Jesus war damals noch alleine mit einigen Jüngern unterwegs. Inzwischen hat sich die Kirche doch ein wenig vergrößert und ausdifferenziert. D.h. es macht längst nicht mehr jeder alles in der Kirche, sondern es gibt ganz unterschiedliche Angebote zu ganz unterschiedlichen Zwecken. Es hat also nichts mit „egoistisch“ zu tun, wenn ein konkretes Kloster oder mehrere Klöster kein passendes Angebot für genau diesen Fall bieten. Klöster sind allerdings ohnehin grundsätzlich in ihrer inneren Struktur und ihrer ggf. nach außen wirksam werdenden Tätigkeit.
Die interne Struktur ist eine hierarchische Struktur von Menschen, die besonders fest im Glauben stehen, und im Leben im Kloster ein alternatives Lebensmodell zu z.B. Ehe und Familie sehen. Hieran kann man nicht „einfach so“ teilnehmen, sondern da geht es um ganz grundsätzliche Lebensentscheidungen, einen langwierigen Prozess, Gelübde, … Das ist schlicht und ergreifend nichts für Leute, die in einer „schwierigen Situation“ sind, sondern ganz im Gegenteil! Und der lange Weg ins Kloster ist genau dafür da, sich selbst diesbezüglich immer wieder zu prüfen, ob man dafür der Richtige ist.
Zudem bedeutet Kloster dann nicht einfach nur, dass man ein warmes Plätzchen hat, und regelmäßig betet, sondern in ganz vielen Orden geht es darum, dass die Brüder und Schwestern auch noch im Kloster oder außerhalb einer Berufstätigkeit nachgehen, und so das Kloster mit unterhalten. Also auch insoweit nichts für Leute „in einer schwierigen Situation“.
Auf der anderen Seite steht dann das Wirken des Klosters/des Ordens nach außen hin. Es gibt durchaus Orden, die sich um Menschen in „schwierigen Situationen“ kümmern, Beratung und Unterstützung durch entsprechend geschulte Brüder und Schwestern anbieten, ganz praktisch mit Speis und Trank oder Unterkünften helfen, Zeit und Gelegenheit bieten, im Kloster einige Wochen zur Ruhe zu kommen, und Auswege aus belastenden Situationen zu finden, … Aber dies bedeutet eben nicht, dass man ein vollwertiges Teil der Ordensgemeinschaft wird, sondern lediglich, dass man auf Zeit am klösterlichen Leben teilnimmt, und (üblicherweise gegen Geld, da das eben Dinge sind, die ein Kloster mit finanzieren) die Angebote nutzt, die da gemacht werden. Danach zieht man dann wieder seiner Wege, und führt wieder sein eigenes Leben. Ich weiß von diversen Menschen, die - teilweise durchaus auch in Ehe/Partnerschaft/Familie lebend - solche Angebote einmalig oder auch regelmäßig gerne annehmen.