstseinserweiterung, wenn es so einen Apparat wirklich gäbe. Bis jetzt ist das nicht möglich und entspringt nur einer künstlerischen Utopie. Es geht aber meiner Ansicht nach nicht um irgendwelche zusammen fantasierten Klarträume (das sind irrationale Wünsche), sondern um ein Klardenken! Je klarer man zu denken lernt, sozusagen als philosophische Lebenskunst, desto klarer werden auch die Träume, weil man seine unbewussten Ängste und Wünsche nicht mehr länger vor sich selbst verdrängen muss, sondern statt dessen lernen kann, als selbstbewusster Mensch authentisch zu leben.

Was meinen die Experten in diesem Brett zu meiner These: Vom Klardenken zum Klarträumen?

Hasta luego
CJW

Hi,

Klarträumen ist möglich und man kann tatsächlich „planen“ wen man treffen will. Allerdings wird diese Person im Traum einfach der eigenen Vorstellung entsprungen sein und somit mit dem wahren „Friedrich dem Großen“ recht wenig gemein haben :wink:

Grüßle,

Ralf